Die Stadt Syke muss sich einen neuen Bauamtsleiter suchen. Peter Pesch wechselt zum 16. September als Baudirektor nach Warendorf und besetzt damit seine absolute Wunschstelle.
Syke. Es war schon Nacht im Hause Pesch. Frau und drei Kinder lagen schlafend danieder. Nur Vater Peter – in Personalunion Bauamtsleiter bei der Stadt Syke – war noch wach. Um die Zeit sinnvoll zu füllen, machte er sich an die Vorauswahl der Bewerber für die Stelle des Syker Stadtplaners und rief deshalb im Internet noch einmal die Stellenausschreibung auf. Als er auf der richtigen Seite war, scrollte er noch ein bisschen herum. Und landete einen Volltreffer. Die Stadt Warendorf suchte einen Baudirektor. Warendorf, ausgerechnet Warendorf. Die Stadt, in der er sein Referendariat absolviert hatte. Die Stadt, die gerade einmal gute 80 Kilometer von seinem Geburtsort, dem sauerländischen Arnsberg, entfernt ist. Die Stadt, in der er ab dem 16. September arbeiten und wohnen wird.
Um es kurz zu machen: Peter Pesch hat die Stelle des Baudirektors in Warendorf bekommen. "Warendorf war schon immer meine Wunschstelle", jubelte er. "Das ist eine sehr, sehr schöne Stadt, fast die ganze Altstadt steht unter Denkmalschutz. Zudem ist Warendorf eine Nummer größer als Syke." Wobei der 46-Jährige eins klarstellt: "Das ist eine Entscheidung für Warendorf und nicht gegen Syke. Ich wäre gerne weiter in Syke geblieben, aber jetzt ist der richtige Zeitpunkt, für die zweite Hälfte meines Berufslebens einen Neustart zu wagen. Und da hieß es: diese Stelle oder keine andere."
Peter Pesch erzählte am nächsten Morgen seiner Gattin von seinem überraschenden Fund im Internet. "Sie sagte: mach! Und es war ja auch nicht klar, ob ich die Stelle bekomme." Er bekam sie. Und damit begann familiärer Stress. Weil Kinder – in welchem Alter auch immer – nicht gerne umziehen. Weil das Einfamilienhaus hier vermietet oder verkauft werden muss. Weil in Warendorf Wohnraum her muss. "Das müssen wir organisieren", sagte Pesch.
Doch auch beruflich wird’s für Peter Pesch unruhig. "Ich will das hier vernünftig übergeben." Das schulde er allein schon Suse Laue, der momentanen Verwaltungsspitze, die ihm keine Steine in den Weg gelegt hätte – nach fast 14 Jahren in Diensten der Hachestadt.
1999 kam Peter Pesch nach Syke. Das Studium zum Stadt- und Regionalplaner in Berlin hatte er 1993 mit dem Diplom abgeschlossen. Anschließend standen Referendariate in Münster und Warendorf an, "quasi eine Qualifikation für den höheren Dienst", wie es Pesch formulierte. Nach der zweiten Staatsprüfung folgte 1996 die erste Bauamtsleitung im brandenburgischen Finsterwalde, dann der Wechsel ins sauerländische Bestwig. Der Umzug nach Syke war dann für Peter Pesch eine logische Konsequenz: "In Bestwig war es eine kleine, aber feine Verwaltung. Aber ich wollte immer in einer mittelgroßen Stadt arbeiten, das war dort nicht möglich." Deswegen bewarb er sich bundesweit und bekam den Ruf aus Syke. "Das war die Größenordnung, in der ich etwas machen wollte. Ich wollte gestalten und kein kleines Rädchen in einem großen Verein sein."
Diese Möglichkeit bot ihm die Hache-stadt von Beginn an. Denn: 1999 "stand der Hachepark in den Startlöchern" und sei da schon festgefahren gewesen. Die Empfehlung des Neulings: ein Neustart. Alle sollten an einen Tisch und die Frage stellen: Was wollen wir? Pesch machte grundsätzliche strukturelle Probleme in der Syker Innenstadt aus und formulierte ein Ziel für den Hachepark: das Tor zur Innenstadt. "Syke brauchte einen Motor für seine Innenstadt, weil die Kaufkraftbindung damals gerade bei 50 Prozent lag." Inzwischen seien es rund 90 Prozent.
Die Grundlagen zur Siedlungsentwicklung, das Straßenkataster, Windkraftplanung, städtebauliche Planung, das Konjunkturpaket II, die Wärmeversorgung des Schulzentrums, das Projekt Experimenteller Wohnungs- und Städtebau, dazu im Hochbau die Ganztagsschule GTS 2001 sowie Standortsuche und Neubau des Feuerwehrgerätehauses – "dafür würde ich mir die Impulse in mein Stammbuch schreiben", erklärte Peter Pesch. Er könnte noch viel mehr aufzählen, der gebürtige Sauerländer. Aber: "Ich will mich hier nicht mit fremden Federn schmücken. Ich bin Teil eines Teams. Und ich bin stolz auf meine kleine Truppe." Sein abschließender Rat an die Stadt Syke: "Sie sollten noch aktiver Stadtentwicklung betreiben als in der Vergangenheit."
Suse Laue wird es sich zu Herzen nehmen. Sie hat Peter Peschs Stelle ausgeschrieben und wartet jetzt auf Bewerbungen. "Mit Glück können wir die Stelle zum 1. Januar 2014 besetzen", fürchtete sie angesichts des "größeren Umbruchs im Bauamt". Sie habe Peter Pesch und seine Arbeit sehr geschätzt. "Er war eine verlässliche Größe in der Stadt, so jemanden lässt man ungerne ziehen. Aber ich finde es richtig, was er tut."
Peter Pesch erst recht. Er hat sich einen Traum erfüllt, den er nie aus den Augen verloren hatte. Aber: "Bis zum 15. September, 0 Uhr, bin ich Syker. Ich gebe jetzt noch einmal Vollgas. Denn das hier ist für mich nicht nur ein Job, ich identifiziere mich voll damit."