Zum Regieren gehört die Kunst der Selbstdarstellung. Für die Mächtigen sind Medien immer auch Mittel zum Zweck. Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder brachte das auf die simple Formel, er brauche zum Regieren „,Bild‘, ‚BamS‘ und Glotze“. Sein Vorgänger Helmut Kohl sah in Journalisten potenzielle Feinde, und Schröders Nachfolgerin Angela Merkel verlässt sich ganz auf ihre professionelle Distanz. Umso wichtiger ist, dass die Medien unabhängig bleiben, sich nicht auf eine politische Seite schlagen. Und: dass sie auch unabhängig bleiben können.
In China, Weißrussland oder Syrien können sie das bekanntlich nicht. Pressefreiheit ist dort ein hohles Wort. Dass mit Ungarn aber jetzt ein EU-Land in die von „Reporter ohne Grenzen“ veröffentlichte Liste der „Feinde der Pressefreiheit“ aufgeführt wird, zeigt: Dieses demokratische Grundrecht kann schnell geschleift werden. Viktor Orban hat es geschafft – und sitzt fester im Sattel denn je. Dieses Beispiel vor der eigenen Haustür sollte Mahnung genug sein. Nur eine freie Presse erfüllt ihre Wächterfunktion.