Die schrecklichen Gewalttaten an Bahnhöfen in Frankfurt und im nordrhein-westfälischen Voerde haben bundesweit Betroffenheit ausgelöst. Viele Zugpassagiere werden ihre Reise künftig vielleicht mit einem mulmigen Gefühl antreten. Dass Menschen dazu fähig sein können, völlig Fremde vor einfahrende Züge zu stoßen, ist nicht zu verstehen und kaum zu ertragen. Taten wie diese können das Grundvertrauen erschüttern, sich gefahrlos im öffentlichen Raum zu bewegen.
Bahn wird immer wichtiger als Verkehrsmittel
Die Diskussion über die Sicherheit der Bahnhöfe ist deswegen ein ebenso verständlicher wie naheliegender Impuls. Die Bahn wird immer wichtiger als Verkehrsmittel, jedes Jahr steigt derzeit die Zahl der Passagiere. Die Sicherheitsvorkehrungen im Flugverkehr sind nach den Anschlägen des 11. September 2001 nach und nach erweitert worden. Am Bahnsteig und im Zug sind Menschen Angriffen von Terroristen, psychisch Kranken oder heimtückischen Mördern dagegen nahezu schutzlos ausgeliefert. Innenminister Horst Seehofer spricht von einer „moralischen Verantwortung“, jetzt das Menschenmögliche für mehr Sicherheit zu tun.
Dagegen ist nichts zu sagen. Auch eine stärkere Präsenz der Bundespolizei scheint schon deswegen geboten, weil viele Bahnhöfe bereits heute chronisch überlastet sind. Wahr ist aber auch: Gegen solche Wahnsinnstaten ist vermutlich kein wirksamer Schutz möglich. Zugangskontrollen jedenfalls brächten nichts; Täter könnten sich eine Bahnsteigkarte oder ein Zugticket kaufen. Der Bau von Trennwänden zwischen Gleis und Bahnsteig ist angesichts von 5600 Bahnhöfen und einer Vielzahl unterschiedlicher Zugtypen wohl logistisch wie baulich gar nicht möglich – vom Investitionsstau der Bahn einmal abgesehen. Und ähnliche Gefahren lauern an stark befahrenen Ausfallstraßen oder an viel besuchten Hafenanlegern. Auch sie müssten gesichert werden.
Es ist schwer zu akzeptieren. Aber gegen die Bedrohung durch Menschen, die Undenkbares tun, lässt sich nicht immer Vorsorge treffen.