Wildeshausen. Geradlinig ist das Leben von Björn Alfers nicht verlaufen. 1959 in Emden geboren wuchs er in Neerstedt und Wildeshausen auf. Fünf Jahre verbrachte er in Hamburg, baute dort das Abitur und leistete seinen Grundwehrdienst ab. Dann zog es ihn wegen eines Studiums in Bremen nach Wildeshausen zurück. Doch eine Konstante gibt es in seinem Leben, die ihn seit fast 40 Jahren begleitet: die Gitarre. „Ich habe, als ich etwa 20 Jahre war, bei einer Fete in der Wildeshauser Wiekau am Lagerfeuer ein Gitarrenduo erlebt. Am nächsten Tag bin ich nach Bremen gefahren und habe mir meine erste Gitarre gekauft“, erinnert er sich.
Das Gitarrenspiel brachte er sich selbst bei. Während des Grundwehrdienstes fand er genügend Zeit dazu. Inzwischen ist Alfers ein echter Virtuose auf dem Instrument. Doch den großen Schritt ins Rampenlicht scheut er: „Ich spiele lieber für 20 Leute als in einer großen Halle.“ Dabei hat er durchaus eine beeindruckende Bühnenerfahrung.
Überhaupt hat sich Björn Alfers vieles selbst beigebracht, auch im musikalischen Bereich. „Ich habe in meinem bisherigen Leben viele Dinge gemacht und getan, von denen ich nicht gedacht hätte, dass ich sie 20 Jahre später einmal brauche.“ Die erste E-Gitarre baute sich der studierte Elektrotechniker selbst. „Es kam irgendwann, nachdem ich einige Jahre akustische Gitarre spielte, die erste Anfrage einer Band, die einen Gitarristen suchte. Da ich keine E-Gitarre hatte, bin ich in die Werkstatt gegangen und habe mir eine gebaut“, erzählt er. Der erste Liveauftritt fand im damaligen Jugendzentrum in Wildeshausen in der Kleinen Straße statt. Doch die Band fiel bald auseinander, die Bandmitglieder begannen ihr Studium. Nach der ersten Band kamen weitere, unter anderem “Yucatan“, die noch heute live auftritt und bei denen Alfers als einer von mehreren Gitarristen einstieg. „Mir war immer wichtig, dass die Bands eigene Songs spielten, also nicht etwas nachspielten.“
Übers Radio zur TV-Senderband
Alfers studierte in Bremen Elektrotechnik, arbeitete später unter anderem fast 20 Jahre bei Radio Bremen als Messingenieur. Und auch dabei begleitete ihn seine Gitarrenmusik. „Es gab bei Radio Bremen eine TV-Senderband, die aus lauter Mitarbeitern des Fernsehens bestand. Irgendjemand fand dann heraus, dass es beim Hörfunk jemanden gab, der Gitarre spielen konnte.“ Dieser jemand war Björn Alfers. Und fortan teilte sich der Wildeshauser mit der Band hin und wieder die Bühne, dabei war auch der legendäre Pianist Gottfried Böttger.
Sein Gitarrenspiel machte auch Leute aus anderen Genres hellhörig. Ein Mitarbeiter von 3Sat wurde auf Björn Alfers aufmerksam. Für eine Fernsehproduktion mit dem Literaturnobelpreisträger Günter Grass komponierte und spielte er die Musik ein. Auch bei einer Lesung im Grass-Haus im Jahr 2003 in Lübeck begleitete Björn Alfers den Autor auf seiner Gitarre. „Das war eine tolle Erfahrung, die ich nie vergessen werde“, erzählt Alfers. Die wahre Größe dieses Projekts nahm er aber erst am Ende wahr. Viele Leute hätten auf seine Musik und die Zusammenarbeit mit Grass sehr positiv reagiert.
Mit einer anderen Legende pflegte er eine musikalische Bekanntschaft: mit dem Bluesgitarristen Frank Diez. Dieser gehört nicht nur zu den Gründern der Peter-Maffay-Band, in der er über 30 Jahre spielte, er spielte noch mit Jimi Hendrix. Gemeinsam jammten Diez und Alfers und standen zusammen auf der Bühne. „Damit habe ich das Glück gehabt, mit den bekanntesten Leuten aus unterschiedlichen Genres auf der Bühne zu stehen“, blickt Alfers zufrieden zurück.
Ein ganz besonderes Erlebnis war ein Auftritt in London. „Meine Nichte aus England hatte mich per E-Mail angeschrieben, dass sie mit ihrer Bluesband einen Auftritt plant, und hat mich als Opener dazu eingeladen. So haben wir dann gemeinsam in einem kleinen Club in London auf der Bühne gestanden. Ein persönliches Highlight“, sagt Alfers. Er selbst schätzt die Zeit vor zehn Jahren als seine beste ein: „Als ich 50 war, hatte ich die technische Erfahrung und mein Gitarrenspiel war ganz passabel. Ich habe eine technische Seite und eine künstlerische Seite, die miteinander korrespondieren. In diesem Spannungsfeld bewege ich mich."
Doch Björn Alfers spielt nicht nur beeindruckend Gitarre. Er komponiert auch eigene Stücke. Über 70 sind es bis jetzt. Doch die zehn selbstproduzierten und teilweise im Homestudio aufgenommenen CDs sind nur für die Familie und für Freunde gedacht. „Ich habe damals abgewogen: eine Profikarriere oder die sichere Anstellung bei Radio Bremen.“ Alfers entschied sich für den sicheren Weg. Heute bereut er das manchmal, aber nicht oft. „Wenn ich komponiere, dann sitze ich am Schreibtisch vor einem leeren Blatt Papier. Wie bei einem Maler entwickelt sich das dann, ich beginne ein Bild zu malen“, erklärt Alfers. Wenn ein neuer Song entsteht, dreht es sich um die Melodieidee und die Abfolge von Akkorden. Es setzt sich eine Richtung durch, die ausgearbeitet wird. Meistens entstehen seine Lieder im Alleingang. Hin und wieder unterstützen ihn Freunde aus der Musikwelt, zum Beispiel, wenn das Schlagzeug eingespielt werden soll. „Da wir uns alle sehr gut kennen, passt das oftmals genauso, wie ich es haben möchte.“ Bis ein Song fertig ist, dauert es manchmal Jahre. „Es braucht manchmal seine Zeit, bis ein Teil zu einem zweiten Teil findet."
Im Moment ist die Musik jedoch ein wenig in den Hintergrund getreten. Alfers kämpft mit gesundheitlichen Problemen. 1999 wurde Multiple Sklerose diagnostiziert. Und im vergangenen Jahr hatte er einen Fahrradunfall, bei dem die linke Hand, seine Griffhand beim Gitarrespielen, schwer verletzt wurde. „Ich kämpfe mich gerade zurück. Langsam setzt die Motorik der Hand wieder ein. Ich arbeite daran, wieder Gitarre spielen zu können.“
Wenn das wieder gelingt, will Björn Alfers auch sein aktuelles Projekt „MusikBike“ fortsetzen. „Das ist ein kleines Sommerkonzept. Damit kann ich autark, also alles Akku-betrieben, aufspielen. Und das überall dort, wo ich mit dem Auto nicht hinkomme – Parks, Fußgängerzonen, private Gärten oder Ähnliches. Aber mein eigentlicher Plan ist, damit einmal einen Sommer auf den Inseln und an der Küste von Emden bis Sylt herum zu ziehen.“ Wer Björn Alfers kennt, der weiß, dass er dieses Vorhaben auch umsetzen wird. Denn die Musik und seine Gitarren sind eine feste Konstante in seinem Leben.