Bremen-Nord. Geschäftsschließungen, Kontaktbeschränkungen, Abstandsregeln: Die Auflagen zur Eindämmung des Coronavirus haben vielen Unternehmen das Leben schwer gemacht. Darunter auch zahlreiche junge Firmen sowie Start-ups, die gerade dabei waren, an den Markt zu gehen. Statt durchzustarten mussten sie sich in Geduld üben und auf kreative Alternativen zurückgreifen, um durch diese besondere Zeit zu kommen. Zu diesen Unternehmen gehören auch die „Bremer Hundepfoten“.
Seit knapp einem Jahr betreibt Bärbel Hoderlein ihre Hundeschule am Becketal in Aumund hauptberuflich. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf Beschäftigungskursen wie Crossdogging, Trickkursen oder Agility. Kurse, die in kleinen Gruppen stattfinden, die aufgrund der Kontaktbeschränkungen jedoch nicht mehr erlaubt waren. „Auch Einzelstunden waren von heute auf morgen nicht mehr möglich“, berichtet Bärbel Hoderlein. Damit konnte sie ihre Hundeschule in der gewohnten Form nicht mehr betreiben.
Die Hundeexpertin stieß im Netz auf die Idee des Onlinetrainings und münzte das Prinzip auf ihre Schule um. „Crossdogging kann man zum Beispiel gut von zu Hause aus machen“, erklärt Hoderlein. Dafür gibt sie ihren Schülern Wochenaufgaben, die sie im heimischen Garten oder Wohnzimmer erledigen können. Die Hindernisse werden mit Möbeln und Haushaltsgegenständen nachgebaut.
Das Besondere am Onlinetraining sind die kurzen Videoaufzeichnungen, die jeder Halter vom Training anfertigen soll. Diese werden in ein für alle Teilnehmer zugängliches Forum gestellt und analysiert. „So kann jeder vom anderen lernen“, schildert Bärbel Hoderlein. Und noch einen Vorteil hat das Onlinetraining: „Auf dem Platz sieht man nicht immer alles. Ein Video kann ich mir in Ruhe anschauen und dabei individuell auf Hund und Halter eingehen“.
Besonders für Ersthalter sei diese persönliche Betreuung sehr wichtig. Eine Aufgabe zu stellen und sie damit alleine zu lassen. funktioniere nicht. „Man muss sie individuell anleiten und ihnen etwas an die Hand geben“, so Hoderlein. Auch beim Welpentraining und bei der Arbeit mit nicht gruppenkompatiblen Hunden zeige sich der Vorteil des Onlinetrainings. „Die Tiere sind entspannter und konzentrierter“. Alles könne man jedoch nicht ins Netz verlagern. Das Training mit aggressiven Hunden zum Beispiel. Dazu brauche es den direkten Kontakt.
Seit dem 27. April sind Einzeltrainings wieder erlaubt und seit vergangener Woche auch Gruppenkurse, solange die geltenden Hygieneregeln befolgt werden. Trotzdem will die Hundeexpertin das Videotraining weiter anbieten. Bärbel Hoderlein wünscht sich, dass sich mehr Hundehalter dazu motivieren lassen, das Prinzip auszuprobieren. „Zurzeit gibt es noch eine Hemmschwelle, weil viele denken, dass sie alleingelassen werden. Doch, das ist nicht so“.

Alexandra Sophie Freitag wurde vom Lockdown kalt erwischt.
Ebenfalls ihre Arbeit wieder aufnehmen kann Alexandra Sophie Freitag. Die Nordbremerin eröffnete am 13. März ihre Nachhilfeschule „Lernraum Freitag“ in Lesum – und musste sie gleich wieder schließen. „Das war, wie gegen eine Wand zu fahren“, erinnert sich Freitag. Monatelang hatte sie auf die Eröffnung hingearbeitet, die Werbetrommel gerührt und die Räume ihrer Schule eingerichtet. Dann kam Corona. „Die Eröffnung haben wir trotzdem gefeiert. Ich habe alle Gäste angerufen und gefragt, ob sie trotzdem kommen wollen“. Statt der geplanten 40 kamen schließlich 20 Interessierte. „Ich bin froh, dass wir es gemacht haben. Jetzt wäre das gar nicht mehr möglich gewesen“, so Freitag.
Die Zeit des Lockdowns verbrachte die Lehrerin damit, sich zu sammeln und Liegengebliebenes aufzuarbeiten. „Ich bin bis zur Eröffnung auf 200 Prozent gefahren. Jeder Tag war aufregend“, erinnert sich Alexandra Sophie Freitag. „Und dann fällt man plötzlich auf null. Davon musste ich mich erst mal eine Woche erholen“. Ihr Angebot, auf Onlineunterricht umzustellen, machte in dieser Phase des jungen Unternehmens keinen Sinn. Also lautete ihr erster Schritt, Coronahilfen zu beantragen. Damit gehörte sie zu den ersten Antragsstellern, wartet jedoch bis heute auf die Gelder. Dass sie auch noch eine Dozentenstelle an der Uni Bremen bekleidet, war nach ihrer Aussage die Rettung. Ihr Seminar im Fachbereich der Erziehungs- und Bildungswissenschaften gibt sie zurzeit online.
Nachdem die gesetzlichen Auflagen wieder gelockert worden sind, kann Alexandra Sophie Freitag den Unterricht nun aufnehmen. Dazu hat sie ein Hygienekonzept entwickelt, das neben dem Tragen eines Mundschutzes auch den Unterricht in einem großen Seminarraum beinhaltet, um ausreichend Abstand zu gewährleisten. „Da ich sowieso nur in Kleinstgruppen von maximal vier Schülern unterrichte, ist ausreichend Platz gewährleistet“, verspricht Freitag. Damit sich auch beim Kommen und Gehen keine Ansammlungen bilden, plant sie außerdem Zeitpuffer ein.
Termine werden nur nach vorheriger Anmeldung vergeben. Über diese organisatorischen Aspekte hinaus muss Freitag ihr Werbekonzept überarbeiten. „Flyer möchte gerade niemand annehmen“, so die Gründerin, die nun plant, erst mal auf Social Media und Mailings auszuweichen. Trotz allem freut sie sich sehr darauf, ihre Schüler wieder persönlich sehen zu können.