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Zum Opel-Treffen haben Fans ihre Veteranen des Straßenverkehrs vorgefahren / 529 Autos aus sechs Jahrzehnten „Der bringt noch 110“

Zum dritten Mal treffen sich dieses Wochenende Opel-Liebhaber aus nah und fern in Lemwerder. 529 Opel aus sechs Jahrzehnten sind vertreten, darunter viele Raritäten.
26.08.2012, 05:00 Uhr
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Von Georg Jauken

Zum dritten Mal treffen sich dieses Wochenende Opel-Liebhaber aus nah und fern in Lemwerder. 529 Opel aus sechs Jahrzehnten sind vertreten, darunter viele Raritäten.

Lemwerder. Die Opelaner sind hart im Nehmen. Das Wochenende im aufgeweichten Kleiboden haben sie gut weggesteckt. Ein Jahr später sind viele Teilnehmer von 2011 wieder auf der Drachenfestwiese angetreten. Insgesamt 529 Opel-Fahrzeuge aus sechs Jahrzehnten, 100 mehr als im Vorjahr, nehmen am Treffen des Bremer Opel-Teams teil. Die meisten Fahrer haben Familien, Freunde und Zelte mitgebracht – und erst mal Party gemacht.

Bis halb sechs in der Frühe ging die Chose. "Wir mussten die letzten Gäste nötigen, das Zelt zu verlassen", sagt Danny Baum vom Bremer Opel-Team. Es war noch nicht mal zehn, da war Baum schon wieder unterwegs. Die Brötchen, die bis Sonntag reichen sollten, waren alle. Jetzt ist es zwei Uhr nachmittags, und Danny Baum ist als Gutachter gefragt.

Natürlich hat er schon andere gut erhaltene Autos gesehen. Der 72er Kadett B, den er beurteilen muss, hat jedoch eine besonders sorgfältige Behandlung erfahren. Danny Baum erkennt es an den perfekt sitzenden Chromleisten, die die Seitenbleche von der vorderen zur hinteren Stoßstange zieren, der Formung der Radkästen folgen und nach all den Jahren nicht den Eindruck machen, als wären sie auch nur einmal unsanft heruntergerissen worden.

Rafael Gmiatczyk, der 27 Jahre alteFahrer, der immer schon einen alten Opel wollte, hat das Auto aus zweiter Hand. Der erste Halter hatte es drei Jahrzehnte gehegt und gepflegt. Dann ging es an einen anderen Liebhaber. Seit zwei Jahren nennt Rafael Gmiatczyk das orangefarbene 50-PS-Geschoss mit 130000 Kilometern auf dem Tacho sein Eigen. "Der bringt noch 110." Juror Danny Baum, der alte Autos vor allem aus einiger Entfernung zu lieben pflegt ("Ich will Bums unter der Haube"), ist ganz angetan. "Ich finde den prima."

Die Jahre haben natürlich ihre Spuren hinterlassen. Hier und da musste Rafael Gmiatczyk den Kadett schon ausbessern. Er weiß darum auch, dass Orange bei Opel in den 70er Jahren "521 Ziegelrot" hieß. Nächsten Winter will er sich die Unterseite des Autos vornehmen. Was er an Ersatzteilen braucht, kramt der örtliche Opel-Händler entweder ganz hinten aus dem Regal hervor, oder Rafael Gmiatczyk findet es bei Ebay oder über spezielle Foren. Hat er ein passendes Originalteil entdeckt, kauft er es auch schon mal auf Vorrat. "Irgendwann gibt es das nicht mehr", ahnt er. Andere Kadett-Fahrer wie Thomas Wiese aus Garrel machen es ebenso. Sein beiger Kadett-Kombi ist noch drei Jahre älter, hat einen 1500er-Motor mit 65 PS – "der wurde in Deutschland gar nicht angeboten".

Chrom für den Motorblock

Auch "Pottaa" aus Gütersloh ist wieder da. 2011 hatte er seinen 79er Kadett City vorgestellt, der ein halbes Jahr vorher noch "wie ein löchriger Käse" aussah. Ob er einen Pokal oder eine Prämie gewonnen hat? "Ja, hat geklappt." Dass es klappt mit der Auszeichnung, hofft diesmal unter anderem Tessa Möller aus Schleswig. Unzählige Stunden haben sie und ihr Freund den Innenraum ihres Tigra aufgepeppt und den Motorblock verchromt, um jetzt beim Show-&-Shine-Wettbewerb zu punkten.

Björn Begemann steht eher auf das Original. An seinem 83er Stufenheck-Corsa ist nichts verbaut. Ob der Corsa 173000 Kilometer auf dem Buckel hat oder 273000, lasse sich nicht mehr feststellen. Die Ausstattung des 55-PS-Leichtgewichts ist von jeher spartanisch. Der Kilometerzähler ist nur fünfstellig, aber auf Luxus und Pferdestärken kommt es Björn Begemann auch nicht an. "Ich fahre höchstens 120, wenn überhaupt." Darüber werde es laut und alles fange an zu klappern. Es macht ihm nichts. Durch einen Auto-Tausch konnte er sich den Traum vom alten Opel erfüllen. Von den 279 Stufenheck-Corsas, die es in Deutschland noch gibt (er hat es beim Kraftfahrzeugbundesamt in Erfahrung gebracht), hat er einen der seltenen Zweitürer ergattert. Polsterstoffe und Türverkleidungen sind orangefarben und gut erhalten. Der weiße Lack ist original, sieht aber alles andere als glänzend aus. Damit will er jetzt punkten. Wer das Fettnäpfchen sucht, findet es: "Hätte man das Auto nicht besser vorher waschen und polieren sollen?" – "Es ist poliert."

Hinter all den Mantas, Asconas und sogar Diplomaten hat sich ein Opel-Club aus Lüneburg niedergelassen. Klassiker führen seine Mitglieder nicht mit sich. Sie sind mit einem recht neuen Opel GT und einigen Vectras vorgefahren, die aussehen wie frisch vom Band. Dass sein Vectra mal ein Klassiker werden könnte, glaubt Jörg Demuth nicht, und für das Geld, das er für den Caravan bezahlt hat, hätte er auch einen BMW bekommen können. Image. Wiederverkaufswert. Demuth kennt die Argumente. "Aber es sollte der sein."

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