Tag für Tag informiert das Gesundheitsressort über das Infektionsgeschehen im Land Bremen, in der Stadtgemeinde Bremen und in der Stadtgemeinde Bremerhaven. Wie viele Infizierte es allerdings in den einzelnen Stadtteilen gibt, teilt die Behörde nach wie vor nicht mit, obwohl die drei Nordbremer Beiräte dies von Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) fordern (wir berichteten).
Stattdessen hat die Behörde in dieser Woche erneut eine Statistik erarbeitet, aus der hervorgeht, wie viele Menschen seit Beginn der Pandemie sowie seit September positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Das interne Papier, das der NORDDEUTSCHEN vorliegt, schlüsselt nach Postleitzahlen sortiert die Fälle in den Quartieren auf.
Demnach liegen sowohl die Ortsteile mit den wenigsten als auch mit den meisten Infektionen in Bremen beide in Vegesack. Mit 19,92 Fällen pro 1000 Einwohner weist der Postleitzahlenbereich 28755 die höchste Gesamtzahl in der Hansestadt aus. Direkt daneben liegt der Postleitzahlenbereich 28757, der mit 5,33 Fällen die geringste Quote verzeichnet. In den übrigen Nordbremer Quartieren wurden zwischen 5,36 (28717) und 7,96 (28779) Fällen pro 1000 Einwohner erfasst. Damit liegen die Quartiere gemäß der Auswertung unter dem Bremer Durchschnitt, der bei 9,02 liegt.
Die Fälle der sogenannten zweiten Welle, die laut Gesundheitsressort im September begann, weist die Statistik noch einmal gesondert aus. Die meisten Infektionen wurden demnach nicht mehr in Vegesack gemeldet, sondern in Osterholz. Die wenigsten Fälle bremenweit wurden mit einem Wert von 3,20 Infektionen je 1000 Einwohner allerdings wieder im Vegesacker Postleitzahlenbereich 28757 registriert. Die übrigen Quartiere liegen bei 4,89 (28755) und 6,02 (28759) Fällen pro 1000 Einwohnern. In Burglesum wurden 4,77 (28717) beziehungsweise 5,18 (28719) Fälle gemeldet. Blumenthal verzeichnet im Postleitzahlenbereich 28777 6,21 Fälle, für die Ortsteile mit der Postleitzahl 28779 6,80. Damit liegen die Blumenthaler Quartiere knapp über dem Bremer Durchschnitt, den die Gesundheitsbehörde für die zweite Welle mit 6,58 Fällen pro 1000 Einwohner angibt.
Doch mit dieser Auswertung erfüllt die Gesundheitsbehörde die Forderung der Nordbremer Beiräte nicht. In dieser Woche hatte das Gremium aus Burglesum einstimmig beschlossen, dass die Infektionszahlen im Stadtteil täglich nach Postleitzahlen ausgewiesen werden sollen. Sollte das nicht möglich sein, dann zumindest für den gesamten Bremer Norden. Zusätzlich sollen auch die Zahlen für Genesene, Todesfälle und aktuell Infizierte veröffentlicht werden, so die Forderung der Kommunalpolitiker. Einen ähnlichen Beschluss fasste der Vegesacker Beirat bereits in der vergangenen Woche. Schon im April beantragte die Blumenthaler SPD eine Auswertung der Corona-Fallzahlen auf Stadtteilebene. Damit fordern nun alle Nordbremer Beiräte eine detaillierte Veröffentlichung der Corona-Statistiken, so, wie es sie etwa auch in den Kreisen Osterholz und Wesermarsch gibt.
Zudem hatte Martin Hornhues (CDU), Beiratssprecher aus Burglesum, das Thema mit einem Dringlichkeitsantrag auf die Tagesordnung für die Sitzung des Regionalausschusses Bremen-Nord am 13. Oktober gesetzt. „Zur Sensibilisierung der Bevölkerung bei schon jetzt deutlich gestiegenen Corona-Zahlen ist eine Darstellung nach Stadtteilen, die deutlich mehr Einwohner als die einzelnen Umlandgemeinden haben, mehr als geboten“, hieß es in seinem Antrag. „Datenschutz- oder administrative Herausforderungen sind dabei zu meistern und nicht als Ausrede vorzuschieben.“ An der Sitzung sollte auch Gesundheitssenatorin Bernhard teilnehmen, doch pandemiebedingt wurde die Zusammenkunft abgesagt.
Allerdings sei die Auswertung auf Stadtteilebene mit viel Aufwand für die Behörde verbunden. „Das Gesundheitsressort und insbesondere das Gesundheitsamt ist in der Corona-Pandemie besonders gefordert und arbeitet seit Wochen teilweise über die Belastungsgrenze der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinaus„, sagt Christian Dohle, Sprecher des Senats. Vordringliche Aufgabe sei es, die Pandemie unter Kontrolle zu behalten und alles zu unternehmen, um das Infektionsgeschehen zurückzudrängen. “Eine tagesaktuelle Information hält auch das Rathaus angesichts der Arbeitsbelastung des Gesundheitsressorts nicht für notwendig.“