Noch gehören Soldaten und Panzer in Schwanewede zum Ortsbild. Doch es werden immer weniger. Ende 2015 soll sich das Tor der Lützow-Kaserne für immer schließen. Die Truppe verabschiedet sich schon jetzt von den Bürgern der Gemeinde: mit einem Soldatentag am Sonnabend, 15. Juni–dem letzten nach 55 Jahren am Standort.
Schwanewede. Waffenschau, Vorführungen der militärischen Einheiten, Fahrten über den Standort-Übungsplatz –beim Schwaneweder Soldatentag am 15. Juni stellt sich das Militär den Bürgern vor. Seit 2008 ist das alle zwei Jahre Brauch. Eine letzte Normalität an einem Standort, für den seit Oktober 2011 die Welt aus den Fugen geraten ist. Die Tage der Lützow-Kaserne sind seitdem gezählt. Ende 2015 soll sich das Tor für immer schließen. Der diesjährige Soldatentag ist der letzte seiner Art. Ein Abschiedsfest der Truppe für die Bürger der Gemeinde Schwanewede.
"Eine Ära geht zu Ende." Große Worte als Motto für den letzten Soldatentag. Sie sind passend gewählt: Die Bundeswehr hat der Gemeinde seit 1958 ihren Stempel aufgedrückt. Als zeitweise größter Arbeitgeber. Mit bis zu 5000 Soldaten, die in besten Zeiten für viel Kaufkraft sorgten. Übrig geblieben sind 540 Soldaten. Ende 2015 soll der letzte gehen. Nach 57 Jahren wird der Garnisonsstandort Schwanewede Geschichte sein.
Am 1. April 1958 wehte die Bundesflagge erstmals am Tor der damals neu eingeweihten Kaserne, die ihren Namen Lützow nach dem gleichnamigen preußischen Generalmajor seit 1966 trägt. Die Kaserne füllte sich schnell: Als erste Einheit besiegelte das Panzerbataillon 324 im Mai 1958 eine Patenschaft mit der Gemeinde Schwanewede. Bei der Übergabe der Kaserne an die Soldaten mit einem Tag der offenen Tür im Juni 1958 bevölkerten bereits 2000 Wehrpflichtige die Unterkünfte. Und die Lützow-Kaserne wuchs. Im April 1959 wurde die Panzergrenadierbrigade 32 aufgestellt, 1960 folgte das Feldartilleriebataillon 325.
Ein weiterer Sprung für den Bundeswehr-Standort Schwanewede folgte 1982 mit dem Bau der Weser-Geest-Kaserne in Neuenkirchen für die Artillerie. Mit dem benachbarten Übungsgelände entstand in Schwanewede einer der größten Panzerartillerie-Standorte Deutschlands. Bis zur Wiedervereinigung. Die anschließende Truppenreduzierung läutete einen Wandel und rückblickend auch den Anfang vom Ende des Standorts ein.
Die Weser-Geest-Kaserne traf es als erste. Im Herbst 1996 wurde die Panzergrenadierbrigade 32 aufgelöst. Zwei frühere Einheiten blieben übrig: Das Panzergrenadierbataillon 323 in der Lützow-Kaserne und das Panzerartillerie-Lehrbataillon 325 in der Weser-Geest-Kaserne. Im Dezember 2003 wurde das Grenadierbataillon aufgelöst, das Lehrbataillon als letzter Nutzer der Weser-Geest-Kaserne wechselte im Januar 2004 in die Lützow-Kaserne. Der Umzug besiegelte das Schicksal der Kaserne in Neuenkirchen. Das Gelände ist heute Gewerbegebiet.
Aus der Lützow-Kaserne zogen 2006 die letzten Artilleristen aus. Seit April 2007 ist dort ein Teil des Kommandos Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst zu Hause. Mit 500 Soldaten sind sie die Hauptnutzer. Weitere 40 Soldaten verteilen sich auf eine Inspektion der Logistikschule Garlstedt, eine Sanitätsstaffel und einen Werftlieger-Unterstützungszug der Marine. Neben den Soldaten gibt es am Standort derzeit noch 105 Zivilangestellte. Die Schwaneweder erlebten das Militär nicht nur, wenn die Truppe durch den Ort marschierte oder am Soldatentag. Die Soldaten waren für die Bürger auch vor Ort als Helfer zur Stelle, so bei der großen Weserflut 1962 und bei der Schneekatastrophe im Jahr 1979.
Beim letzten Soldatentag am 15. Juni ist die Lützow-Kaserne in Schwanewede von 10 bis 18 Uhr für die Bürger geöffnet. Es gibt Vorführungen der Einheiten, Waffen und Geräte werden gezeigt. Führungen geben Einblick in die Arbeit des Rettungszentrums. Das Leben im Feld wird dargestellt, Fahrten über das Übungsgelände werden angeboten. Ein Kran hievt Besucher in einer Gondel in die Luft.
Truppe verabschiedet sich von den Bürgern
Zum letzten Mal: Soldatentag am 15. Juni in der Lützow-Kaserne / Garnisonsstandort seit 1958
Zitat:
"Eine Ära
geht
zu Ende."
Motto des letzten Soldatentages