Die Nachfrage nach den Studienplätzen bei der Polizei in Niedersachsen und Bremen übersteigt das Angebot teils um das Fünf- bis Zehnfache. Und das seit Jahren. Es ist mehr als ein Beruf: „Polizistinnen und Polizisten sorgen 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr für Sicherheit“, lautet das Jobprofil auch in Niedersachsen. Wen das nicht abschreckt, könnte richtig sein bei der Polizei. Aber das Auswahlverfahren ist nicht ohne und die Durchfallquote hoch, wie eine Umfrage zeigt.
In Niedersachsen bewarben sich nach Angaben der Polizeiakademie 2019 insgesamt 5102 Frauen und Männer um einen Direkteinstieg in das dreijährige Bachelor-Studium und die insgesamt 1143 Studienplätze. 2010 waren es 5653 auf 454 Studienplätze. Gut 81 Prozent der Bewerber hatten Abitur oder eine andere Hochschulzugangsberechtigung. Grundsätzlich bietet die Polizei Bewerbern mit Realschulabschluss mit dem Ziel der Fachhochschulreife auch eine Qualifizierung über einen zweijährigen Besuch der Fachoberschule (FOS) Wirtschaft und Verwaltung und ein Praktikum an. Vor der Ausbildung steht aber die Auswahl mit verschiedenen aufeinander folgenden Testmodulen. Es gilt die K.o.-Regel: Sollte ein Testabschnitt nicht bestanden werden, scheidet der Bewerber aus. „Etwa 50 Prozent aller teilnehmenden Personen scheitern am computergestützten Eignungstest und scheiden damit aus dem Auswahlverfahren aus“, sagte Sara Haack von der Polizeiakademie Niedersachsen.
Nur 16 Prozent beim Auswahlverfahren erfolgreich
Am Sporttest scheiterten zehn Prozent, bei rund einem Viertel genüge der Gesundheitszustand nicht den Anforderungen. Auch sie sind raus. Zudem: Wer die geforderte Mindestkörperlänge von 1,63 Meter unterschreitet, muss ein Extramodul absolvieren. Im Bundesland Bremen wurden 2019 etwa 80 Prozent der 2304 Bewerberinnen und Bewerber um die 205 Plätze für das dreijährige Bachelorstudium zum Auswahlverfahren eingeladen. Von ihnen erschienen nur rund 70 Prozent. Mehr als ein Drittel erfüllte die Mindestanforderung des schriftlichen Tests nicht und schied aus. An der Sportprüfung scheiterten knapp über 40 Prozent, und von denen, die beide Hürden nahmen, scheiterten 19 Prozent im abschließenden Auswahlgespräch. Das Resümee 2019: Unter dem Strich absolvierten nur 16 Prozent aller 2304 Bewerber das Auswahlverfahren erfolgreich. Danach entschied die erreichte Punktezahl bei einer polizeiärztlichen Untersuchung darüber, wer eingestellt wurde und wer nicht.
Eine harte Auswahl. Warum der Job des Polizisten für junge Menschen so attraktiv zu sein scheint? Die Bremer Polizei sieht vor allem die Vielfältigkeit als einen Grund: „Von der Wasserschutz- über die Kriminalpolizei bis hin zur Diensthundestaffel; ob beim SEK, als Mordermittlerin, Profiler oder IT-Spezialist; von der Begleitung von Fußballspielen bis hin zur Verkehrsunfallaufnahme auf Autobahnen bietet kaum ein Beruf so ein breites Aufgabenspektrum und ist dabei auch abwechslungsreich und spannend.“ Und der Niedersächsischen Polizeiakademie ist bei den Bewerbungen ein Motiv aufgefallen. Das Kriterium einer „sinnstiftenden Tätigkeit“ sei für viele von großer Bedeutung. Die Polizei könne aufgrund der ihr übertragenen Aufgaben und ihrer Rolle innerhalb der Gesellschaft dieses Bedürfnis in hohem Maße erfüllen. Und klar: Auch das Gehalt schon während des Studiums, die garantierte Übernahme und die Aussicht auf Verbeamtung seien keine schlechten Argumente für die Berufswahl.