Ihre Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt. Armsens früherer Ortsvorsteher Friedel Koch, sein Nachfolger Hermann Ramme und Hohens Ortsvorsteherin Birgit Söhn sind in den vergangenen Jahren immer am Ball geblieben und haben für den Neubau des Radweges an der Kreisstraße (K) 29 gekämpft. Der Lückenschluss zwischen der Landesstraße (L) 160 und der K 38 hat sich somit vollzogen, folglich können die Radler nun in einem Stück durchstrampeln.
Gleich mit mehreren Widrigkeiten hatten die beteiligten Akteure dabei über lange Zeit zu kämpfen: der Feuchtigkeit (Oberflächenwasser-Regulierung, Regenwasser-Kanalisation), der Bahntrasse sowie Anliegern, die ihren Grund und Boden nicht zur Verfügung stellen wollten. Doch letztendlich hat die Walsroder Baufirma im wahrsten Sinne des Wortes alle Hindernisse aus dem Weg geräumt. Rund 30 000 Pflastersteine lassen den neuen Radweg, der eigentlich schon vor zwei Jahren fertiggestellt sein sollte, in Rot erstrahlen. Weil nun einmal viele Kreisstraßen durch Kirchlinteln, die flächenmäßig größte Gemeinde des Landkreises führen, sind es im Umkehrschluss auch viele Kilometer Fahrradwege. „68 sind es an der Zahl“, rechnete Verdens Landrat Peter Bohlmann vor. So verwundert es also auch nicht, dass in den Jahren zuvor bereits etliche Radwege auf Kirchlintler Gemeindegebiet neu errichtet beziehungsweise saniert wurden.
1,1 Millionen Euro hat das 1,3 Kilometer lange Bauvorhaben an der Kreisstraße 29 insgesamt verschlungen. Die heimische Landtagsabgeordnete Dörte Liebetruth freute sich umso mehr über Landeszuschüsse in Höhe von 400 000 Euro. Im Zuge des Projekts wurden gemeinsam mit der Kommune auch die Bushaltestellen erneuert sowie die Einmündung in die Landesstraße 160 in Kooperation mit dem Verdener Straßenbauamt umgestaltet. Weitere angenehme Nebeneffekte: Die Fahrbahn wurde stellenweise erneuert und der Bahnübergang in Zusammenarbeit mit der VWE (Verden Walsroder Eisenbahn) neugestaltet.
„Die Elektromobilität ist beim Fahrradfahrer angekommen. Dadurch hat sich der gefahrene Radius mehr als verdoppelt. Hier auf dem Land ersetzt das Elektrofahrrad den Zweitwagen oft“, erzählte Armsens Ortsvorsteher Hermann Ramme. Da es im Dorf keine Einkaufsmöglichkeit mehr gebe, sei durch den Lückenschluss fortan auch der Nachbarort Hohenaverbergen mit seinem Dienstleistungszentrum bestens mit dem Rad zu erreichen.
Dank den Ortsvorstehern sei es schließlich doch noch gelungen, den letzten Grundstückseigentümer davon zu überzeugen, seine Flächen für den Radwegebau zur Verfügung zu stellen, zeigte sich Kirchlintelns Bürgermeister Wolfgang Rodewald erleichtert. In Zeiten von übervollen Schulbussen regte er an, dass die Eltern ihre Kinder doch einfach mal – wie früher – mit dem Drahtesel zur Schule fahren lassen könnten.
„Touristen schätzen das gut ausgebaute Radwegenetz in der Gemeinde Kirchlinteln“, betonte Birgit Söhn, Ortsvorsteherin von Hohenaverbergen. Weil sich der neue Radweg unmittelbar am historischen Bahnhof Armsen befindet, kann das im Bau befindliche kleine Bahnhofsmuseum nach seiner Einweihung also auch bequem per Pedal erreicht werden.
Herzenswunsch erfüllt
Eigentlich hätte die Fertigstellung des Lückenschlusses mit viel Tamtam zelebriert werden sollen, doch unter Corona-Bedingungen fallen solche Veranstaltungen nun einmal kleiner aus. Friedel Koch, der den Staffelstab in Armsen längst an Hermann Ramme weitergegeben hat, ließ es sich aber dennoch nicht nehmen und fuhr den neuen, breit ausgebauten Radweg mit seinem E-Bike ab. Für ihn hat sich damit ein Herzenswunsch erfüllt und das Dorf der Eichen, Quellen und Gärten ist damit nach Aussage von seinem Nachfolger im Amt des Ortsvorstehers noch ein Stück attraktiver geworden.
„Auch im Zuge des Klimaschutzes kann ich nur appellieren, den Ausbau der Radwege voranzutreiben“, betonte Ramme hinsichtlich der Landesstraße 171 mit dem Sportplatz des TSV Brunsbrock.