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Geschwisterpaar aus Heide Kammerensemble in der Familie

Freya und Philipp Wessolowski sind der „Mittelbau“ von vier äußerst musikalischen Geschwistern aus Heide. Am vergangenen Wochenende haben sie sich für den Landeswettbewerb von „Jugend musiziert“ qualifiziert.
01.02.2019, 17:58 Uhr
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Kammerensemble in der Familie
Von Jochen Brünner

Ganderkesee-Heide. Während viele andere Kinder und Jugendliche ihre Fingerfertigkeit bei der Bedienung von Smartphones und Spielkonsolen perfektionieren, tun Freya und Philipp Wessolowski dies auf klassischen Musikinstumenten. Beim Regionalentscheid des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ am vergangenen Wochenende in Wildeshausen haben die Heider Geschwister schwer abgeräumt: Der 16-jährige Cellist Philipp erreichte die Höchstnote von 25 Punkten, seine zwei Jahre jüngere Schwester Freya brachte es mit der Geige auf 24 Punkte. Philipp präsentierte dabei den ersten Satz eines Cello-Konzertes von Joseph Haydn, Freya spielte Ausschnitte aus einem Violinkonzert von Charles-Auguste de Bériot sowie Kompositionen von Vivaldi, Mozart und Bartok. Beide qualifizierten sich damit für den Landeswettbewerb, der Ende März in Hannover stattfindet.

Bei Freya und Philipp Wessolowski handelt es sich um den „Mittelbau“ aus vier äußerst musikalischen Geschwistern: Zur Familie gehören auch noch die ältere Schwester Charlotte (18), die Bratsche spielt, sowie die jüngere Schwester Friederike (10), die Pianistin ist. Und weil das Ganze nicht von ungefähr kommt, gibt es Mutter Katja Wessolowski, die über Flöten und Klavier zum Kontrabass gefunden hat und mit diesem Instrument im Neuen Bremer Kammerorchester aktiv ist. So versammelt sich praktisch ein komplettes Kammerensemble in einem Haushalt.

Auch mit ihren 14 Jahren gehört Freya bei „Jugend musiziert“ bereits zu den „alten Hasen“: Viermal hat sie inzwischen teilgenommen, wobei sie nicht nur als Violinistin, sondern auch als Pianistin – sowohl in der Solisten- als auch in der Duo-Wertung – angetreten ist. „Aber damals war ich noch zu jung, um weitergeleitet zu werden“, berichtet sie. Während sie eher gelassen in die Wettbewerbe geht, mag ihr Bruder das Lampenfieber, „weil man die Aufgabe dann ernster nimmt“. Er ist zum zweiten Mal dabei.

Beide Geschwister machen seit ihrem vierten Lebensjahr Musik. „Als wir zum Tag der offenen Tür der Musikschule gegangen sind, ist Freya ganz zielstrebig auf die Geige zugelaufen und auch immer wieder dorthin zurückgekehrt“, berichtet Mutter Katja Wessolowski von einer „Liebe auf den ersten Blick“ für das Instrument. Auch Philipp war vier, als er das erste Mal mit einem Cello in Berührung kam. „Damals lag das Instrument noch auf dem Boden“, erinnert sich seine Mutter. So startete er zunächst auf dem Klavier, bis er im Alter von acht Jahren zum Cello zurückgekehrt und dabei geblieben ist.

Beide Geschwister mögen am liebsten das romantische Repertoire: „Da kann man die Gefühle so gut rauslassen“, beschreibt Philipp den besonderen Reiz dieser Epoche. Auch Freya spielt gern „laut und mit viel Vibrato“. Barockmusik ist dagegen nicht so ihr Ding. Philipps großes Ziel ist es, einmal den Solopart des berühmten Cellokonzerts von Antonin Dvorak zu spielen. In das Stück hat er sich verliebt, seit er es einmal in einer Aufführung des Orchesters seiner Mutter erlebt hat. Freya möchte unter anderem die Violinkonzerte von Mendelssohn, Tschaikowsky oder Bruch erarbeiten.

Gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Charlotte sind insgesamt drei Wessolowski-Kinder im Jugendsinfonieorchester Bremen-Mitte aktiv. Das Ensemble der Musikschule Bremen gestaltet unter anderem jedes Jahr die Konzerte „Musik und Licht am Holler See“, hinzu kommen jährliche Orchesterreisen ins Ausland sowie internationale musikalische Begegnungen in Bremen. So waren die jungen Musiker zuletzt unter anderem in Rumänien und Schottland, und in diesem Sommer steht eine Skandinavien-Reise auf dem Programm. Philipp ist darüber hinaus auch noch Mitglied in einem Streichquartett und zudem im Landesjugendorchester Bremen aktiv, das seit vielen Jahren von Stefan Geiger geleitet wird und projektorientiert arbeitet: „Da spielen wir teilweise richtig schwere Orchesterliteratur. Im vergangenen Jahr haben wir uns zum Beispiel die fünfte Sinfonie von Gustav Mahler vorgenommen“, erzählt der 16-Jährige.

Die hohe musikalischer Qualität ist natürlich auch das Ergebnis einer intensiven Probenarbeit. Etwa ein bis zwei Stunden täglich verbringen die beiden Geschwister, die die neunte und elfte Klasse des Max-Planck-Gymnasiums in Delmenhorst besuchen, täglich an ihren Instrumenten. „Es gibt auch diese Keinen-Bock-Phasen, aber meistens gehen sie zum Glück von selbst vorbei“, erzählt Freya. „Es muss nicht jeden Tag Spaß machen, aber es ist wichtig, dass das Engagement von den Kindern selbst kommt. Dann kehrt auch der Spaß zurück“, erklärt die Mutter zu diesem Thema. Aber sie erwartet auch, dass die Kinder ihr Hobby ernst nehmen und dabeibleiben: „Das hat auch ganz viel mit der Achtung gegenüber den Lehrern zu tun“, sagt sie.

Die Musik nimmt im familiären Leben nicht nur eine Menge Zeit in Anspruch, sie kostet durchaus auch Geld. Allein der Unterricht für alle koste „jedes Jahr in etwa so viel wie ein Kleinwagen“, hat Katja Wessolowski ausgerechnet. Wobei sowohl Philipp als auch Freya durch Stipendien gefördert werden. Auch bei den Instrumenten der beiden handelt es sich längst nicht mehr um „einfache Schüler-Instrumente. Der Klang soll ja auch Freude machen“, erklärt die Mutter. Philipp kann sich durchaus vorstellen, die Musik später zu seinem Beruf zu machen: Gegenwärtig absolviert er die studienvorbereitende Ausbildung an der Musikschule und er bereitet sich auf die Aufnahmeprüfung vor, um in diesem Sommer möglicherweise ein Jugendstudium an der Hochschule für Künste (HfK) in Bremen zu beginnen. Schon jetzt nimmt er Unterricht bei HfK-Professor Johannes Krebs. Freya hat sich in dieser Frage noch nicht festgelegt.

Dennoch bleibt auch Zeit für andere Hobbys: Bis vor Kurzem war Philipp in der B-Jugend des TV Jahn Delmenhorst als Fußballer aktiv, gerade hat er seine Schiedsrichter-Lizenz erworben: Die Aufgabe, Spiele zu pfeifen, empfindet er auch „als einen guten Test für meine Persönlichkeit“.

Mit Blick auf den Landeswettbewerb in Hannover besteht die besondere Herausforderung darin, „die Stücke über einen so langen Zeitraum lebendig zu halten“, wie Katja Wessolowski erzählt. Am Sonntag, 10. Februar, um 16 Uhr steht im Saal der Musikschule in Wildeshausen erst einmal das Preisträgerkonzert des Regionalwettbewerbs an. Philipp wird auf jeden Fall dabei sein, ob Freya auch zum Einsatz kommen wird, ist noch nicht endgültig entschieden.

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