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Umgang mit der AFD Stören ist keine Strategie

Die AfD wie beim ARD-Sommerinterview mit lauten Zwischenrufen mundtot machen zu wollen, ist keine Lösung. Eine offene Auseinandersetzung mit ihren oft kruden Thesen wäre angebrachter, meint Markus Peters.
21.07.2025, 20:55 Uhr
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Stören ist keine Strategie
Von Markus Peters

Das "Zentrum der Politischen Schönheit" hat sich mit der Aktion, das ARD-Sommerinterview mit Alice Weidel durch Trillerpfeifen, Hupen und Musik verhindern zu wollen, keinen Gefallen getan. Das war ganz und gar nicht originell wie seinerzeit etwa der Nachbau des Holocaust-Mahnmals vor dem Wohnhaus von Björn Höcke oder die Projektion von Elon Musik mit in die Höhe gerecktem Arm auf eine Fassade seiner Tesla-Fabrik in Grünheide/Brandenburg.

Diese Aktion war einfach nur dumm, weil sie die AfD in ihrer Opferrolle weiter bestärkt. Wer versucht, den politischen Gegner mit solchen Mitteln mundtot zu machen, beweist nur, dass er kein Interesse an einer Debatte hat.

Nahezu jedes Wort von Alice Weidel war entweder grob übertrieben oder aber völlig falsch.

Dabei ist eine Auseinandersetzung über die Programme dieser Partei dringend notwendig. Nahezu jedes Wort, was während des Interviews aus dem Mund von Alice Weidel kam, war entweder grob übertrieben oder aber falsch. Nein, das Zentrum für politische Schönheit bekommt keine Steuergelder, um gegen die AfD zu demonstrieren. Nein, nicht die Hälfte aller Bürgergeldempfänger sind Ausländer, die noch nie in das deutsche Sozialsystem eingezahlt haben. Nein, nicht die Bürgergeldempfänger sind für die Kostensteigerungen der Krankenversicherungen zuständig. Das zu behaupten, ist grober Unfug.

Nicht für alles, was in diesem Land derzeit schiefläuft, sind Migranten verantwortlich – wie die Partei seit 2015 permanent Glauben machen will. Im Gegenteil: Im Bereich der Arbeitskräfte oder bei der Finanzierung der Sozialversicherungssysteme sind sie sogar eher Teil der Lösung als des Problems. Wer das nicht glaubt, kann sich gerne mal die Alterspyramide dieses Landes ohne Zuwanderer anschauen.

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Das heißt aber nicht, dass über Fehlentwicklungen nicht offen gesprochen werden sollte. Im Gegenteil: Wer versucht, diese zu verschweigen, macht sich am Ende selbst unglaubwürdig. Deshalb besteht der richtige Umgang mit der AfD nicht im Hupen oder lauter Musik, sondern darin, beharrlich ihre grotesken Falschbehauptungen, ihre fortwährende Schlechtrederei dieses Landes, ihre unerträgliche Nähe zu Diktatoren wie Putin und ihre ewige Suche nach fremden Sündenböcken zu entlarven. Und darin, die Probleme, die es zweifelsohne auch gibt, zu lösen.

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