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Kommentar zur EU-Agrarreform Nur ein Reförmchen

Überraschend hat sich die Europäische Union auf eine Agrarreform verständigt. Doch vieles ist in gut gemeinten Ansätzen steckengeblieben, weil der Mut gefehlt hat, meint Detlef Drewes.
25.06.2021, 20:02 Uhr
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Nur ein Reförmchen
Von Detlef Drewes

Ob diese Reform tatsächlich den anspruchsvoll anmutenden Begriff „Wende“ verdient, sei dahingestellt. In Brüssel benutzt man gerne wolkige Umschreibungen, die mit der späteren Realität nicht viel zu tun haben. Die EU wollte eine „Farm-to-Fork-Strategie“. Gemeint ist eine Strategie, alle Phasen der Herstellung von Lebensmitteln – vom Acker oder Stall bis auf den Teller – neuen Anforderungen zu unterwerfen. Dem wird das Ergebnis jedoch nicht gerecht.

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Trotzdem blitzen hier und da ein paar Kurskorrekturen auf, wie jene Gelder, die man bei den großen Agrarkonzernen gekürzt hat, um sie bäuerlichen Familienbetrieben zuzuleiten. Auch der Schutz für Erntehelfer vor Ausbeutung darf als Er­rungenschaft angesehen werden. Ob aber die künftigen Öko-Auflagen, deren Beachtung den Landwirten noch ein paar Euro extra sichern sollen, tatsächlich etwas ­bringen, ist zweifelhaft. Bislang fehlen nahezu alle Details zu den Plänen. Deshalb fehlt den Bauern weiterhin Planungs­sicherheit.

Hinzu kommen Unsicherheiten, die wenig bis nichts mit Brüssel zu tun haben. Denn die Agrarreform lässt den Mitgliedstaaten viele Hintertüren offen. Die Rücksicht auf die nationalen Gegebenheiten macht zwar Sinn, weil die regionalen Voraussetzungen der Bauern sehr unterschiedlich sind. Aber unter dem Druck der Agrar-Lobby haben viele Regierungen in der Vergangenheit alle Möglichkeiten genutzt, ihren Landwirten entgegenzukommen und lästige Brüsseler Vorgaben abzuschwächen.

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So wurden aus ursprünglich sinnvollen Maßnahmen nicht selten Mogelpackungen. Doch sie bieten kein nachhaltiges Konzept für die Bauern, die nach attraktiven Wegen suchen, um ihre Produkte ökologisch anzubauen und regional zu vermarkten.

Zumal spätestens an diesem Punkt die großen Einzelhandelsketten ins Spiel kommen, deren Einfluss auf die Einkommen der Höfe und die Preise der Verbraucher beträchtlich ist. Brüssel hat seit vielen Jahren Abhilfe versprochen. Aber auch diese Agrarreform wird sie nicht liefern. So bleibt vieles in gut gemeinten Ansätzen stecken, weil für einen großen Wurf einfach der Mut gefehlt hat.

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