Landkreise Osterholz/Rotenburg. Der Erreger für die Krankheit, die seit etwa Mitte März den Blaumeisen zu schaffen macht, ist bekannt. Auch in den Kreisen Osterholz und Rotenburg sind die Zahlen der toten Meisen gestiegen. Das bestätigt Heike Behrens vom Nabu Lilienthal-Grasberg. Genaue Zahlen könne sie nicht nennen, aber auf einer Karte des Nabu ist zu sehen, dass es im Landkreis Osterholz bislang zwischen 69 und 89 Fällen von gemeldeten erkrankten Blaumeisen gab, im Kreis Rotenburg ist die Zahl mit 30 bis 59 Fällen pro 100 000 Einwohnern etwas niedriger. Im bundesweiten Vergleich gehört der Landkreis Osterholz zu den Hotspots für die Blaumeisenkrankheit.
Wie der Nabu am Mittwoch mitteilte, ist das Bakterium Suttonella ornithocola Verursacher der Krankheit. Gleich mehrere Landesuntersuchungsämter hätten die Ursache für das Meisensterben bestätigt. Die bakterielle Infektion ruft demnach eine Lungenentzündung bei den Meisen hervor. Für Menschen und Haustiere sei der Erreger dagegen ungefährlich, so der Nabu. Das Bakterium ist seit 1996 bekannt und wurde erstmals in Großbritannien beschrieben. Eine Parallele zum Coronavirus sei ausgeschlossen.
Neben Blaumeisen erkranken vereinzelt auch andere Singvögel daran. Mutmaßlich dürften auch seltenere Arten betroffen sein, wie die eher auf den Wald beschränkten Tannen- und Haubenmeisen und vermutlich auch Sumpf- und Weidenmeisen. Seltener betroffen sind offensichtlich die größeren Kohlmeisen. Die Tiere fallen dadurch auf, dass sie nicht mehr auf ihre Umwelt reagieren, apathisch und aufgeplustert auf dem Boden sitzen und nicht vor Menschen fliehen. Oft wirken die Vögel, als hätten sie Atemprobleme. Augen, Schnabel und Teile des Federkleids sind häufig verklebt. Die meisten auffälligen Tiere seien, oft auch in größerer Zahl, in der Nähe von Vogelfütterungen gefunden worden.
Vogeltränken sauber halten
Behrens betont, dass Vogelfreunde die Futterstellen und Vogeltränken sauber halten sollten.“Es empfiehlt sich, das Wasser täglich zu wechseln und auf Futtersilos umzusteigen“, sagt sie. Denn es sei nicht ausgeschlossen, dass die Krankheit sich über den Kot der Vögel übertrage. In Futterhäuschen könne sich die Krankheit so schneller übertragen. Der Nabu empfiehlt außerdem, Tränken und Futterspender mit kochendem Wasser zu reinigen. Wer erkrankte Blaumeisen im Garten sieht, sollte sofort handeln: Fütterung und Tränken müssten dann erstmal ersatzlos abgebaut werden.
Inzwischen ist bekannt, dass die Blaumeisen-Krankheit in weiten Teilen Deutschlands zu beobachten ist. So heißt es in einer Mitteilung des Nabu, dass die ersten Fälle ab 11. März in Rheinland-Pfalz und den angrenzenden Regionen am Mittelrhein in Hessen bekannt geworden seien. Bis zum 17. April hat der Nabu über 11 000 Meldungen über tote und kranke Vögel erhalten. Heike Behrens ruft dazu auf, kranke und tote Meisen unter www.nabu.de/meisensterben zu melden und Fotos zu übermitteln. Tote Tiere solle man aufsammeln „wie einen Hundehaufen“, also mit einer Plastiktüte und Handschuhen und auf gar keinen Fall mit bloßen Händen. Außerdem gehörten tote Vögel „leider in den Hausmüll und nicht vergraben“. Vögel beim Veterinäramt einzuschicken, sei nicht mehr nötig.
Schwalben helfen und Gartenvögel zählen
Kaum ein anderer Vogel ist sprichwörtlich so sehr mit der warmen Jahreszeit verbunden wie die Schwalbe, die „alleine noch keinen Sommer macht“. „In diesen Tagen sind die ersten Schwalben zu uns in den Landkreis nach ihrem langen Flug zurück gekehrt“, sagt Bettina Schroeder, Mitarbeiterin der Nabu-Umweltpyramide. Bei ihrer Rückkehr haben es die Vögel aber nicht leicht. „Sie leiden unter verschiedenen Faktoren: Viele Ställe sind heute so dicht verschlossen, dass die Rauchschwalben nicht mehr hinein fliegen können. Immer mehr Flächen werden versiegelt, sodass sie kein Baumaterial für ihr Nest finden können“, so Schroeder.
Doch jeder kann den Schwalben helfen: So könne man fertige Nisthilfen anbringen oder kleine Lehmpfützen als Unterstützung für den Nestbau anlegen. Eine solche Lehmpfütze sollte nicht weiter als 300 Meter vom nächsten Niststandort entfernt sein, denn wenn die Schwalbe den Lehm weiter transportieren muss, trockne er im Schnabel aus, werde bröckelig und könne nicht mehr als Baumaterial für das Nest verwendet werden. Gern renovierten Schwalben auch ein kaputtes Nest vom Vorjahr. Da Schwalben mehrfach im Jahr brüten und ihre Nester oft ausbessern, sollte die Lehmpfütze idealerweise über den Sommer bestehen bleiben und feucht gehalten werden.
Der Naturschutzbund ruft auf, gesichtete Schwalben in Niedersachsen zu melden. Die „Stunde der Gartenvögel" bietet sich dafür an: Vogelfreunde können vom 8. bis 10. Mai alle Vogelarten im Garten und am Haus beobachten und von jeder Vogelart die höchste Anzahl notieren, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig beobachtet werden konnte.
Die Beobachtungen können online unter www.stundedergartenvoegel.de gemeldet werden, aber auch per Post oder Telefon – kostenlose Rufnummer am 9. Mai von 10 bis 18 Uhr: 0800/ 11 57 115. Auch mit der Nabu-App können Meldungen abgeschickt werden die unter www.NABU.de/vogelwelt abrufbar ist. Meldeschluss ist der 18. Mai. Aktuelle Zwischenstände und erste Ergebnisse sind ab dem ersten Zähltag im Meldeportal abrufbar und können mit vergangenen Jahren verglichen werden.