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Schwedens Westküste entdecken Genussreise im Bullerbü-Land

Die schwedische Küstenregion Bohuslän steht für Meeresfrüchte, Fischerdörfer und wanderfreundliche Inseln.
20.05.2023, 05:00 Uhr
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Von Lisa Arnold

An der Westküste nimmt der schwedische Bullerbü-Charme eine kühlere, rauere Form an. Die roten Häuschen drängen sich auf felsigen Inseln, und meistens weht eine salzige Brise. Dorthin – in die historische Provinz Bohuslän – kommt man nicht zum Baden, sondern wegen der wortwörtlichen Sommerfrische. Und wegen des guten Essens: Im kalten Wasser des Skagerrak tummeln sich Fische, Krebse, Krabben, Austern und andere Muscheln von Weltklasse. Ein 200 Kilometer langer Roadtrip mit sieben Stationen für aktive Genießer.

Göteborg – das Tor zum maritimen Abenteuer: Schwedens „Second City“ ist in Feierlaune: Im Jahr 2023 darf sie endlich ihr verschobenes 400-jähriges Jubiläum feiern. Es war König Gustaf II. Adolf (1594–1632), der im Jahr 1621 knapp 800 Meter vom Wasser entfernt gestanden haben, mit einem Finger auf den Boden gezeigt und gesagt haben soll: „Hier soll meine Stadt liegen.“ Eine Statue erinnert an diese Geste. Wo der Fluss Göta Älv in die Nordsee mündet, wollte der „Löwe aus dem Norden“ eine See- und Handelsstadt sehen.

Vom ersten Moment an war Göteborg also dem Wasser zugewandt; heute zählt der Hafen zu den größten in Nordeuropa. Die beschwingte Rundfahrt im offenen Paddan-Boot, der Spaziergang durch das gemütliche Viertel Haga sowie ein Abstecher in den Jubiläumspark mit einem öffentlichen Bad und einer Sauna aus recycelten Materialien gehören ins Programm. Besonders gut und fischig isst man im Restaurant Sjömagasinet.

Vrångö & Donsö – Inselhüpfen vor der Stadt: Göteborg hat einige sehenswerte Inseln quasi vor der Haustür. Ab Saltholmen fährt die Fährlinie 281 stündlich zu verschiedenen Inseln; die Überfahrt dauert je nach Insel 15 bis 30 Minuten. Auf Styrsö den Aussichtspunkt Stora Rös erklimmen, auf Donsö im Restaurant Isbolaget Mittagessen und auf Vrångö nach einer Wanderung fangfrische, gekochte Krabben gleich aus der Tüte naschen – all das geht an einem Tag.

Und wer doch die Ruhe genießen will, die sich nach dem Ablegen der letzten Fähre einstellt, kann bei Kajkanten in einer der modernen Hütten am Wasser übernachten.

Marstrand – Festung und Flair: Schweden ist in 25 historische Provinzen eingeteilt – auf Schwedisch landskap. Seit Jahrhunderten haben sie keine politische Bedeutung mehr, wohl aber kulturelle: Es sind diese Regionen, mit denen man Dialekte, Trachten, Bräuche, kulinarische Eigenheiten und die namensgebende Landschaft verbindet. Zwischen Göteborg und der norwegischen Grenze liegt die historische Provinz Bohuslän – ein felsiger Küstenstreifen mit vorgelagerten Inseln und Schwedens einzigem Fjord. Erst 1658 kam der Landstrich von Norwegen zu Schweden. Noch im selben Jahr ließ Karl X.
Gustav im heutigen Marstrand die Festung Carlsten errichten. Drumherum hat sich ein beschauliches Hafenstädtchen entwickelt, das seit zwei Jahrhunderten Badegäste anzieht und verschnörkelte Holzbauten vorzuweisen hat.

Tjörn – Kulturrunde und Heringverkostung: Auf Tjörn lässt sich kulinarischer Genuss mit außergewöhnlichen Kulturerlebnissen kombinieren: Man könnte den Tag mit einem Besuch des Nordischen Aquarellmuseums in Skärhamn beginnen und sich zur Mittagszeit am Hafen in einem der zahlreichen Lokale unters Volk mischen. Gestärkt geht es weiter in den Skulpturenpark von Pilane, wo großformatige Kunstwerke in der rauen Landschaft stehen. Besonders fotogen ist der Frauenkopf Anna von Jaume Plensa, der mit einer optischen Täuschung spielt.

Das Hotel und Restaurant Salt & Sill (Salz & Hering) liegt auf dem vorgelagerten Eiland Klädesholmen, wo noch heute Hering im großen Stil eingelegt wird. Die Hälfte aller in Schweden verkauften Matjesfilets kommt von dort. Kein Wunder, dass auch im Restaurant das Heringsbrett mit sechs verschiedenen Geschmacksrichtungen die beliebteste Speise ist. Die Gästezimmer befinden sich auf dem Wasser und bilden Schwedens erstes schwimmendes Hotel.

Smögen – Ferien- und Fischerdorf: Wäre es nach ein paar Tagen mit Fisch und Meeresfrüchten auf dem Speiseplan nicht aufregend, selbst einen Fang zu machen? Es gibt einige Berufsfischer, die auch Angelanfänger mit aufs Wasser nehmen. Der Küstenort Smögen ist mit seinen bunten Bootsschuppen und der belebten Uferpromenade ohnehin einen Abstecher wert. Wer dann noch mit Fischer Tommy Olofsson (Smögens Fiske & Skärgårdsturer) auf Hummersafari geht oder mitfährt, wenn die Krabbenkäfige eingeholt werden, erhält einen ganzheitlichen Einblick in die Kulinarik der Küste. Die braunen Krabben werden am Ufer gleich gekocht und verkostet. Auch Makrelen-Angeltouren werden angeboten. Im Zweierteam – einer angelt, einer pflückt die Fische von den sechs Haken – kann man mehrere Kilos fangen. Wer eine Kühltasche dabei hat und hinterher in ein Ferienhaus mit Küche einkehrt, kann sich glücklich schätzen.

Grebbestad – frische Austern und Grüße aus der Eisenzeit: Neun von zehn schwedischen Austern kommen aus den Gewässern vor dem Fischerdorf Grebbestad im Norden von Bohuslän. In einem Holzboot der Fischerbrüder Per und Lars Karlsson geht das kulinarische Abenteuer weiter. Ihre Pension „Everts Sjöbod” wurde vor ein paar Jahren zu Schwedens bestem Ökotourismusangebot gekürt. Bei einer Austernsafari kratzen die Teilnehmer selbst die wertvollen Muscheln vom Meeresboden, erlernen das Öffnen mit einem speziellen Messer und verkosten sie noch auf dem Wasser. Dazu fließt dunkles Porterbier.

In der Nähe liegt das Vitlycke-Museum, das über die Felsritzungen von Tanum informiert. Dort wurden etwa 10.000 Gravuren entdeckt, die Menschen aus der Bronzezeit vor drei Jahrtausenden hinterlassen haben. Sechs ausgewählte Fundstellen mit besonders aussagekräftigen Motiven gehören zum Unesco-Weltkulturerbe.

Kosterhavet – nasser Nationalpark: Wer nicht alle Kalorien von der Genussreise durch Bohuslän mit nach Hause nehmen möchte, kann sie auf den Kosterinseln abwandern und -schwimmen. Dieser einmalige Meeresnationalpark besteht aus 400 Inseln, wobei die zwei Hauptinseln Nord- und Südkoster am leichtesten erreichbar sind: Von Tjärnö und Strömstad fahren das ganze Jahr über Fähren. Es gibt einen Schnorchelpfad mit Infotafeln unter Wasser. Im Trockenen kann man auf den Kosterinseln wilde Orchideen entdecken, einen kleinen Ort mit Kirche, Schule und Laden besuchen – und noch einmal den typischen Westküsten-Anblick mit Rundhöckern aus Bohus-Granit, roten Schwedenhäuschen und Segelbooten genießen, die über tiefblaues Wasser gleiten.

Zur Sache

Schweden

Reisezeit: Von Ende Juni bis Mitte August sind quasi alle Schweden im Urlaub und die sonst ruhigen Küstenorte füllen sich mit Leben. Weil die Meeresfrüchte in Monaten mit einem „r“ im Namen besonders gut sein sollen, kann man aber auch im Frühling oder Herbst kommen.

Anreise: Die Autofähren der Reederei Stena Line verkehren täglich zwischen Kiel und Göteborg. Die Überfahrt erfolgt über Nacht und dauert knapp 15 Stunden.

Informationen: Die Tourismusorganisation Visit Sweden gibt auf www.visitsweden.de Auskunft zu ganz Schweden in deutscher Sprache. Der Verband für Westschweden stellt Informationen über Bohuslän und die Nachbarregionen auf Deutsch zur Verfügung (www.vastsverige.com/de). Über Göteborg gibt es überwiegend Material auf Englisch (www.
goteborg.com/en).

Buchtipp: „Roadtrips Skandinavien“ von der Autorin Lisa Arnold, Bruckmann Verlag.

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