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Unterstützung für Worpsweder Museum Kunsthalle soll Finanzspritze erhalten

Zum Aufatmen ist es noch zu früh, aber ein Teilerfolg ist erzielt: Der Osterholzer Ausschuss für Kreisentwicklung will 60 000 Euro an die Worpsweder Kunsthalle geben. Nun muss der Kreistag ebenfalls zustimmen.
06.11.2019, 20:08 Uhr
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Kunsthalle soll Finanzspritze erhalten
Von Bernhard Komesker

Die notleidend gewordene Worpsweder Kunsthalle soll im nächsten Jahr 60 000 Euro aus Landkreis-Mitteln erhalten. Diese Empfehlung gab der Ausschuss für Kreisentwicklung am Dienstagnachmittag dem Kreistag, der am 5. Dezember darüber zu entscheiden hat. Harms Bruns (Grüne) und Reinhard Seekamp (Linke) enthielten sich; sie erklärten, der Kunststiftung Friedrich Netzel als Trägerin der Kunsthalle helfen zu wollen. Sie bräuchten aber Bedenkzeit, da sie noch Fragen zu Ursachen und Auswegen hätten.

Mehrere Kunstfreunde aus Worpswede verfolgten eine teils emotionale Debatte, die der zuständige Dezernent Dominik Vinbruck angestoßen hatte. Die Verwaltung schlage einen Zuschuss für die Kunsthalle vor, weil diese „ein sehr wichtiger Baustein der Worpsweder Museumslandschaft“ sei. Das Geschäftsmodell aus Kunsthandel und Ausstellungshaus funktioniere heute nicht mehr so wie früher. Zuletzt habe einzig Susanna Böhme-Netzel die Einrichtung mit hohem Einsatz am Leben erhalten, so Vinbruck. Nun aber seien die Reserven aufgebraucht: „Ohne öffentliche Förderung wird die Worpsweder Kunsthalle keine große Zukunft mehr haben“, warnte Vinbruck. Eine Schließung der einzigartigen Sammlung wäre für Worpswede geradezu verheerend.

Da es sich um ein strukturelles Defizit handele, werde es mit einer einmaligen Finanzspritze auch nicht getan sein, blickte Vinbruck voraus. Der Landkreis wolle das kommende Jahr nutzen, um zusammen mit dem Worpsweder Museumsverbund und der Kreis-Kulturstiftung eine tragfähige Lösung zu entwickeln. Genau die vermisst Reinhard Seekamp, wie er sagte. „60 000 Euro sind kein Pappenstiel.“ Die Abgeordneten, so sah es auch Harm Bruns, würden überrumpelt, während bereits seit mehr als zwei Jahren hinter verschlossenen Türen über eine Rettung verhandelt werde. Schon heute lasse sich der Landkreis die Worpsweder Museen allerhand kosten, gab Seekamp zu bedenken. Und erst 2012 seien über den Masterplan allerhand öffentliche Mittel in die Modernisierung der Kunsthalle gesteckt worden sein.

Der Sozialdemokrat Björn Herrmann erwiderte, er sehe das Geld recht gut angelegt: Schließlich handele es sich um „das Tafelsilber in der Außendarstellung des Landkreises“. Die Ausgabe von 60 000 Euro sei für ihn damit alternativlos, „um die Marke Worpsweder Museen in ihrer Gesamtheit abzusichern“. Es gebe zwar offene Fragen, aber zugleich die erklärte Mitwirkungsbereitschaft der Stiftungsvertreter, die jetzt auch unter den Zuhörern weilten. Herrmann sagte, fortwährende Selbstausbeutung sei für das Wirken der Stiftung keine Option. Er glaube auch an die Möglichkeit von Synergien mit dem Museumsverbund, bei denen die Eigenständigkeit der Kunsthalle gewahrt bleibe.

Monica Röhr (CDU) pflichtete Björn Herrmann bei. Der Zuschuss sei eine Frage der Prioritäten: „Einfach zu sagen, wir haben kein Geld, ist ein Totschlagargument. Das geht gar nicht“, erklärte Röhr. Ihr Parteifreund Axel Miesner ergänzte, das Ausschussvotum sei nur eine Empfehlung; bis zur Kreistagssitzung ließen sich etwaige Fragen noch beantworten.

Reinhard Seekamp hatte zunächst erklärt, das Thema solle lediglich als vorberaten und einstweilen ohne Abstimmung an den Kreistag gehen. Er zog diesen Antrag später jedoch zurück, nachdem der SPD-Fraktionschef vom Ausschuss ein Signal für die Museumsarbeit eingefordert hatte. Harm Bruns blieb unzufrieden: „Wir geben hier Steuergelder als verlorenen Zuschuss; da möchte meine Fraktion schon etwas genauer wissen, was die Bürger im Gegenzug dafür bekommen.“ Alternativen sehe er durchaus, so der Grüne weiter: Die Worpsweder Kunststiftung könnte beispielsweise ein Gemälde an den Landkreis Osterholz verkaufen, der es der Worpsweder Kunsthalle dann als Dauerleihgabe überlässt.

Wilfried Pallasch (Bürgerfraktion) sagte, auch er zögere mit einem Ja. Schließlich hätten Kunststiftung und Landkreis bereits zwei Jahre lang verhandelt – ohne Klarheit zu bekommen, wie es weitergehen kann. Insofern bezweifele er auch die von Björn Herrmann behaupteten Synergien. Außerdem, so Pallasch, handele es sich um nichts weniger als den Einstieg in eine dauerhafte Förderung. Da sei aus seiner Sicht schon eine gewisse Planungssicherheit nötig, dass es mit den 60 000 Euro auch funktionieren werde. „Ich bin mir nicht sicher, ob der Betrag am Ende ausreicht“, erklärte Pallasch. Trotz all dieser Bedenken werde er sich aber nicht enthalten.

Vor der Abstimmung – die AfD hatte keinen Vertreter zur Sitzung entsandt – lieferte Vinbruck einige Einordnungen und Kommentare. So sei die heutige Misere beim Masterplan vor acht Jahren so nicht absehbar gewesen. Seinerzeit habe die Gebäudesanierung im Fokus gestanden, nun gehe es um den Betrieb. Wegen des hohen privaten Engagements Böhme-Netzels habe es sich um ein sensibles Thema gehandelt, mit dem der Landkreis zunächst bewusst die Öffentlichkeit gemieden habe. Wegen der Haushaltsrelevanz sei das nun aber anders, so der Dezernent.

Den Wunsch nach Sicherheiten, den die kleinen Fraktionen geäußert hatten, hält Vinbruck im vorliegenden Fall für zweitrangig: „Es gibt nun mal Einrichtungen, die so wichtig sind, dass sie uns einen verlorenen Zuschuss wert sind.“ Das sei bei der Osterholzer Museumsanlage ebenso der Fall gewesen. Der Vorteil für den Steuerzahler liege jeweils darin, dass die Einrichtungen wie gewohnt geöffnet bleiben. Der Landkreis wolle zudem bei der Kunsthalle auch einen gewissen Einfluss gewährleistet sehen, „damit die Bilder in Worpswede bleiben“.

Wilfried Pallasch hielt Vinbrucks Vergleich mit der Osterholzer Museumsanlage, die bisher im Notbetrieb weitergeführt wird, für unzulässig. Schließlich handele sich bei der Immobilie um Landkreis-Eigentum, aus dem eine ganz andere Verantwortung erwachse als bei einer privaten Stiftung. Während der BF-Mann ernsthaft empört schien, beließ es Reinhard Seekamp bei einem Achselzucken: „Wir haben schließlich sogar schon mal einen Golfplatz unterstützt", so der Linke ironisch.

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