Worpswede. Auf dem Schießstand in Waakhausen herrscht größtenteils Ruhe, hinter den Kulissen aber geht die Auseinandersetzung um die umstrittene Anlage mit Unnachgiebigkeit weiter. Wie berichtet, hat der bisherige Betreiber den Schießbetrieb auf den Schrotständen zum 1. Juli eingestellt; die als unbedenklich geltenden Kugelstände werden seit 1. August wieder betreiben. Sie dienen vor allem der Jägerausbildung und stellen auch aus Sicht der Kritiker keine Umweltgefährdung dar, weil dort keine bleihaltigen Geschossreste in freier Landschaft zurückbleiben.
Eine unumstrittene Bewertung der Umweltbelastung durch die Schrotstände ist frühestens im ersten Halbjahr 2020 zu erwarten, wenn ein vom Landkreis Osterholz in Auftrag gegebenes Gutachten vorliegt. Nichtsdestotrotz sind vor allem die Befürworter der Anlage aktiv auf Unterstützersuche. Ihre Online-Petition für den Erhalt des Schießstands ist mittlerweile von mehr als 8500 Menschen unterzeichnet worden, knapp 1300 davon aus dem Landkreis Osterholz.
Mit Flugblättern wird um weitere Unterzeichner geworben. Zu den Unterstützern zählt auch Marc Schieferdecker, Gründer der German Rifle Association, der einen Internetkanal unter dem Titel „Let's shoot“ betreibt. Der Sauerländer steht für ein liberaleres Waffenrecht ein und postet regelmäßig Videos zu Themen rund um Schusswaffen. Er war selbst in Waakhausen als Schütze zu Gast und hat auch davon einen Film ins Netz gestellt. In seinem aktuellen Post setzt er sich mit der Schließung auseinander und fordert sein Publikum dazu auf, die Petition zu unterschreiben. Der Clip hat über 20 000 Zugriffe.
Unter den knapp 400 Kommentaren finden sich zum Teil hetzerische und hasserfüllte Bemerkungen, die auch vor antisemitischen Forderungen keine Halt machen. User „Creepyendy“ etwa fragt, „wie wäre es mit Zielübungen auf Kippas?“ Eine Leserin dieser Zeitung hat diesen Kommentar bereits bei der Polizei gemeldet.
Zu Wort gemeldet hat sich in dem Forum auch der Worpsweder Ratsherr Hans von Helldorff (CDU). Er schreibt: „ (...) die Grünen sind die Mehrheiten Dominatoren. Ohne Rücksicht auf Mehrheitsinteressen wird das eigene Ego (Viefhues, Semken und Co.) über die Vernunft und über die Pflicht zur Friedenserhaltung als Maß aller Dinge verstanden und durchgesetzt. Nach den Pfaffen sind die Grünen die bigottesten Akteure unserer Gesellschaft.“ Von Helldorff hat die Authentizität seines Kommentars auf Nachfrage der Redaktion bestätigt. Sein Parteikollege Hubert Hahndrich, bisheriger Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbands Worpswede, distanzierte sich klar von dieser Aussage. Das sei nicht die Haltung der CDU Worpswede, machte er deutlich.