Die Verzahnung von Wirtschaft und Schule wird immer wichtiger. Die Syker Realschule hat das früh erkannt. Vor 25 Jahren rief Albert Bülter gemeinsam mit Heinz Boerst von Mercedes in Bremen die Expertentage aus. Gestern wurde silbernes Jubiläum gefeiert.
Syke. Heinz Boerst kam als Letzter. Der Konferenzraum der Syker Realschule war schon gut gefüllt. Bis auf den letzten Platz. Und der gebührte dem Mann aus dem Mercedes-Werk in Bremen. "Die wollten gar nicht zum Ende kommen", gab er entschuldigend an, als er nach dem ersten Durchgang des Expertentages durch die Tür des Konferenzraums schlüpfte. Um sich anschließend über die Stille zu wundern. Albert Bülter klärte ihn schließlich auf: Heinz Boerst bekam ein Geschenk überreicht, weil er in diesem Jahr zum 25. Mal bei den Expertentagen vor Ort war. Noch genauer: Boerst und Bülter hatten diese Institution vor einem Vierteljahrhundert gegründet.
Heinz Boerst erinnerte sich noch gut an die Premiere. "Damals saßen 100 Schüler in einem Raum und einer stand vorne und erzählte." Die heutige Version gefällt ihm besser. Da kann sich jeder Schüler aus einer Abschlussklasse zwei Berufsbilder herauspicken und nacheinander Informationen einholen. Gestern waren an der Syker Realschule Vertreter von Mercedes, Airbus, Rheinmetall, Reiseveranstalter TUI, AOK, Kreissparkasse sowie Bundeswehr und Polizei anwesend. Und die Berufsbildenden Schulen, die, so Albert Bülter, "am meisten gewählt wurden". Zweimal 35 Gäste hatte BBS-Studiendirektor Knut Hancker begrüßt. Noch lange keine 100. Bei Heinz Boerst saßen nur acht Interessierte. "Auch die kann man begeistern", schmunzelte der Mercedes-Mann. "So ist es viel besser, als wenn der ganze Jahrgang dabei ist. Die, die da sind, haben auch Interesse."
Doch eben jenes Interesse geht inzwischen mehr und mehr von den Unternehmen aus. Der Fachkräftemangel lässt grüßen. "Natürlich ist die Bewerberlage nicht mehr so wie früher", gab Jörg Berg-Moch von der Polizei zu Protokoll. "Man muss sich um qualifizierten Nachwuchs bemühen." Frank Tecklenborg von der AOK gab ihm Recht: "Wir müssen dahin gehen, wo das Potenzial sitzt." In diesem Fall an die Syker Realschule.
Diese luxuriöse Situation sei allerdings vielen Schülern nicht bewusst, findet Sozialpädagogin Brunhilde Maskos: "Viele Schüler wissen gar nicht, dass sie mit einem Realschulabschluss eine Lehre bei Airbus oder Rheinmetall antreten können." Das hat auch Werner Wohlfromm von der Kreissparkasse beobachtet: "Realschüler denken häufig: Bei denen habe ich sowieso keine Chance." Bestes Beispiel, wie es laufen kann, war gestern Lars Krömer. Ehemals Syker Realschüler, jetzt Experte von Airbus. "Die Wege waren noch vertraut, aber die Aufgabe war ungewohnt", freute er sich über das Wiedersehen." "Das war schon etwas Besonderes."