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Ressource Wasser Wenn das Wasser knapp wird

Der Berliner "Masterplan Wasser" beinhaltet unter anderem die mögliche Rationierung von Trinkwasser. Das sorgt für Verunsicherung - aber selbst für solche Maßnahmen gibt es Gründe, urteilt Peter Gärtner.
24.04.2022, 08:00 Uhr
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Von Peter Gärtner

Berlin gehört zu den gewässerreichsten Städten Europas. Die Flüsse Spree, Havel, Dahme und Panke sowie zahlreiche Seen prägen das Stadtbild. Trotzdem haben die Hauptstadt und das brandenburgische Umland mit zunehmendem Wassermangel zu kämpfen – denn der Osten Deutschlands gehört zu den niederschlagsärmsten Gegenden der Republik. Der Senat hat jetzt begonnen, eine Wasserstrategie zu entwickeln, um künftige Nutzungskonflikte etwa zwischen Privathaushalten und Industrie zu vermeiden. Eine der Handlungsoptionen des „Masterplans Wasser“ lässt besonders aufhorchen: Das Land könnte künftig den Wasserverbrauch der Haushalte rationieren, wenn im Sommer die Regenmengen sinken und die Flüsse noch weniger Wasser in die Stadt bringen.

Aber was, wenn zeitweise kein Wasser mehr aus dem Hahn kommt? Der Schreck, der beim Reizwort Rationierung nicht nur Berlinern in die Glieder gefahren ist, wird seine Wirkung nicht verfehlen. Denn ohne Wasser läuft gar nichts.

Der Klimawandel wird den Wassermangel verschärfen.

Zwar wird auch künftig niemand verdursten, und auch Wasserdiebstähle in großem Stil - wie in Südeuropa längst an der Tagesordnung – sind hier nicht zu befürchten. Doch der Klimawandel wird den Wassermangel langfristig noch verschärfen. Die Berliner Wasserbetriebe rechnen bis 2050 mit einem Rückgang der Grundwasser-Neubildung um 20 Prozent bei gleichzeitig deutlich steigendem Trinkwasserbedarf.

Zum Masterplan gehören deshalb auch eine bessere Nutzung des Niederschlagswassers, das künftig großflächig aufgefangen werden soll, sowie die künstliche Speicherung von Grundwasser. Auch eine Fernwasserversorgung für Berlin soll geprüft werden.

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Am südöstlichen Stadtrand fürchten viele Menschen bereits den enormen „Durst“ der gerade in einem Wasserschutzgebiet eröffneten Tesla-Fabrik. Schon in der ersten Ausbaustufe benötigt das Werk so viel Wasser wie eine Kleinstadt. Der regionale Versorger verweist auf eine Deckungslücke, die bei einigen die Angst schürt, wegen der Gigafactory hätten Anwohner bald nichts mehr zu trinken. Vor allem ist offen, wo die gigantische Wassermenge herkommen soll, wenn die Fabrik eines Tages bis zu 500.000 Autos produziert.

Eigentlich verfügt die Bundesrepublik über ausreichende Wasserreserven. Knapp 200 Milliarden Kubikmeter Wasser pro Jahr stehen rein rechnerisch Bürgern, Industrie und Landwirtschaft zur Verfügung. Laut Umweltbundesamt waren es jedoch im Dürresommer 2019 nur rund 119 Milliarden Kubikmeter. Die wichtigste Ressource ist zudem höchst unterschiedlich vorhanden.

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Der Dürremonitor des Leipziger Umweltforschungszentrums zeigt den Ernst der Lage: In Sachsen, weiten Teilen Sachsen-Anhalts und Berlin-Brandenburgs, in einigen Regionen Niedersachsens und im Norden von Rheinland-Pfalz wurde der Oberboden in die höchste Alarmstufe eingeordnet. Der Klimawandel lässt längere Dürreperioden im Frühjahr und Sommer immer wahrscheinlicher werden; im Winter wiederum regnet es mehr als früher. Über den vermehrten Bau von Zisternen und anderen Wasserspeichern wird im Osten vielerorts nachgedacht. In der Landwirtschaft sind trockenresistentere Sorten und neue Anbaumethoden notwendig, um die Beregnung von Feldern zu reduzieren.

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Wichtiger noch ist jedoch die Einhaltung der EU-Richtlinie für die Grundwasserbelastung mit Nitrat. Die industrielle Landwirtschaft bringt nach wie vor viel zu viel Gülle und Dünger auf die Felder. In vielen Regionen kann deshalb nicht auf eigentlich vorhandene Grundwasserressourcen zurückgegriffen werden.

Weniger als ein Liter Regen ist in Berlin im März pro Quadratmeter gefallen – gerade einmal eine verschüttete Apfelsaftpackung.

Die Pandemie wiederum hat den Wasserverbrauch nochmals steigen lassen: Viele Menschen verbrachten ihren Ur­laub zu Hause, schafften sich in großer Zahl Pools und Planschbecken an. In Berlin ist nun eine Aufklärungskampagne geplant, um das Problembewusstsein weiter zu schärfen. Dazu trug auch der März bei: Weniger als ein Liter Regen ist in Berlin in dem gesamten Monat pro Quadratmeter gefallen – gerade einmal eine verschüttete Apfelsaftpackung. Unumstritten ist, dass sämtliche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel viel Geld kosten werden.

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