Wenn ich an Marseille denke, dann höre ich das Zirpen der Zikaden, rieche den würzigen Duft von Pinien und Lavendel. Wenn man in Marseille ist, schaut man immer mal wieder auf das Mittelmeer, das blau schimmert. Oft scheint die Sonne, die im Frühjahr angenehm wärmt.
Ich lebe in der Nähe von Marseille, in Aubagne-en-Provence, aber ich gehe in der Stadt zum Gymnasium. Morgens nehme ich den Zug und fahre vorbei an kleinen Dörfern und Gewächshäusern, bis ich in die Stadt komme.
Marseille wird auch als „La Cité Phocéenne“ bezeichnet, weil sie von Kleinasien aus besiedelt wurde. Sie ist die zweitgrößte Stadt Frankreichs. Das Stadtgebiet ist sogar mehr als doppelt so groß wie Paris. Mit einer Größe von 240 Quadratkilometern und einer Bevölkerungsdichte von 3583 Einwohnern je Quadratkilometer ist Marseille eine Stadt in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur, die man besuchen sollte.
Marseille wurde vermutlich im 6. Jahrhundert vor Christus gegründet. Es heißt, dass griechische Seefahrer damals an der Westküste des Mittelmeers angekommen sind. Ein Zufall wollte es, dass der dortige König Nann einen Ehemann für seine Tochter Gyptis suchte. Der Überlieferung nach sollte die junge Frau dem Mann, den sie zum Ehegatten nehmen würde, einen Wasserkelch reichen. Auf einem Willkommensfest wählte sie den griechischen Seefahrer Protis – gegen alle Erwartungen reichte sie ihm den Kelch. Er war der Anführer der Flotte. Durch ihre Heirat wurde Massalia gegründet. Die Stadt wuchs schnell zu einem bedeutenden antiken Handelsstützpunkt und entwickelte sich zu einem der größten Häfen Europas.

Im Nationalpark Calanques kann man Wandern, Segeln, Klettern, Schwimmen oder Schnorcheln.
Seit jeher wird Marseille als „das Tor zum Mittelmeer“ bezeichnet und ist eine Stadt, in der viele Menschen aus unterschiedlichen Kulturen leben. Etwa 40 Prozent der Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund – kosmopolitischer Ort. Es gibt große Märkte, auf denen man indische Gewürze und orientalisches Gebäck, asiatische Spezialitäten sowie Fisch kaufen kann, der erst am Morgen gefangen wurde. Auf den Märkten vermischen sich alle Gerüche. Es ist ein herrliches Spektakel aus Geschmäckern und Düften, es macht Spaß, über die Märkte zu schlendern.
Lavendeleis essen und am Strand liegen
In Marseille herrscht das gesamte Jahr über ein angenehmes Klima: Die Winter sind durch das Mittelmeer mild. Im Mai kann es bereits bis zu 30 Grad Celsius warm werden. Mein Tipp: Im Frühsommer sind noch nicht so viele Touristen in Marseille, und die Strände sind leer. Wer mag, kann mit Freunden segeln gehen und direkt vom Boot ins Meer springen. Die kältesten Monate sind mit durchschnittlich rund zwölf Grad Celsius Dezember und Januar. Am wärmsten wird es im Juli und August mit mehr als 45 Grad Celsius. Zum Glück gibt es in Marseille riesige Strände, um sich zu entspannen und abzukühlen.
Wer ein wenig Ruhe sucht fährt nach Cassis, das 20 Minuten vom Stadtzentrum Marseille entfernt liegt. Dort gibt es wunderschöne Sandstrände und man kann spazieren gehen, segeln oder Kanu fahren. Vor Ort kann man Boote leihen. Es gibt außerdem viele typische Restaurants, in denen man Bouillabaisse, Meeresfrüchte, Calamares, frischen Fisch oder etwa Eis in ungewöhnlichen Sorten wie Lavendel, Anis, Granatapfel, Pinie oder Mohnblume essen kann.
Wer sich lieber in einem Innenraum abkühlen möchte, kann eine der zahlreichen Sehenswürdigkeiten in Marseille besuchen: Direkt am Alten Hafen befindet sich etwa das Kunstmuseum Mucem, in dem es Ausstellungen zur Gegenwartskunst, zu Einwanderung, Geschichte der alten Ägypter oder zur Kolonisierung gibt. Entworfen wurde das Museum von dem französischen Architekten Rudy Ricciotti: Im Obergeschoss hat er eine luftige Überdachung konzipiert. Dort stehen Sessel, in denen man entspannen oder eine Kleinigkeit essen kann. Von oben hat man einen schönen Ausblick auf den
Alten Hafen und das Mittelmeer.
Nicht weit entfernt liegt das alte Viertel Le Panier. Es ist für seine Gegensätze bekannt: Dort befinden sich die ältesten Gebäude der Stadt. An vielen Wänden sind Graffiti zu sehen, von denen einige von lokalen Künstlern wie Invader, Nhobi oder Manyoly gesprayt wurden. Nicht weit entfernt ist die Kirche Notre Dame de la Garde, die sich auf einem 147 Meters hohe Kalkfelsen befindet. Von dort hat man eine schöne Aussicht auf die gesamte Stadt.
Der Nationalpark Calanques befindet sich direkt vor den Toren der Hafenstadt. Er ist nicht nur der jüngste Nationalpark Frankreichs, sondern wegen seiner Kalkfelsen auch der einzige seiner Art in Europa. Die Calanques zählt zu den bekanntesten Attraktionen Südfrankreichs. Sie haben ein eigenes Ökosystem, mit Pflanzen, die auf dem Kalk wachsen und von der Feuchtigkeit in der Luft leben. Dort gibt es zudem viele Olivenbäume. Aus den Früchten wird zum Beispiel die berühmte Seife Savons de Marseille oder Olivenöl produziert. Rund um das 20 Kilometer lange Bergmassiv leben Delfine, Schildkröten, bunte Fische und Korallen. Wen das Meer nicht begeistert, für den sind die schwindelerregenden Kalksteinfelsen eine gute Option zum Klettern oder Wandern. Marseille ist eine tolle Stadt, aber die Umgebung bietet auch sehr schöne Eindrücke.