Im Netz lässt sich bekanntlich alles finden, das gilt seit einiger Zeit auch für Lebensmittel und Dienstleistungen von Bauernhöfen. Auf der Webseite „Service vom Hof“ der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen und der dazugehörigen Service-vom-Hof-App können Interessierte und Regionalverbundene gezielt nach bäuerlichen Produkten und Dienstleistungen in ihrer Umgebung suchen. Der in der Gemeinde Klein Henstedt gelegene Hof Pleus ist seit gut zwei Jahren auf der landwirtschaftlichen Vermarktungsplattform vertreten.
„Service vom Hof ist ein Informationsportal, auf dem Interessierte schauen können, was es in ihrer Region gibt,“ erklärt Christina Backenhus. Sie führt den Hof, der seit 1873 in Familienhand liegt, gemeinsam mit ihren Eltern. Von tierischen und pflanzlichen Produkten aus eigenem Anbau bis hin zu Dienstleitungen wie Urlaubsmöglichkeiten auf Gütern sei hier alles zu finden. Auf der Webseite leiten Links die Verbraucher dann zu den jeweiligen Onlineshops und Lieferservices der einzelnen Höfe. Familie Pleus stellt ihre Fleischprodukte aus eigener Herstellung und hausgemachte Suppen auf dem Onlineportal meinmarktstand.de zum Verkauf. „Insgesamt wird das Angebot sehr gut angenommen,“ freut sich Backenhus.
In den vergangenen Wochen jedoch habe sich ein regelrechter Boom bei bäuerlichen Onlineshops eingestellt. „Ich habe Rücksprache mit der Landwirtschaftskammer gehalten, demnach hat sich der Zugriff auf das Serviceportal verdoppelt,“ berichtet die Landwirtin. Dabei zieht sie klare Rückschlüsse zur momentanen Krisensituation. „Wir hatten zwar ein stetiges Wachstum im Onlinebereich, aber der Anteil war im Verhältnis eher gering. Jetzt ist ein deutlicher Anstieg zu beobachten,“ erklärt Backenhus. Sie glaubt, dass die erhöhte Nachfrage vor allem dem Wunsch geschuldet ist, die eigene Region zu unterstützen. „Die Kunden wollen regionale Produkte kaufen, um ihre Landwirte und Händler in Krisenzeiten zu unterstützen und das ist eine sehr schöne Entwicklung,“ findet Backenhus.
Bäuerliche Onlineshops profitieren derzeit also von der Krise. Diese Entwicklung ist auch bei der Hofgemeinschaft Grummersort in der Gemeinde Hude deutlich spürbar. „Die Nachfrage ist online um gut 40 Prozent gestiegen. Darunter sind viele Neukunden, aber auch Stammkunden von den Wochenmärkten, die aufgrund der Krise auf unseren Lieferservice umsteigen,“ erzählt Eike Frahm, einer der Pächter des Hofs. Seine Familie bewirtschaftet neben zwei weiteren Familien Teile des Hofs nach dem Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi), eine Form der Landwirtschaft, bei der mehrere private Haushalte sich die Kosten und Bewirtschaftungsarbeit, aber auch den Ernteertrag teilen. Die Hofgemeinschaft beliefert ihre Kunden nach Wunsch mit der sogenannten Hof-Kiste, ein nach eigenen Wünschen zusammengestellter Warenkorb mit den frischen Produkten des Hofs sowie Backwaren aus der hofeigenen Holzofenbäckerei, Käse, Obst oder Gemüse. „Wir sind also grundsätzlich darauf eingestellt, Kunden mit unseren Kisten zu beliefern. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage müssen wir nun personell und transporttechnisch aufstocken,“ erklärt Frahm.

Christina Backenhus bietet Fleisch- und Wurstwaren aus hofeigener Aufzucht. Eine große Auswahl davon findet sich in ihrem Hofladen in Klein Henstedt, aber auch im Onlineshop.
Die steigende Nachfrage im Onlinebereich geht nach Empfinden der beiden Landwirte jedoch nicht mit einem Rückgang der Laufkundschaft auf den Wochenmärkten einher – im Gegenteil. „Es ist mehr geworden. Die Märkte sind sehr gut besucht,“ findet Backenhus. „Vor allem die Stammkundschaft bleibt uns weiter treu.“ Auch die Kaufmengen an sich hätten sich erhöht. „Die Nachfrage auf den Märkten war in den vergangenen zwei Wochen deutlich größer als üblich. Es wird extrem viel gekauft. Vor allem Kartoffeln wurden in der doppelten Menge gekauft, als die Krise vor drei Wochen an Fahrt aufnahm“, erinnert sich Frahm. Mittlerweile sei in Delmenhorst sogar der Mittwochsmarkt so stark wie am Sonnabend, bestätigt Backenhus diesen Eindruck. Die größeren Kaufmengen seien allerdings nicht mit Hamsterkäufen gleichzusetzen, sondern gingen aus einem erhöhten Bedarf hervor. „Im Gespräch mit den Kunden kommt immer wieder auf, dass einfach mehr Bedarf besteht, weil die Kinder zu Hause sind und Mensas, Kantinen und alles andere geschlossen haben,“ erklärt Frahm.
Strenge Hygienemaßnahmen
Trotz des erhöhten Kundenaufkommens werde auf den Märkten alles daran gesetzt, die erforderlichen Hygienemaßnahmen einzuhalten, betont Frahm. „Vor allem in Delmenhorst stehen wir normalerweise so, dass es keine klare Laufrichtung gibt und sich die Wege der Kunden oft kreuzen.“ Um das zu vermeiden, wurde die Aufstellung der Marktstände neu organisiert. „Da es momentan keine Blumen-oder Kaffeestände gibt, sind deutlich weniger Beschicker auf den Märkten und die Stellplätze liegen weiter auseinander,“ erklärt Frahm. So soll unter anderem verhindert werden, dass sich die langen Warteschlangen kreuzen. Und das ist auch wichtig, denn das Ordnungsamt ist an Markttagen anwesend und kontrolliert, ob die Personenregelung und der Abstand gewahrt werden. „Wir als Beschicker sind natürlich bemüht, alle Regeln einzuhalten, und es liegt in unserer Verantwortung, die Kunden immer wieder darauf hinzuweisen,“ betont der Landwirt. So werden vor dem Stand der Hofgemeinschaft Kisten aufgestellt, die anzeigen, bis wohin sich Kunden nähern dürfen. Vieles ist also anders auf dem altbekannten Wochenmarkt.
Die Umsetzung der neuen Regelungen funktioniere aber sehr gut, finden beide Landwirte. „Die Kunden sind unheimlich diszipliniert. Unser Stand ist recht klein, sodass nur zwei Kunden gleichzeitig an den Tresen dürfen. Sie warten dann geduldig in der Schlange und haben Verständnis,“ sagt Backenhus. Trotz der Krisenzeiten herrsche weiterhin eine gute Grundstimmung auf dem Markt, so ihr Empfinden. „Insgesamt herrscht eine freundliche und gute Stimmung. Die Leute sind noch recht positiv und zeigen uns ihre Dankbarkeit.“