Weyhe. "Mach es!" Diese Aufforderung hat in diesen Tagen beim TÜV Nord in der Region Bremen eine ganz neue Bedeutung bekommen. Und das liegt an Hans Mach und seinem Sohn Christian aus Weyhe. Der 60 Jahre alte Senior nämlich hat jetzt seine Außendiensttätigkeit als Prüfer und Unfallgutachter in die Hände seines 33-jährigen Filius gelegt. Der wiederum "firmiert", weil auch Großvater Fritz schon in Sachen Fahrzeugüberwachung unterwegs war, unter dem Spitznamen "Mach3" - wahlweise in Anlehnung an eine Rasierklingen-Werbung oder die gleichnamige Geschwindigkeitskennzahl in der Physik.
Allerdings: Wenn man es genau nimmt, haben die Machs schon in vierter Generation mit dem Thema Auto und Sicherheit zu tun. Denn Christian Machs Ur-Großvater Hans, der damals in der Nähe von Pilsen in Böhmen lebte, war in den 20er-Jahren als Maschinenbau-Ingenieur in einer Art Entwicklungsabteilung bei Skoda tätig. Überliefert wurde dem Urenkel aus dieser Zeit folgende Geschichte: "Eines Tages sagte er zu meiner Uroma: ,Ich weiß nicht, ob ich heute Abend wieder nach Hause komme. Wir machen heute einen Testversuch, in dem wir bei 60 km/h den Arm aus dem Fenster halten und gucken, ob er abreißt'." Dazu muss man wissen: Zu jener Zeit fuhren die Autos maximal zehn km/h. "Schon irre, wenn man das aus heutiger Zeit betrachtet", findet Christian Mach.
Im Laufe der geschichtlichen Ereignisse verschlug es die aus dem Sudetenland stammende Familie über Bad Kissingen, wo Christians Vater Hans geboren wurde, und Nürnberg schließlich nach Bremen. 1961 begann Großvater Fritz Mach - also "Mach1" - als Maschinenbau-Ingenieur beim TÜV Hannover. "Wenn man so will", erzählt "Mach2" Hans, "hat mein Vater den Grundstein für die Außendiensttätigkeit beim TÜV Nord gelegt." Er und sein Kollege hätten nämlich den Außendienst FKÜ, die freiwillige Fahrzeugüberwachung (heute: Überwachungsorganisation ÜO) ins Leben gerufen. Im Zuge einer Wette.
Prüftermine vor der Gastwirtschaft
"Der Chef wettete, dass mein Vater es nicht schaffen würde, innerhalb eines Vierteljahres 1000 Prüffahrzeuge von Kunden zu werben, die im Außendienst geprüft werden wollten", erzählt Hans Mach. "Mein Vater hat den Wetteinsatz, eine Flasche Sekt, nach dem Vierteljahr dann sehr gern entgegengenommen."
Vier Jahre, bevor sein Vater in Rente gehen sollte, trat Hans Mach, der inzwischen nach Kirchweyhe gezogen war, beim TÜV Norddeutschland in dessen Außendienst-Fußstapfen. Dieser Wunsch entstand schon früh, erinnert sich Hans Mach. "Ich durfte in den Ferien oft mit meinem Vater bei Treckertouren mitfahren. Damals fuhr man nämlich für Termine noch nicht groß in Werkstätten, sondern man legte sie an einen zentralen Ort." Auf dem Lande hieß das: Die Prüfungen fanden an bestimmten Tagen zu bestimmten Uhrzeiten vor örtlichen Gastwirtschaften statt, zu denen die Bauern aus dem Umland mit ihren Treckern angefahren kamen.
"Das war toll - mit meinem Vater rumfahren, auf den Treckern rumtollen, der Kontakt mit den vielen Menschen", erzählt Hans Mach. "Manchmal habe ich auch eine heiße Schokolade geschenkt bekommen." Und so dürfte es wohl vor allem an diesen Erinnerungen liegen, dass er später als Erwachsener am liebsten die großen Fahrzeuge geprüft hat. Zwar gehörten vom Moped bis zum Pkw auch kleinere Gefährte zu seinen Prüfkandidaten. "Lkw zu prüfen war aber irgendwie schöner", bekennt Mach, der auch der erste Unfallgutachter des TÜV Norddeutschland in Bremen war, mit seiner aktiven Prüferzeit aber nun durch ist. "Man hatte zwar mehr Prüfpunkte, aber alles war größer und besser zu prüfen." Das größte Kaliber, unter dem er in der Prüfgrube Platz nehmen durfte, war ein Achtachser mit über 80 Tonnen Gesamtgewicht.
In seiner Anfangszeit Ende der 70er reichte das Einsatzgebiet von Hans Mach von der niederländischen Grenze bis Cuxhaven und Bremervörde und nach Süden bis Damme, Vechta und Dinklage. Seit 1981 umfasst das Außendienstgebiet, in dem sich von nun an auch Christian Mach bewegen darf, die Region von Bremerhaven im Norden bis Syke im Süden. Geprüft wird für Autohäuser, freie Werkstätten oder spezielle Lkw-Werkstätten.
Begegnung mit einem Muskelmann
Eine besondere Prüfsituation ist Hans Mach aus den 80er-Jahren im Gedächtnis geblieben. "Ich habe damals an einer Tankstelle geprüft, als eine hübsche junge Dame mit ihrem Audi 80 zum Termin kam." Das Auto sei jedoch ziemlich verschlissen und daher auch nicht mehr verkehrssicher gewesen. "Ich bat sie daher, nicht mehr mit diesem Auto zu fahren, weil sie sich damit tot fahren könne." Eine Woche später sei die Frau wiedergekommen, diesmal mit einem Schrank von Mann an ihrer Seite. Der fragte prompt: "Sind Sie der Prüfer der letzten Woche?" Mach hörte schon sein letztes Stündlein schlagen. Doch zu seiner Überraschung wollte der Muskelmann sich nur bei ihm persönlich bedanken. Ein eher seltenes Vergnügen.
Nur noch zwei weitere Male in seiner Laufbahn - mit immerhin hochgerechnet 150000 geprüften Fahrzeugen - hätten ihm "durchgefallene" Fahrer dafür gedankt, dass er ihre Vehikel rechtzeitig aus dem Verkehr gezogen hat, erzählt Mach, der sich zu Hause (seit 1981 befindet sich das in Sudweyhe) nun verstärkt um sein Modelleisenbahn-Hobby kümmern kann.
Wer weiß, was nun Sohn Christian, der ebenfalls als Kind immer mit auf Tour war, als Prüfingenieur alles erleben wird. Er freue sich jedenfalls auf die neue Aufgabe und auf die Kunden seines Vaters, sagt er. Fachlich dürfte es keine Probleme geben. Schließlich ist auch der Kirchweyher studierter Maschinenbau-Ingenieur.