Hude. Häusliche Gewalt gegen Frauen ist ein gesellschaftliches Problem, das weder auf Schichten noch auf Orte begrenzt ist. Und so ist auch die Klostergemeinde nicht frei davon. „Hude bildet keine Ausnahme. Wir bearbeiten derzeit zwei Fälle häuslicher Gewalt“, berichtet René Mahnke, Leiter der Polizeidienststelle Hude. Die Situation sei zwar nicht mit der in großen Städten zu vergleichen, weil es eine gewisse soziale Kontrolle gibt. Dennoch gibt es laut Mahnke ein „Dunkelfeld“, sodass sich nicht sagen lasse, wie viele Fälle häuslicher Gewalt es tatsächlich in Hude gibt.
Die Hürde, die Polizei bei häuslicher Gewalt einzuschalten, ist nach Erfahrung des Polizeibeamten recht hoch: „Wir sind erst ein Ansprechpartner, wenn es nicht mehr anders geht.“ Oft seien es die Frauen selbst, die die Polizei rufen. Das geschehe aber meist aus der unmittelbaren Not heraus. „Sie haben Angst und wissen nicht, wie sie anders aus der Situation herauszukommen sollen“, erklärt Mahnke. „Letztlich gilt: Schlagen ist keine Option“, fügt er hinzu.
Die Polizei ist nicht die einzige Stelle in Hude, an der Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, Hilfe bekommen. „Unterstützung, Beratung, ein offenes Ohr und Verschwiegenheit“ gibt es auch bei der Gleichstellungsbeaufragten Ursula Reinhardt, wie auf Flyern und Plakaten zu erfahren ist, die seit Montag in der Klostergemeinde ausliegen oder aushängen und auf Initiative der Gleichstellungsbeauftragten, Präventionsbeauftragten und Integrationsbeauftragten der Klostergemeinde sowie der Polizei in Hude entstanden sind. Anlass ist der internationale Tag gegen Gewalt gegen Frauen, der am 25. November ansteht.
Jedes Jahr am 25. November finden weltweit Veranstaltungen statt, um die Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu thematisieren. „Auch wir haben überlegt, was wir machen können“, erläutert Anja Peters, Integrationsbeauftragte im Kulturhof. Verschiedene Möglichkeiten, wie zum Beispiel eine Ausstellung, seien abgewogen worden. „Wichtig war uns ein lokaler Bezug. Die Betroffenen sollen angesprochen werden. Doch die gehen weniger in eine Ausstellung“, fügt die Präventionsbeauftragte Anja Janzen hinzu. Deshalb habe man sich gegen eine Ausstellung entschieden. Stattdessen werden 50 Plakate aufgehängt und 1000 Flyer in der gesamten Klostergemeinde – von der Arztpraxis über Schulen und Kitas bis hin zu Sportstätten – ausgelegt. „Im Laufe dieser Woche sollen in Hude flächendeckend unsere Plakate und Flyer zu sehen sein“, erklärt Janzen. Außerdem wurde am Montag am Kulturhof bereits die Fahne „Frei leben – ohne Gewalt“ von der gemeinnützigen Menschenrechtsorganisation „Terre des Femmes“ gehisst.
Die Initiative setzt aber auch auf moderne Kommunikation. Laut Janzen gibt es an vielen Schulen und Kitas Whatsapp-Gruppen, über die Eltern miteinander vernetzt sind: „Wir haben die Schulen angesprochen, ob sie über diese Whatsapp-Gruppen unseren Flyer verschicken würden. Dann wäre dieser jederzeit abrufbar.“ Die Resonanz sei unterschiedlich gewesen, die Bereitschaft grundsätzlich aber sehr hoch. So werde der Flyer nun teilweise über Lehrer verteilt, in den Schulen ausgelegt und teilweise über Whatsapp oder E-Mail-Verteiler als PDF verschickt. „Das ist eine gute Kombination. Es ist gut, nicht nur das eine oder das andere zu machen“, ist Janzen überzeugt.
Die richtige Anlaufstelle
Wichtigste Botschaft des Flyers: Mit Ursula Reinhardt gibt es in Hude eine Ansprechpartnerin, an die sich Frauen wenden können, wenn sie Hilfe wegen häuslicher Gewalt brauchen. Sie ist telefonisch unter 0 44 08 / 92 13 34 erreichbar. Allerdings berate sie nicht, sondern vermittle an die richtigen Stellen. „Oft geht es ums Finanzielle. Wie geht es weiter? Wie schaffe ich das mit meinen Kindern? Das ist ein ganz großes Thema“, erläutert Reinhardt. Denn Frauen, die häusliche Gewalt erfahren, leben oft in Abhängigkeit von ihrem Mann. „Die Möglichkeiten, sich helfen zu lassen, sind breit gefächert. Man muss wissen, wo die richtigen Anlaufstellen sind. Das ist oft sehr individuell“, sagt Reinhardt, die genau an der Stelle zu unterstützen versucht. Betroffene können sich auch an das bundesweite Hilfetelefon unter 0 80 00 / 11 60 16 wenden.