Strom selber produzieren und etwas für die Umwelt tun – dafür bietet sich eine Fotovoltaikanlage an. Doch wie leicht ist es, das passende Angebot zu finden?Wer sich beispielsweise per Suchmaschine im Internet über Anbieter erkundigt, wird anschließend auf anderen sozialen Kanälen überhäuft mit Werbung, die häufig spektakuläre Preissenkungen versprechen oder Förderpakete zum Inhalt haben, die es gar nicht gibt. Die Verbraucherzentrale Bremen kennt die Problematik. Außerdem gibt sie Tipps, welcher Weg sinnvoll ist, um sich im Dschungel der Fotovoltaikanbieter besser zurechtzufinden.
Was versprechen die Online-Werbungen?
Mal kostet die komplette Anlage statt 24.499 Euro nur noch 13.765 Euro – was für eine Leistung sie hat, ist nicht ersichtlich. Geworben wird mit "Staat beschließt Solar-Paukenschlag für Hausbesitzer", "10kWp-Anlage zum Preis von 8kWp" oder mit "massiver Preissturz durch Überproduktion in China". Die Rabatte liegen zwischen 27 bis 44 Prozent und mehr, zusätzlich können 19 Prozent Mehrwertsteuer gespart werden und manchmal ist alles "all inclusive" – was auch immer damit gemeint ist. Und gerne wird darauf hingewiesen, dass das Unternehmen natürlich Testsieger im Bereich Preis/Leistung geworden ist.
Was hält die Verbraucherzentrale von den Online-Angeboten?
"Fairerweise muss gesagt werden, dass nicht jeder Anbieter, der online seine Dienste anbietet, automatisch schlecht ist", sagt Inse Ewen, Energieberaterin der Verbraucherzentrale Bremen, auf Nachfrage des WESER-KURIER. Es werde in der Regel auch so sein, dass nach Auftragsvergabe eine Fotovoltaikanlage installiert werde. Entscheidend müsse sein, dass die Anlage auch zu den Bedürfnissen passe, es keine versteckten Kosten gebe und auch klar sei, wer Garantieschäden beseitige. "Es gibt inzwischen einige Anbieter aus anderen Branchen – etwa Finanzdienstleister –, die über Subunternehmen die Anlage anbieten und installieren lassen." Da könne es unter Umständen schwierig werden, im Falle von Reklamationen erfolgreich zu sein. Es komme auch vor, dass diese Anbieter auf einmal gar nicht mehr existieren.
Was kritisiert die Verbraucherzentrale?
"Es gibt Unternehmen, die mit Fördermöglichkeiten für Fotovoltaik werben, die es definitiv nicht gibt", so die Expertin. Die Verbraucherzentralen seien dabei, in diesen Fällen entsprechende Abmahnungsverfahren einzuleiten. Außerdem würden nicht immer alle Gegebenheiten im Angebot berücksichtigt. "Nicht jedem Online-Anbieter ist beispielsweise bekannt, dass in Bremen bei Reihenhäusern eine Abstandsregel von 50 Zentimeter zwischen Fotovoltaikanlage und dem Nachbarhaus gilt."
Was sollte der erste Schritt sein?
"Zunächst sollte geklärt werden, ob das Dach überhaupt für eine Fotovoltaikanlage geeignet ist", so Inse Ewen. "In diesem Fall bieten wir im Land Bremen eine kostenfreie aufsuchende Beratung an." Ein Energieberater der Verbraucherzentrale schaue sich die Gegebenheiten vor Ort an, gebe Tipps für die Installation und erkläre, mit welchen Einsparungen ungefähr zu rechnen sei. "Wir raten dazu, sich mindestens drei Angebote einzuholen." Es sei dafür sinnvoll, auch regionale Anbieter einzubeziehen, um während und nach der Installation einen Ansprechpartner vor Ort zu haben. "Inzwischen ist es so, dass die regionalen Unternehmen dafür auch wieder Kapazitäten haben." Im vergangenen Jahr habe es teilweise Wartezeiten von mehreren Monaten gegeben.
Was beinhaltet die Energieberatung?
"In der kostenfreien persönlichen oder telefonischen Energieberatung oder in der Videoberatung werden die Unterschiede aus den Angeboten erläutert und es wird eine Hilfestellung angeboten bei der Auswahl", sagt Ewen. In vielen Fällen werde beispielsweise bei den Berechnungen der Ersparnis auf falsche Verbrauchsdaten zurückgegriffen. Würde der tatsächliche Haushaltsstromverbrauch berücksichtigt, würde sich möglicherweise die Dimensionierung der geplanten Anlage verändern. Eventuelle zusätzliche Kosten etwa für einen neuen Zählerschrank oder ein erforderliches Gerüst würden insbesondere bei Online-Angeboten häufig in der Kostenkalkulation nicht berücksichtigt. Es sollte auf jeden Fall darauf bestanden werden, "dass die Solarfirma nicht auf Grund von Bildern ein Angebot erstellt, sondern persönlich vor Ort war".
Welche Fördermöglichkeiten gibt es?
"Aktuell gibt es in Bremen im Gegensatz zu Bremerhaven keine Förderung für Fotovoltaik, allerdings bietet die Bremer Aufbaubank ein zinsgünstiges Darlehen an", sagt die Energieberaterin. Auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau biete eine Finanzierung an. Darauf weist auch die Klimaschutz- und Energieagentur in Niedersachsen hin.