Mitsubishis Colt galoppiert wieder auf den Straßen – das junge Pferd, wie Colt übersetzt heißt. Schon seit 1978 war der Kleinwagen auf dem deutschen Markt präsent, änderte dabei immer wieder sein Aussehen. Eckig, flach und rund, all das war er in seinen Ausführungen bis 2012. Dann stellte Mitsubishi die Produktion ein, die Markenfans trauerten. Nun aber bekommen sie den Colt zurück, ab Herbst ist seine siebte Generation erhältlich.
Der hat seine Optik im Vergleich zum Vorgänger, kein Wunder bei der zeitlichen Lücke, sehr verändert. Nun ist die Karosserie nicht mehr ganz so rund, die LED-Scheinwerfer, der Kühlergrill und großformatigen Räder sorgen zudem für einen deutlich moderneren Auftritt.
Mit dem Comeback des Colt erweitert Mitsubishi seine recht übersichtlich gewordene Modellpalette um den dringend benötigten Kleinwagen. Er stößt in die Lücke zwischen dem Kleinstwagen Space Star und dem Crossovermodell ASX. Profitieren soll der Neue dabei vom längst bekannten und bewährten Namen: Allein in Deutschland hat Mitsubishi davon über die Jahre mehr als 420.000 Fahrzeuge verkauft. Und an diese Erfolgsgeschichte soll der Colt des Jahres 2023, der in der Türkei produziert wird, anknüpfen.

Lange Ahnenreihe: Autorin Anja Semonjek inmitten all der Colt-Modelle, die sich ab 1978 auf deutschen Straßen einen Namen gemacht haben.
Der Aha-Effekt beim Anblick des Rückkehrers hält sich allerdings in Grenzen. Denn er ist keine Eigenentwicklung der Japaner, sondern ein verkleideter Renault Clio. Das geht auf die Herstellerallianz Renault-Nissan-Mitsubishi zurück: Die ließ aus dem Renault Captur zuvor bereits den Mitsubishi ASX werden. Nun hat sich das Spiel wiederholt.
Auch beim Colt hat Mitsubishi versucht, dem Fahrzeug seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Das ist vor allem an der Front, am Heck und am Lenkrad zu sehen. Vorne prangt als markentypisches Designelement das sogenannte Dynamic Shield. Das besteht aus Chrom, schwarzen Elementen und den drei Diamanten, die das Markenlogo bilden. Das Heck unterscheidet sich vor allem durch den Mitsubishi-Schriftzug. Unter der Haube schließlich gibt es überhaupt kein Vertun: Technisch ist hier alles wie beim französischen Original.
Ein Langweiler ist der Neue von Mitsubishi trotzdem nicht. Ein Blick auf ihn lohnt sich allein deshalb, weil er ein wenig günstiger als der Clio ist. Mit einem um 2000 Euro reduzierten Aktionspreis von 15.590 Euro zur Markteinführung startet die Basisversion – das aber nur bis Ende Oktober. Danach kostet er aber immer noch rund 800 Euro weniger als der Clio. Und fünf Jahre Garantie gibt es auch.

Okay, die Ansicht kennt man ja schon. Echtes Überraschungspotenzial kann der Colt 2023 nicht bieten – vom Renault Clio unterscheidet ihn nur eine Frontpartie im Stil der Japaner und der Schriftzug am Heck.
Im Innenraum gibt es vor allem auf den Vordersitzen ausreichend Platz. Eine induktive Ladefunktion für Smartphones bestückt die Mittelkonsole, oben thront ein 9,3 Zoll großes Touchscreen-Display. Das steuert das Infotainmentsystem und auch die Assistenz. Dazu zählen: aktiver Spurhalteassistent, Verkehrszeichenerkennung, Auffahrtsystem mit Notbremsassistent, Fußgänger- und Fahrradfahrererkennung, Fernlichtassistent und adaptive Tempoautomatik.
Um den Colt in Fahrt zu bringen, stehen drei Motorisierungen zur Wahl. Den Start macht der 1.0-Liter-Benziner mit 49 kW (67 PS). Am meisten Erfolg versprechen sich die Japaner aber vom Turbo-Benziner, der 67 kW (91 PS) leistet. Der hat ein manuelles Sechsganggetriebe, wer eine Automatik sucht, der landet beim Modell mit Vollhybridantrieb. Das hat eine Systemleistung von 105 kW (143 PS) und kombiniert einen 1,6-Liter-Benziner mit einem 36 kW starken E-Motor. Eine 1,2 kWh große Batterie speichert zurückgewonnene Bremsenergie.
Vor allem im Stadtverkehr soll das System mit seiner Sparsamkeit punkten: Mit 4,1 Litern ist der kombinierte Verbrauch laut WLTP angegeben. Bei der ersten Testfahrt mit dem Colt bewies sich, dass 4,7 Liter pro 100 Kilometer durchaus realistisch sind. Wobei sich auf der Strecke zeigte, dass der Wechsel zwischen den elektrifizierten und herkömmlichen Fahrmodi durchaus bemerkbar ist.

Da gibt es nichts zu meckern: Auch das Cockpit hat Mitsubishi vom Kooperationspartner Renault übernommen, die Bedienung der zentralen Fahrzeugfunktionen über das große Mitteldisplay ist weitgehend problemlos.
Ob man das Geld lieber in den Aufpreis für den Vollhybrid, den es ab 25.990 Euro gibt, steckt oder aber doch in Sprit – das ist ein Rechenspiel. Wer es für sich anstellen will: Bei den reinen (und schwächeren) Verbrennern des Colt steigt der Verbrauch auf wenigstens auf einen Durchschnitt von 5,2 Litern nach WLTP.
Vor allem aber will Mitsubishi den Kunden noch mehr zu überlegen geben. In den kommenden Jahren wird die Modellpalette weiter aufgestockt: Das Mittelklasse-SUV Outlander kehrt nach Europa zurück, 2024 soll dann endlich auch ein E-Auto starten. Die technische Basis dafür soll wieder aus Frankreich kommen, im Design will Mitsubishi dann verstärkt eigene Wege gehen. Aber das kennen wir ja inzwischen.