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Brakerin Monique Rockel nimmt wieder am täglichen Leben teil Das dritte Mal die Leukämie besiegt

Monique Rockel ist eine Kämpferin. Etwas anderes als zu kämpfen blieb ihr auch nicht übrig, als sie im Jahr 2007 erstmals an Leukämie erkrankte. In diesem Frühjahr hat sie die Krankheit das dritte Mal besiegt. Nun genießt die 18-Jährige wieder das ganz normale Leben eines Teenagers.
03.10.2014, 17:00 Uhr
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Von Georg Jauken

Monique Rockel ist eine Kämpferin. Etwas anderes als zu kämpfen blieb ihr auch nicht übrig, als sie im Jahr 2007 erstmals an Leukämie erkrankte. In diesem Frühjahr hat sie die Krankheit das dritte Mal besiegt. Nun genießt die 18-Jährige wieder das ganz normale Leben eines Teenagers.

Auto fahren und eine Ausbildung beginnen – das gehört im Leben vieler Jugendlicher zu den wichtigsten Schritten auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Die 18-jährige Monique Rockel aus Brake verbindet damit sehr viel mehr. Im März erhielt sie eine Knochenmarkspende, die ihr das Leben rettete. Ein halbes Jahr später genießt sie das ganz normale Leben eines Teenagers umso mehr.

Zwei Mal hatte Monique ihre Leukämie-Erkrankung bereits erfolgreich bekämpft, als die Krankheit im November 2013 erneut ausbrach. Während sie im Krankenhaus behandelt wurde, organisierten Verwandte und Freunde gemeinsam mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) eine Typisierungsaktion. Gesucht wurde ein genetischer Zwilling von Monique. Das Schicksal der jungen Frau löste eine gewaltige Welle der Hilfsbereitschaft aus. 2104 Menschen ließen sich bei der Aktion in Brake Blut abzapfen, viele weitere beim Hausarzt.

Außerdem sammelten die Unterstützer mehr als 40 000 Euro an Spenden, um die aufwendige und deshalb teure Untersuchung der Blutproben zu finanzieren. „Gefunden wurde ein passender Spender für einen anderen Patienten“, freut sich Monique. Ihr eigener genetischer Zwilling fand sich nicht bei der Aktion. Doch es gab einen. „Das war mein Glück“, sagt Monique. „Unser Blut ist gleich. Ich verstehe das immer noch nicht.“

Krank, isoliert und von zwei Chemotherapien entkräftet, erhielt sie am 11. März in der Medizinischen Hochschule Hannover die Knochenmarkspende, die ihr das Leben rettete. Mitte April durfte sie nach Hause zurück, konnte sich ausruhen, zu Kräften kommen und zurück ins Leben finden. „Niemand hat damit gerechnet, dass ich mich so schnell erhole. Auch die Ärzte nicht.“ Den zentralen Venenkatheter, durch den sie Medikamente bekam und ernährt wurde, hat sie als Andenken aufgehoben. „Er war mein bester Freund.“

Ein weiteres Andenken, das ihr viel bedeutet, ist ein Blumenbuch mit dem Aufkleber einer Buchhandlung in Nordrhein-Westfalen, das ihr die Spenderin zusammen mit einem Brief zukommen ließ. An der Handschrift glaubt Monique zu erkennen, dass es sich um eine Frau handelt. Gerne würde sie ihren genetischen Zwilling kennenlernen, möchte wissen, ob nicht nur ihr Blut gleich ist, sondern sie sich auch äußerlich ähneln. „Ich bin ganz gespannt. Ich verdanke ihr mein Leben“, sagt Monique. Sie weiß, dass sich Spender und Patient erst nach zwei Jahren persönlich kennenlernen dürfen. So sehen es die Regeln vor.

Bis dahin hat Monique jede Menge zu tun. 2013 schloss sie die Realschule ab. „Anschließend wollte ich natürlich arbeiten.“ Wie andere Schulabgänger und -innen schrieb sie verschiedene Bewerbungen, unter anderem an das Klinikum in Oldenburg. Dass der ständige Kontakt zu Ärzten, Krankenschwestern und Pflegern der vergangenen Jahre ihre Berufswahl beeinflusst hat, würde sie nicht bestreiten. „Mich interessiert das einfach.“ Die Klinik ist aber auch ein Ort, an dem sie weniger erklären muss. „Da kann ich aufblühen. Da kann ich ich sein.“

Das zeigte sich schon beim Bewerbungsgespräch im vergangenen Herbst. Kurz vorher war der erneute Ausbruch ihrer Leukämie festgestellt worden und Monique ins Oldenburger Klinikum eingeliefert worden. Dort zeigte man sich flexibel, verlegte das Vorstellungsgespräch kurzerhand ans Krankenbett und entschied sich umgehend für Monique. „Da habe ich geheult vor Freude. Es hat mir Kraft gegeben, dass ich einen Ausbildungsplatz bekomme, wenn ich wieder gesund bin.“ Im August ging es los. Erste Station ihrer Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten ist der Betriebsarzt. Bevor sie die weiteren Klinik-Abteilungen durchläuft, muss sie sich umfassend impfen lassen. Der Impfschutz, den sie als Kind erhielt, ist in Zusammenhang mit der Knochenmarktransplantation nicht mehr gegeben.

„Man soll Spaß am Leben haben“

Glücklich über die Rückkehr in ein ganz normales Leben ist nicht nur Monique selbst. „Seit 2007 war in der Familie plötzlich alles anders, nichts war mehr so wie früher“, stellt Moniques Vater Thomas fest. Nun beginnt ihre Reha. „Dann fahren wir in Urlaub“, freut sich Mutter Melanie. Die Betreuung der 2011 zum zweiten Mal erkrankten Monique hatte die Mutter so sehr belastet, dass sie einen Herzinfarkt erlitt. Diesmal tauschten die Eltern die Rollen. „Das hat uns allen gut getan“, sagt Thomas Rockel, der im Krankenhaus monatelang an Moniques Seite blieb. Sein Arbeitgeber, die Bundeswehr, machte es möglich.

Gut tut der Familie auch die Gewissheit, dass eine zweite Knochenmarkspende für Monique eingefroren wurde. Das Verfahren sei neu, die Spende für Monique sei die erste in Deutschland, die auf diese Weise aufgehoben werde. „Wir haben eine Trumpfkarte in der Hand“, sagt Thomas Rockel und hofft, dass seine Tochter sie nie benötigen wird.

Monique möchte daran schon gar nicht denken. „Ich will viel erleben, vielleicht mal ins Ausland und regelmäßig mit Freunden weggehen“, beantwortet sie die Frage nach ihren Träumen. Außerdem wolle sie den Leuten sagen, „dass man Spaß am Leben haben soll, auch wenn ein Tag mal nicht so gut ist“.

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