Wenn im Frühling die ersten warmen Tage kommen, werden die beiden Berner Hobbyfotografen Jens Harms und Kai Kinghorst kribbelig. Dann erwacht ihr Urtrieb als Jäger und Sammler und sie gehen auf Insektenjagd. Gesammelt werden allerdings keine lebendigen Exemplare mit dem Kescher, sondern Abbilder mit dem Fotoapparat. Im Rathaus Lemwerder stellen die beiden Fotografen jetzt Ergebnisse verschiedener Jagdausflüge vor.
„Das Reich der Insekten und Spinnentiere ist riesig und höchst interessant“, schwärmt Kai Kinghorst. „Schon der eigene Garten und der nächste Park bieten enorme Lebensräume mit ganz unterschiedlichen Arten.“ Die beiden Berner Naturfreunde zieht es allerdings mehr in die Wildnis der Weser-Flussauen oder der Moorgebiete. Mit viel Geduld und Ausdauer halten sie bei ihren morgendlichen Ausflügen Ausschau nach unterschiedlichen Kleinstlebewesen. „Man muss sich den Tieren sehr nähern“, beschreibt Kinghorst die Vorgehensweise für seine Makro-Fotografie. Selbst kleinste Lebewesen wie Fruchtfliegen schmücken derzeit die Rathauswände im Handteller großen Format.“
Bei der Makrofotografie ist die Bestimmung der Schärfe auch Glück“, erzählt der Berner Hobbyfotograf. „Schon die kleinste Bewegung wirkt sich im Nahbereich enorm aus.“ Kinghorst freut sich, dass es mittlerweile die Digitalfotografie gibt, denn um ein scharfes Foto zu bekommen, müssten er und Jens Harms häufig 15 bis 20 Mal die Kamera ansetzen. Herausgekommen ist eine sehenswerte Ausstellung. Fliegen, Spinnen, Schmetterlinge oder Grashüpfer in Großformaten. Schöner als sie in Schulbüchern zu sehen sind. Das verwundert laut Kinghorst aber auch nicht: „Für wissenschaftliche Zwecke werden die Bilder anders gemacht. Wir setzen die Schwerpunkte bei der künstlerischen Komponente.“
Die beiden Naturfotografen haben ihre ganz eigenen Jagdtechniken entwickelt. „Einige Grashüpfer kann man verfolgen. Nach zehn Sprüngen scheinen die eine kleine Pause zu brauchen. Und bei der Ödlandschrecke stülpt man eine Hand drüber. Dann fallen die für kurze Zeit in eine Schockstarre“, schildert Kinghorst. Selbst Wanzen kommen schön rüber. „Dieser Ekelfaktor ist schon da“, räumt Kai Kinghorst ein, „aber man überwindet den, wenn man die Tiere genauer betrachtet.“
Einige Fotomotive scheinen mit den Fotografen ein Spiel zu spielen. „Die Große Pechlibelle versucht immer, irgendein Objekt zwischen sich und die Gefahr zu bringen“, erzählt Kinghorst, während er auf zwei riesige Augen zeigt, die auf beiden Seiten eines satt grünen Grashalms vorbei linsen. Alle Bilder sind Ausschnittsvergrößerungen, damit sie ansprechend aussehen“, berichtet der Berner.
Fotofreunde und andere Interessierte erhalten am Donnerstag, 7. August, die Gelegenheit, mit den Fotografen über Motivsuche, Kompositionslinien und mehr ins Gespräch zu kommen. Um 17 Uhr eröffnen Kai Kinghorst und Jens Harms ihre Ausstellung im Rathaus Lemwerder offiziell.