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Trotz absoluter Mehrheit will CDU-Fraktionsvorsitzender Arne Jacobs in Kirchlinteln nicht durchregieren Die Feuerwehr gibt ihm Bodenhaftung

Kirchlinteln. Kaffee trinkt er gerne. Schwarz.Kirchlinteln und die CDU, das ist so wie Brunsbrock und das Müllerhaus, Hohen und der Kürbishof. „Bis auf ein Mal haben wir in der Gemeinde seit 1974 immer die absolute Mehrheit erzielt“, erzählt der Christdemokrat stolz.
29.10.2016, 00:00 Uhr
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Von Jörn Dirk Zweibrock

Kirchlinteln. Kaffee trinkt er gerne. Schwarz. Kunststück – Arne Jacobs arbeitet bei einem großen Bremer Kaffeehersteller. Zufällig trägt er auch noch den gleichen Nachnamen. „Ich kann aber mehr als nur so heißen“, sagt der 34-Jährige lachend. Im zarten Alter von 29 Jahren ist er 2011 in Kirchlinteln Ratsvorsitzender geworden, damit der jüngste im ganzen Kreisgebiet. Parteiübergreifend wird ihm eine sehr gute Arbeit bescheinigt. Nun erklimmt der Holtumer („Ich bin Ur-Holtumer“) den nächsten Schritt auf der politischen Karriereleiter, ist soeben einstimmig zum neuen Vorsitzenden der CDU-Ratsfraktion in Kirchlinteln gewählt worden. Als Vize stehen ihm Cord Wahlers und Steffen Lühning zur Seite.

Kirchlinteln und die CDU, das ist so wie Brunsbrock und das Müllerhaus, Hohen und der Kürbishof. „Bis auf ein Mal haben wir in der Gemeinde seit 1974 immer die absolute Mehrheit erzielt“, erzählt der Christdemokrat stolz. Bei der Kommunalwahl am 11. September haben die Schwarzen ein Ergebnis von 58 Prozent eingefahren, das sind sogar noch einmal zehn Prozentpunkte mehr als der langjährige politische Weggefährte von Arne Jacobs, Adrian Mohr, mit seiner Mannschaft in Dörverden geholt hat. „Ich glaube einfach, wir hatten ein verdammt gutes Kandidatenteam, haben damit jede Ortschaft Kirchlintelns abgedeckt“, analysiert der Ur-Holtumer das Wahlergebnis. Auch die Kampagne unter dem Motto „Herzenssache“ habe vor Ort großen Anklang gefunden.

Weil der bisherige Chef der CDU-Fraktion im Gemeinderat, Günter Lühning, den Einzug in den neuen Rat (konstituiert sich am 2. November) verpasst hat, übernimmt Arne Jacobs nun den Staffelstab. Das Komfortable an der Absoluten: Seine Fraktion könnte im wahrsten Sinne des Wortes die nächsten fünf Jahre einfach durchregieren, ist zur Mehrheitsbeschaffung auf keinen Partner angewiesen. „Und genau das wollen wir gerade nicht tun – durchregieren“, ist dem 34-Jährigen ein gutes Miteinander im Gemeinderat wichtig. Der Ratsvorsitz sei dafür jedenfalls eine „gute Schule“ gewesen. „Das hat mir unwahrscheinlich viel Spaß gemacht, ich wäre gerne Ratsvorsitzender geblieben“, lobt er den konstruktiven Umgang im Gemeindeparlament. Und ergänzt lachend: „Die Redebedürfnisse einiger Politiker habe ich durch eine straffe Sitzungsleitung wieder ausgeglichen.“ Den parteiübergreifenden Respekt, den sich Jacobs – lebt mit Frau und Tochter natürlich immer noch in Holtum – in der vergangenen Wahlperiode erworben hat, will er nun auch für sein neues Amt als Fraktionsvorsitzender nutzen.

Was sind die wichtigsten Baustellen für die Ratsperiode 2016 bis 2021? „Der Edeka-Neubau, die Realisierung des Bahnhaltepunktes in Kirchlinteln, das Bauen in zweiter Reihe, der Ausbau der Breitbandversorgung“, reißt der neue Vorsitzende der Christdemokraten im Gemeinderat nur einige Punkte an. Weil Kirchlinteln die „schwächste Kaufkraftbindung im gesamten Landkreis“ aufweise, sei ein „attraktives Nahversorgungsangebot“ umso wichtiger. „Ich verspreche mir durch den neuen Edeka, dass hier künftig mehr Wertschöpfung im Ort bleibt“, hofft Jacobs, dass davon beispielsweise auch die Tankstelle oder die Apotheke profitieren. Stichwort demografischer Wandel: Alle politischen Vorhaben würden sich natürlich den Einwohnerzahlen unterordnen, freut sich der CDU-Politiker, dass Kirchlinteln noch fünfstellig sei, sprich mit über 10 000 Einwohnern die „magische Grenze“ halte. Je weniger Bürger in der Gemeinde leben, desto geringer würden beispielsweise auch die Schlüsselzuweisungen vom Land ausfallen, gibt der Holtumer zu bedenken. „In so einem Fall wird es auch immer schwieriger, den Kanal zu tragen. Steigen die Gebührenbelastungen des Einzelnen an, ist das immer ein schlechtes Zeichen.“ Strittige Punkte im Rat: Während die CDU auf die Beibehaltung des Hortangebotes setzt, träumt die SPD traditionell von Ganztagsgrundschulen. Auch den Bedarf für einen Krippen-Neubau im Kernort sehen die Schwarzen nicht. Dafür aber die Kosten, die auf eine 10 000-Einwohner-Gemeinde zukommen, wenn sie alle 13 Ortsfeuerwehren fit für die Zukunft machen will. „Der Neubau des Feuerwehrgerätehauses in Bendingbostel kostet uns alleine schon über 500 000 Euro“, rechnet er vor.

Dass seine Schwarzen nicht durchregieren wollten, lasse sich schon daran erkennen, dass die CDU nicht auf allen drei stellvertretenden Bürgermeister-Posten beharren werde. Drei? „Ja, die repräsentativen Aufgaben in der Gemeinde sollen künftig auf mehreren Schultern verteilt werden“, begründet Jacobs den zusätzlichen Posten. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass dafür die Satzung geändert werde. Als erste und dritte stellvertretende Bürgermeisterin schlagen die Christdemokraten demnach Ingrid Müller und Birgit Söhn vor, für den Ratsvorsitz haben sie Wilhelm Hogrefe nominiert.

Dass Jacobs gerne schwarzen Kaffee trinkt und auch sonst im Herzen ein Konservativer ist, kommt nicht von ungefähr: „Mein Vater war schon CDU-Ratsherr“, erzählt der Holtumer, der später Mitglied in der Jungen Union (JU) wurde. Zu einer Zeit als sein Freund Adrian Mohr noch JU-Kreisvorsitzender gewesen sei. Jacobs ist nicht nur Mitglied im Schützen- und Heimatverein, sondern auch schon ewig in der Feuerwehr aktiv. „Wenn ich sonntags zum Feuerwehrdienst gehe und mit den Blauröcken schnacke, weiß ich immer ganz schnell, was hier in der Gemeinde Sache ist“, erklärt er.

„Kirchlinteln hat die schwächste Kaufkraft-Bindung im Landkreis.“ Arne Jacobs
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