Vegesack. Vielleicht lag es an der Kälte. Großes Bürgerinteresse jedenfalls löste die Einladung von Vegesacks Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt nicht aus. Dornstedt wollte im Sitzungssaal des Vegesacker Ortsamtes gemeinsam mit den Vertretern des Bremer Planungsbüros Baumgart + Partner sowie Projektentwickler Philipp Romeiser von M-Projekt das Bauvorhaben auf dem Gelände des Aumunder Schlachthofs vorstellen. Das geschah auch, allein die breite Öffentlichkeit fehlte. Zehn interessierte Bürger fanden an diesem Abend den Weg ins Ortsamt.
Immerhin: Nach der ausführlichen Vorstellung der Baupläne durch Claudia Dappen und Lars Lemke von Baumgart + Partner – ergänzt durch Erklärungen von Philipp Romeiser und Stadtplanerin Stefanie Rohbeck – entwickelte sich eine Diskussion mit den wenigen anwesenden Bürgern. Eine Diskussion, die bei aller Skepsis einiger Anwesender durchweg sachlich verlief.
Dabei lagen die Meinungen über die Entwürfe und Skizzen weit auseinander. So meinte ein Bürger, der Bebauungsplan sei „kein großer Wurf“. „Ich kann mich damit nicht identifizieren“, sagte er. Aber, das wisse er von vielen Aumunder Bürgern, viele seien nur froh, dass endlich das Brüllen der Kühe im Schlachthof aufhöre. Ein anderer wiederum lobte die Planungen. „Ich habe nicht erwartet, dass es noch so viel Grün, so viele Bäume geben wird“, sagte der Mann.
In einem aber waren sich die anwesenden Einwohner einig – dabei ging es in diesem Punkt aber gar nicht um den aktuellen Bebauungsplan 1569, also das Schlachthof-Gelände. Die „häppchenweise Planung und Weiterentwicklung“ der Areale zwischen Hammersbecker Straße, Meinert-Löffler-Straße und Am Becketal wirke sich nachteilig auf die Erschließung und die einzelnen Baumaßnahmen aus, war die allgemeine Meinung. Würde großflächig geplant, könne man ganz anders bauen, meinten die Bürger. Das Beispiel der Aumunder Wiesen habe das deutlich gezeigt. „Hätte man die Aumunder Wiesen I und II zusammen geplant, wäre viel mehr möglich gewesen“, sagte ein Anwohner. Ihn störe auch, dass der angrenzende Teich nicht in die aktuellen Planungen mit einbezogen sei.
„Lasst uns wieder über den Bebauungsplan 1569 reden“, mahnte Ortsamtsleiter Dornstedt die Anwesenden. Doch die wenigen Kritikpunkte der zehn Bürger, die gar nicht erst in die Zuhörerbänke mussten, sondern auf Bitten des Ortsamtsleiters auf den “harten Stühlen des Beirats“ Platz nehmen durften, entkräfteten Projektentwickler und Planer.
So konnte Philipp Romeiser den Kritikern die Befürchtung nehmen, auf dem Areal werde ein sehr großer Drogeriemarkt entstehen. "Die geplanten Geschäfte für den Einzelhandel haben nicht mehr als 200 Quadratmeter Fläche“, betonte Romeiser. „Sie kennen doch den Bäcker hier gleich neben dem Ortsamt“, erläuterte er in Richtung Zuhörer, „der verfügt ungefähr über 180 Quadratmeter. Dann können Sie sich vorstellen, wie groß die geplanten Läden werden.“
Auch der Kritik einiger Bürger, Aumund verkomme immer mehr zur Schlafstadt, das Gewerbe wandere beispielsweise nach Hastedt, Hemelingen oder Achim ab, widersprach Romeiser. Die geplante Seniorenwohnanlage mit 60 Service-Appartements, zwei Pflegewohngemeinschaften und Tagespflege benötige Arbeitskräfte. Hinzu kämen die Angestellten in den Läden, Arztpraxen und Büros. „Auf dem Gelände werden drei- bis viermal so viel Menschen arbeiten wie bisher“, meinte der Investor.
Die Planungen stehen weitgehend. Doch wann in den drei neuen Gebäude Menschen wohnen, arbeiten und shoppen werden, ist noch offen. „Wir sind schon froh, wenn wir Firmen finden, die bereit sind zu bauen“, skizzierte Philipp Romeiser die aktuell problematische Lage durch volle Auftragsbücher im Bausektor.