Landkreis Diepholz. Schon fast ein wenig in Vergessenheit geraten ist angesichts der Corona-Pandemie ein weiteres großes Thema unserer Zeit: der Klimaschutz und das damit verbundene Artensterben bei Pflanzen und Tieren. Zwar gab es in der Vergangenheit immer wieder Naturschutzaktionen - wie etwa die Streuobstwiese in Eschenhausen oder die zahlreichen Blühwiesen überall in der Stadt Bassum und den Ortschaften. Dasselbe Bild ergibt sich in den anderen Kommunen der Win-Region (Bassum, Twistringen, Stuhr, Syke, Weyhe): Es handelt sich indes immer wieder um einzelne Projekte. Und genau das soll sich ändern, haben doch die Kommunen vor, in Zukunft noch mehr zusammenzuarbeiten, um so den Nutzen von Naturschutzprojekten zu erhöhen. Das sogenannte „Biotopverbundkonzept“ wurde in Auftrag gegeben und wird in der Sitzung des Bassumer Stadtentwicklungsausschusses am Donnerstag, 6. Mai, ab 19 Uhr vorgestellt.
Das Konzept beinhaltet „eine gemeindeübergreifende Entwicklungsstrategie und Umsetzungsplanung zur Vernetzung von Biotopen und zeigt damit sehr konkrete Handlungsempfehlungen und Maßnahmenvorschläge auf“, heißt es dazu in der Vorlage. Das bedeutet konkret: Das Oldenburger Planungsbüro NWP hat in den vergangenen Monaten Flächen ausgemacht, wo sich Vernetzungsmöglichkeiten mit -korridoren ergeben. Das hat den Vorteil, dass durch die Biotopvernetzung die Population der schützenswerten Arten von Pflanzen und Tieren gesichert und verbessert werden kann. „Der damit zu erwartende Genaustausch fördert die Resilienz einheimischer Arten, sodass diese sich besser an die Folgen des Klimawandels anpassen können“, schreibt der Berater Michael Wenzel von der Dieter Meyer Consulting. Außerdem werde durch die Vernetzung neuer Lebensraum geschaffen, sodass Tiere und Pflanzen sich über die Schutzgebiete hinaus ausbreiten können.
Offene Fragen sind zu klären
Der große Vorteil des Konzeptes, an dem die Win-Kommunen, die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Diepholz und teilweise die Nabu-Ortsgruppen mitgearbeitet haben, ist, dass durch die Biotopvernetzung die Projekte in den Gemeinden und Städten effektiver sowie nachhaltiger werden können und - im Gegensatz zu bisher - nicht nur Einzelanstrengungen bleiben. „Auf Basis dieser interkommunalen Konzeption sollen die darin enthaltenen Maßnahmenvorschläge kontinuierlich und dauerhaft umgesetzt werden, um nachhaltige Vernetzungsstrukturen zu ermöglichen“, heißt es weiter in der Vorlage. Zwar handelt es sich nicht um eine bindende Aktion für die Kommunen, trotzdem gibt es einige Fragen vorab zu klären.
So steht die Frage im Raum, ob ein Budget für die Flächenaufwertung in die jeweiligen Haushalte eingestellt werden soll. Der Berater verspricht sich davon, dass „bei einem beschlossenen jährlichen Budget Fördermittel auch kurzfristig bei temporären Programmen eingeworben werden und weitere lange politische Entscheidungsprozesse entfallen könnten“. Darüber hinaus müsste abgeklärt werden, wie häufig und mit welchen Mitteln die Flächen gepflegt werden. Als dritten Punkt geht es um die Ausgleichsflächen, die durch Versiegelung notwendig werden. So gibt es die Überlegung, ob diese Flächen nicht vorrangig in den Vernetzungskorridoren angelegt werden sollten. „Dies würde die freiwilligen Aufwertungsmaßnahmen ergänzen und einen entsprechenden Schub für die Vernetzung bedeuten“, ist sich Wenzel sicher. Er schlägt ebenfalls vor, eine gemeinsame Absichtserklärung der Landwirtschaft, der Kommunen und des Naturschutzes zur Weiterentwicklung der Korridore in Angriff zu nehmen: „Landwirte könnten ihre Greening- und Agrarumweltmaßnahmen bewusst in diesen Korridoren anlegen. Kommunen würden ihre freiwilligen Bemühungen für den Artenschutz hier bündeln. Und auch Naturschutzverbände, Vereine oder Dorfgemeinschaften könnten bei der Biotopvernetzung innerhalb der Korridore einen wichtigen Beitrag leisten. So würden Jahr für Jahr neue Maßnahmen umgesetzt und der Vernetzungskorridor entsprechend aufgewertet.“
Ganz viel Zeit bleibt den Kommunen indes nicht. Spätestens im dritten Quartal muss das Konzept erstellt worden sein, sonst versiegt die Förderung des Landes Niedersachsen über 80 Prozent. Das trifft sich gut, darf der Naturschutz doch auch nicht auf sich warten lassen.
Link für Teilnahme erforderlich
In der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung am Donnerstag, 6. Mai, ab 19 Uhr wird unter anderem das Konzept vorgestellt und diskutiert. Interessierte Einwohner haben die Möglichkeit, an der virtuellen Sitzung teilzunehmen. Dazu müssen sie sich bis Mittwoch, 5. Mai, 12 Uhr, anmelden. Das geht bei Simone Weßels (Telefon: 04241/8483; E-Mail: wessels@stadt.bassum.de) oder Alla Sprick (Telefon: 04241/8481; E-Mail: sprick@stadt.bassum.de).