Landkreis Oldenburg. Ein durchgehender Radschnellweg von Oldenburg über Delmenhorst nach Bremen wird nach aktueller Einschätzung wohl auch weiterhin Wunschdenken bleiben. Größtes Potenzial bieten eher einzelne Teilstrecken, etwa von Ganderkesee nach Delmenhorst oder von Oldenburg nach Wardenburg. So lautet das Ergebnis des „Regionalen Mobilitätskonzepts: Radverkehr“, das Susanne Krebser, Geschäftsführerin des Kommunalverbunds Niedersachsen-Bremen, kürzlich der Politik im Landkreis Oldenburg präsentiert hat.
Darin hat ein Gutachter die Strecke von Bremen über Delmenhorst, Bookholzberg und Hude bis nach Oldenburg untersucht. Das größte Potenzial im Landkreis Oldenburg biete demnach die Strecke Delmenhorst – Ganderkesee – eine relativ kurze, aber mit 4100 Pendlern täglich stark frequentierte Distanz. Außerhalb des Landkreises komme auch die Strecke Delmenhorst – Bremen in Betracht. Ebenso biete der elf Kilometer lange Abschnitt Oldenburg – Wardenburg mit 3600 Pendlern täglich großes Potenzial, ist aber in erster Linie Sache der Stadt Oldenburg. Weniger attraktiv sei die 20 Kilometer lange Strecke Hude – Oldenburg mit täglich 1900 Pendlern. Dort sehe der Gutachter eine „geringe Erschließungswirkung, auch durch das gute Bahnangebot“, führte Susanne Krebser aus. Zudem sei der bauliche Aufwand an der Stelle enorm. Das gleiche gilt für den Abschnitt Ganderkesee – Hude.
Für Radschnellwege gibt es eine Reihe vorgeschriebener Standards: „Unverzichtbar ist etwa eine Trennung von Rad- und Fußverkehr. Die einzelnen Spuren müssen dabei drei bis vier Meter breit sein und eine glatte Oberfläche aufweisen. Auch die Bevorrechtigung der Radfahrer sowie eine möglichst ampelfreie Streckenführung sind wesentliche Qualitätsmerkmale“, erläuterte Susanne Krebser. Ebenso müssten Reinigung und Winterdienst wie auch eine Beleuchtung, um Sicherheit zu garantieren, gewährleistet sein.
Im August hat der Kommunalverbund nun ein weiteres Treffen mit der Gemeinde Ganderkesee und der Stadt Delmenhorst vereinbart. „Dort geht es erst einmal darum, das Geld für eine Machbarkeitsstudie für den Abschnitt Ganderkesee – Delmenhorst aufzutreiben“, sagte Susanne Krebser. Denn diese müssten die Kommunen finanzieren. Ein solches Papier sei aber Voraussetzung, um überhaupt Förderanträge stellen zu können. Während die Machbarkeitsstudie relativ schnell realisiert werden könnte, würden bis zur Umsetzung des Schnellweges aber sicher noch Jahre vergehen.
Wege zur Arbeit
Michael Feiner (FDP) wollte wissen, ob man sich bei den Radschnellwegen an der bestehenden Trassenführung orientiere oder diese eher fernab des Autoverkehrs plane. Susanne Krebser erklärte, dass die Radschnellwege für den Alltagsverkehr und nicht für eine touristische Nutzung geplant werden: „Das sind Wege zur Arbeit, zur Ausbildung und zur Versorgung.“ Feiners Parteikollegin Marion Daniel meinte: „Vor einem Jahr habe ich die Notwendigkeit noch nicht gesehen, aber inzwischen wünsche ich mir sehr, dass wir das umsetzen.“ Seit sie selbst auf ein E-Bike umgestiegen sei, sehe sie Radwege mit anderen Augen. Landrat Carsten Harings betonte noch einmal, dass das Gutachten keinen Radschnellweg von Oldenburg nach Bremen empfehle, sondern lediglich Teilstücke. Sein Vorschlag lautete, sich auf die Strecke Ganderkesee – Delmenhorst zu konzentrieren und mit dem Ergebnis dieser Gespräche in die nächsten Haushaltsberatungen zu gehen.
Darüber hinaus kündigte der Landrat ein „umfassendes Mobilitätskonzept“ an. Dazu soll eine Projektgruppe gegründet werden, die sich einer ganzen Fülle von Themen in Sachen Mobilität widmen wird. „Das reicht vom ÖPNV, Bürgerbussen, dem Straßen- und Radwegenetz über Pendlerparkplätze bis hin zu Car-Sharing, E-Bike-Sharing oder der Anschaffung von Elektroautos“, machte Harings die Bandbreite deutlich.