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Streetwork im Bremer Norden Sozialarbeit auf mobile Art

Seit Jahren setzen sich Tanja Engelke, Pavel Fedorenko und Celal Sarioglu für Jugendliche ein. Das Trio arbeitet so, wie andere Sozialarbeiter selten arbeiten: an vielen Orten statt an einem einzigen Treff.
02.11.2019, 10:00 Uhr
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Sozialarbeit auf mobile Art
Von Christian Weth

Pavel Fedorenko, Tanja Engelke und Celal Sarioglu sind viel unterwegs in Burglesum, Blumenthal und Vegesack – wie viel, das machen die drei Streetworker an zwei Zahlen deutlich. Die eine Ziffer lautet 200, die andere 167 000. Die erste steht für die Jugendlichen, die sie pro Woche in den Quartieren erreichen, die zweite für den Tachostand ihres alten Teambusses nach vier Jahren. Das Trio der Caritas arbeitet so, wie andere Sozialarbeiter in der Regel nicht arbeiten: an vielen Orten statt an einem einzigen Treff.

Seit Jahren haben sie den Norden der Stadt unter sich aufgeteilt. Fedorenko ist vor allem in Lüssum und Marßel unterwegs, Sarioglu im Blumenthaler Zentrum und der Grohner Düne – und Engelke quasi überall, wo auch ihre Kollegen sind. Mit dem Unterschied, dass sie hauptsächlich für die Mädchen und jungen Frauen zuständig ist, während Fedorenko und Sarioglu alle Jugendlichen betreuen, die sie treffen: mal auf dem Schulhof, der Straße, auf einem Spielplatz, mal vor dem Unterricht, am Nachmittag, am Abend.

An manchen Tagen werden die Jugendlichen mit dem Teambus abgeholt, an anderen sollen sie von allein dorthin kommen, wo Fedeorenko, Engelke und Sarioglu auf sie warten. Es gibt sporadische, aber auch regelmäßige Treffpunkte und Angebote. Einmal in der Woche wird beispielsweise Musik gemacht und zweimal Sport. Fedorenko hat die Statur eines Zehnkämpfers. In der Halle der Freien Turner Blumenthal ringt er nachmittags mit Jungen. Sie sollen lernen, alles raus zu lassen, aber immer fair dabei zu bleiben.

Etwas gemeinsam unternehmen und sich dabei kennenlernen – was so einfach klingt, ist manchmal schwierig. Zu einigen Jugendlichen bekommen die Streetworker schnell Kontakt, zu anderen erst nach Monaten. Und zu manchen gar nicht. Die Sozialarbeiter haben es mit Teenagern zu tun, die Probleme mit der Schule haben, mit der Familie, mit der Polizei. Deshalb arbeiten sie auch immer wieder mit Lehrern, Eltern und Beamten zusammen. Oder sie versuchen, zwischen ihnen und den Jugendlichen zu vermitteln.

Unterm Strich, sagen die Streetworker, geht es ihnen vor allem um eines: So viele Mädchen und Jungen mit Angeboten zu erreichen wie sie können, um so viele Jugendlichen wie möglich weg von der Straße zu bekommen. Als sie mit ihrer Arbeit anfingen, waren es mal ein Dutzend hier, mal eine Handvoll dort. Mittlerweile, meinen sie, hat sich ihre sogenannte aufsuchende Jugendarbeit herumgesprochen, bei den Behörden ebenso wie bei den Cliquen: Die Älteren aus den Gruppen bringen die Jüngeren inzwischen gleich mit zu den Treffen.

Die Zahl der Mädchen und Jungen, die das Team betreut, ist deshalb seit Jahren konstant hoch. Für Fedorenko sind 200 Jugendliche pro Woche ein guter Schnitt. Er ist länger dabei als die anderen: fünf Jahre. Fährt er mit einem der beiden Teambusse durch Lüssum und Marßel, winken ihm die Jugendlichen auf der Straße zu. Die Dienstwagen der Streetworker fallen sofort auf: „Team Nord“ steht in bunter Graffiti-Schrift auf den Motorhauben, an den Seitentüren, den Heckklappen. Jedenfalls bis vor Kurzem war das so.

Ein Bus ist jetzt weiß – weil so neu, dass noch keine Zeit war, ihn so bunt zu machen wie den anderen. Das Fahrzeug kam als Ersatz für den alten Bus: Dessen Motor war zwar noch gut, aber die Karosserie nicht mehr. Darum der Wechsel im Fuhrpark. Der Nordbremer Caritasverband hat ihn möglich gemacht, teils mit eigenem, teils mit Geld von der Glücksspirale. Der Tachostand des Neuzugangs: 1100 Kilometer. In den nächsten Wochen soll der Bus zum Team-Nord-Bus umlackiert werden.

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