E:Ny1, so heißt Hondas neuer und derzeit einziger E-Wagen. Wie sich das aussprechen oder überhaupt behalten lässt? Kein Problem, die Japaner haben einen Merkspruch parat: Die Bezeichnung „Electric New You One“ steht hinter dem Namen. Die einzelnen Buchstaben werden englisch ausgesprochen, also „i-en-wei-won“. Elektrisch und neu – die automobile Moderne hat sich Honda hier unübersehbar auf die Fahnen geschrieben. Und im Vergleich zu den anderen Modellen des Hauses meint es der e:Ny1 sowohl außen als auch innen dabei noch etwas ernster.
Fangen wir beim Äußeren an. Zunächst ist die Größe des kompakten SUV attraktiv. Denn mit einer Länge von 4,39 Metern kommt es nicht übermäßig bullig daher, trotzdem eignet es sich für Familien und die entsprechenden Transportaufgaben. Die langen, schmalen Scheinwerfer und der geschlossene Kühlergrill verleihen dem e:Ny1 ein markantes und gleichzeitig cleanes Gesicht. Der Ladeanschluss versteckt sich hinter einer Blende im Kühlergrill. Darüber prangt eine LED-Lichtleiste, die während des Ladevorgangs pulsiert.
Eine über die gesamte Fahrzeugbreite laufende Heckleuchten-Signatur macht das SUV in der Rückansicht interessant. Der neu in die Palette aufgenommene blaue Farbton – Aqua Topaz Metallic – krönt das schicke Design. Die Optik ist zwar nah am Honda HR-V; aber technisch gibt es mit dem Verbrenner wenig Gemeinsamkeiten. Der e:Ny1 basiert auf der neu entwickelten Plattform namens e:N Architecture F. Sie soll fortan weltweit bei Elektrofahrzeugen zum Einsatz kommen.

Sportlich, aber solide: Mit seinen 150 kW liegt der Honda auf dem Niveau der Konkurrenz.
Im Unterboden steckt eine Batterie mit einer Kapazität von 68,8 kWh; Alternativen dazu gibt es nicht. Den Verbrauch gibt Honda mit 18,2 kWh pro 100 Kilometer an. Im ersten Fahrtest stellte sich der Wert als realistische Größe heraus: Exakt 18 kW zog der e:Ny1 da aus dem Speicher, wobei sich das Wetter an diesem Tag sehr gnädig zeigte.
Bei der Ladeleistung ist Hondas Stromer indes eher unterdurchschnittlich aufgestellt. Mit maximal 78 kW Leistung kann er zwar schnellladen, bei der Konkurrenz sind oft 100 kW und mehr möglich. Die Ladezeit beträgt demnach 45 Minuten von 10 auf 80 Prozent statt der üblichen gut 30 Minuten. Als bevorzugter Kandidat für Langstrecken empfiehlt sich der e:Ny1 so nicht unbedingt.
Was wiederum gefällt: der moderne Innenraum. Dazu gehört das große Display in der Mittelkonsole. Einfach lässt sich das Handy per Bluetooth verbinden und zudem auf die Dienste von Google Maps zurückgreifen. Der Touchscreen ist dreigeteilt aufgebaut; im unteren Drittel befindet sich die Bedienelemente der Klimaanlage. In der Mitte sind die Apps für die sonstigen Einstellungen über große Kacheln dargestellt. Oben lässt sich zwischen Navi, Kamera und Apple CarPlay oder Android Auto switchen. Insgesamt ist die Bedienung einfach und übersichtlich gehalten. Das teurere Advance-Paket bietet neben Extras wie 360-Grad-Kamera, automatischem Park-Assistenten und beheizbarem Lenkrad zudem ein Panoramaglasdach.
Gut umgesetzte Assistenzsysteme
Auch die Steuerung für den Tempomaten funktioniert simpel – mit einem Knopfdruck am Lenkrad ist die Geschwindigkeit festgelegt und der Fuß muss nicht länger das Fahrpedal bemühen. Auch das begünstigt den sparsamen Verbrauch des Motors, der 150 kW/204 PS leistet. Das entspricht dem gängigen Wert, den etwa auch die Stromer des VW-Konzerns bieten.
Das Fahrgefühl des Honda ist sportlich, der e:Ny1 beschleunigt flott. Wobei das Ziel der Japaner sicher nicht war, es mit der Dynamik auf die Spitze zu treiben. Hier fühlt sich alles eher solide als stürmisch an. Schade: Der Einpedalbetrieb, bei dem der Wagen selbstständig abbremst, sobald der Fuß vom Fahrpedal gehoben wird, fehlt.
Zu welchem Preis das „Electric New You“ erhältlich ist? Bereits die Basis liegt bei absolut nicht bescheidenen 47.590 Euro, die besser ausgestattete Version mit Advance Paket bei 51.490 Euro.
Dafür gibt es dann Hondas derzeit einziges, aber nicht erstes E-Auto. Das war 2019 der Honda e im charmanten Retrodesign, das sehr an den Golf I erinnerte. Dennoch hatte der Kompakte keine lange Zukunft. Das lag vor allem an dem hohen Preis und der geringen Reichweite von kaum mehr als 200 Kilometern. Das soll, will und muss der e:Ny1 besser machen.