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Neujahrsempfang in Garlstedt Soldaten sorgen sich um Zukunft der Bundeswehr

Osterholz-Scharmbeck. Wandel und Veränderungen sind fast immer mit Unsicherheit verbunden. Auch bei der Bundeswehr ist das nicht anders. Die Soldaten wissen nicht so recht, was durch anstehende Umstrukturierung, Aussetzung der Wehrpflicht und Verkleinerung auf sie zukommt.
11.01.2011, 05:00 Uhr
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Von Peter von Döllen

Osterholz-Scharmbeck. Wandel und Veränderungen sind fast immer mit Unsicherheit verbunden. Auch bei der Bundeswehr ist das nicht anders. Die Soldaten wissen nicht so recht, was durch anstehende Umstrukturierung, Aussetzung der Wehrpflicht und Verkleinerung auf sie zukommt.

Die Unsicherheit war auch beim traditionellen Neujahrsempfang der Logistikschule der Bundeswehr am Montagmorgen in der Lucius-D.-Clay-Kaserne in Garlstedt spürbar. Die unausgesprochene Frage lautete: Bleibt die Logistikschule weiter hier? Brigadegeneral Hartwig Tarnowski versuchte die zahlreichen Gäste aus Politik, Wirtschaft und Bundeswehr zu beruhigen. "Es gibt heute nur eine Logistikschule der Bundeswehr und es wird auch morgen eine Logistikschule geben", leitete Tarnowski seine Überlegungen ein. Ihm fehle die Fantasie für die Vorstellung, diese Schule mit einer Stammbesatzung von 800 Soldaten und 16000 jährlichen Lehrgangsteilnehmern an einen anderen Ort zu verlegen. Der Brigadegeneral verknüpfte die Ausführungen zwar mit einem kleinen "aber", wenn er von "abschließenden Entscheidungen zu Strukturen und Stationierungen" sprach. Doch der entscheidende Satz für die Gäste aus der Kreisstadt lautete: "Die Bundeswehr wird hierbleiben."

Diese Zuversicht teilte auch der Ehrenlandrat Martin Döscher, der die Gastrede hielt. Er beschwor ein öffentliches Bekenntnis zur Bundeswehr. Das sei nicht immer der Fall. Viele Bürger und Politiker hätten die Bundeswehr kritisiert oder gegen die Anwesenheit von Soldaten protestiert. Es seien genau diese, die bei drohender Schließung von Standorten die Bundeswehr als lokalen Wirtschaftsfaktor nicht verlieren wollen. "Wenn hier in Garlstedt jährlich etwa 16 000 Soldaten ausgebildet werden, ist die Logistikschule im Landkreis Osterholz eine sinnvolle Einrichtung", stellte Döscher klar.

Eine Neuausrichtung der Schule ist laut Brigadegeneral Tarnowski aber unausweichlich. Im Raum stehen offenbar eine Verkleinerung oder die Übernahme weiterer Aufgaben. Schon im Frühjahr gab es einen Stopp bei der Aufbauorganisation, so Tarnowski. "Die Logistikschule steht heute leider nicht so da, wie wir uns das vorgestellt haben und wie es mit Blick auf die Ausbildungswelle, die auf uns zurollt, erforderlich wäre." Doch hier sieht der Kommandeur auch eine Chance der Neuausrichtung. Er habe seinen Mitarbeitern deshalb ein zentrales Ziel für 2011 vorgegeben: die Zukunftsfähigkeit der Logistikschule.

Tarnowski will Interesse fördern

Mit Sorge betrachten die Leitenden die Aussetzung der Wehrpflicht. Werden ausreichend junge Leute sich für den Wehrdienst verpflichten und wie viele davon werden in Garlstedt stationiert? Tarnowski forderte die Anwesenden auf, das Interesse von jungen Menschen für die Bundeswehr zu fördern. Jeder Freiwilliger soll die Bundeswehr mit einem zivilberuflich anerkannten Abschluss wieder verlassen, versprach er. Allerdings dürfe nicht vergessen werden, dass der Einsatz zum Geschäft gehöre. "Wir suchen keine Rambos", versicherte der Brigadegeneral. Aber Menschen mit Zivilcourage, die bereit seien, für ihr Land auch persönliche Risiken einzugehen.

Das sei vielen Bürgern in Deutschland oft schwer zu vermitteln, bedauerte Gastredner Döscher. Er stellte unter anderem den seiner Meinung nach fehlenden Respekt gegenüber den Soldaten in den Mittelpunkt. Sie verteidigten im Ausland die Freiheit und Sicherheit. "Sie sind dort im Einsatz, um uns ein Leben zu gewährleisten, wie wir es uns vorstellen", sagte Döscher.

Der Ehrenlandrat hatte keine Skrupel, die Lage klar zu benennen: Laut Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg befänden sich deutsche Soldaten in Kampfhandlungen. Döscher wählte den Besuch Guttenbergs Ehefrau in Afghanistan als Sinnbild für die öffentliche Wahrnehmung in der Bundesrepublik. Was von den Soldaten begeistert und freudig aufgenommen worden sei, habe in den Medien zu einer negativen Diskussion geführt, der Besuch sei als Show und unanständig dargestellt. Die Verbundenheit der Bevölkerung mit der Bundeswehr sei heute wichtiger denn je. Döscher appellierte, die Soldaten Vertrauen spüren zu lassen.

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