Ein Flugzeug, das in der Stadt über besiedeltem Gebiet abstürzt. Das hat es in Bremen noch nicht gegeben. Die beiden Insassen sind tot, weitere Opfer gibt es nicht. Die Feuerwehr spricht deshalb bei aller Tragik von einem glimpflichen Ausgang.
Der Rauch steigt so hoch und ist so dunkel, dass es die halbe Stadt mitbekommt. Irgendwo dort, wo der Flughafen liegt, muss etwas passiert sein, ein Unglück und kein kleines. In den Straßen hallen die Sirenen der Fahrzeuge von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei. Ein Großeinsatz, alles drängt nach Huckelriede. Und dann die Nachricht, man glaubt es kaum: Ein Flugzeug ist abgestürzt!
Das Unglück ist nicht auf dem Flughafen passiert, sondern in einem Gebiet, in dem Menschen leben. Unklar zunächst, ob es eine der Häuserreihen getroffen hat. Doch an Ort und Stelle, in der Kornstraße, wissen es die Leute bereits genauer: Das Flugzeug ist neben einer Lagerhalle abgestürzt. Das Gebäude ist dabei in Brand geraten. Von dort steigt der Rauch auf, und dass er schwarz ist, liegt an den Reifen, die in der Halle liegen.
Zwei Menschen sind tot, sie saßen in der Maschine, der Pilot und sein Co-Pilot. „Das ist tragisch“, sagt Karl-Heinz Knorr, der den Feuerwehreinsatz leitet, „aber für einen Absturz mitten in der Stadt ist der Ausgang noch glimpflich.“
Knorr gibt einen Überblick über das Geschehen, während seine Leute noch voll im Einsatz sind. Sie löschen von oben und von den Seiten, kommen aber kaum gegen den Qualm an. Und gegen die Hitze. „Die Halle ist aus Stahlbeton, und es sind Reifen, die brennen“, erklärt Knorr. Ein Glutofen, der schwer abkühlt. „Die Opfer sind wahrscheinlich bereits beim Aufprall ums Leben gekommen“, sagt der Branddirektor.
Mehmet Cetinel hat gesehen, wie es passiert ist. „Das Flugzeug ist weggekippt und nach unten getrudelt“, sagt der 66-Jährige. „Es gab einen Knall, viel Rauch und kurze Zeit später mehrere Explosionen“, berichtet Cetinel. „Ich habe sofort den Notruf angerufen, die wussten noch von nichts.“

Feuerwehrleute waten im Löschschaum. Sie hatten Mühe mit dem Brand.
Der Mann steht mitten auf der Kornstraße und beobachtet die Rettungsarbeiten. Aus der Ferne allerdings, die Polizei hat weiträumig abgesperrt. Vor den rot-weißen Flatterbändern sammeln sich immer wieder neue Gruppen, lebhaft werden Informationen ausgetauscht. Plötzlich geht die Polizei dazwischen. Alarm! Irgendwo soll Gas ausgeströmt sein. Explosionsgefahr. Später entpuppt sich das als Falschmeldung. Die Stimmung ist aufgewühlt, auch unter den Einsatzkräften.
Ibrahim Demir lebt in der Kornstraße und hat das Unglück von seinem Balkon aus gesehen. „Zuerst wollte ich hin, aber dann war es mir doch zu gefährlich.“ Der 24-Jährige ist geschockt, „das sitzt tief“, sagt er.
Auch Demir hat in einigem Abstand vom ersten Knall mehrere Explosionen gehört. Die Feuerwehr kann das später erklären. Neben der Lagerhalle auf dem Gelände des Autohauses Schmidt und Koch an der Neuenlander Straße standen einige Autos, die in Brand geraten waren. Ihre Tanks flogen in die Luft.
Fast schon ein Wunder, dass es nicht mehr Opfer gegeben hat. Dass auch dieser Mann mit dem Schrecken davongekommen: Denis Rudi arbeitet als Mechaniker bei Schmidt und Koch und stand nur wenige Meter von der Lagerhalle entfernt, als das Flugzeug vom Himmel stürzte. „Ich wollte gerade meinen Wagen holen und ihn zum Waschen bringen“, sagt der 26-Jährige. Der Knall und ein Feuerball, viel mehr konnte er so schnell nicht wahrnehmen. „Ich bin zur Werkstatt gerannt, damit die Polizei gerufen wird. Mehr konnte ich nicht tun.“

Einsatzfahrzeuge auf der Kornstraße. Die Polizei hatte über 100 Beamte aufgeboten.
Als Rudi das erzählt, dringt immer noch dichter Qualm aus der Halle. Er beißt in den Lungen und ist nicht ungefährlich. Die Polizei hat trotzdem Mühe, neugierige Passanten davon abzuhalten, zu dicht an den Brandherd zu kommen. Sie macht Durchsagen, befolgt werden sie kaum.
Auf dem Flughafen herrscht wieder normaler Betrieb, nachdem es wegen des Absturzes eine kurze Unterbrechung gegeben hat. Die Maschinen starten und landen, als wäre nichts geschehen. Am Unglücksort taucht ein großer Hubschrauber auf, der zur Landung ansetzt, dann aber wieder abdreht. Es sind Soldaten zu sehen, die sich in dem abgesperrten Gebiet aufhalten. Von ihnen weiß die Polizei auf Nachfrage später nichts. Der Hubschrauber sei ein Marineflieger gewesen, der seine Hilfe angeboten habe. Sie sei aber nicht benötigt worden.
Am späten Nachmittag ist das Feuer gelöscht. Die Feuerwehrleute können endlich bis zum Wrack vordringen, es handelt sich um eine viersitzige Sportmaschine. Die beiden toten Männer sind tatsächlich die einzigen Opfer, das ist jetzt sicher.