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Unabhängige Teilhabeberatung „Weil einem sonst niemand sagt, was ist“

Die Unabhängige Teilhabeberatung im Landkreis Diepholz startet im neuen Jahr durch. Das Konzept dahinter: Betroffene helfen Betroffenen.
28.12.2018, 17:25 Uhr
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„Weil einem sonst niemand sagt, was ist“
Von Alexandra Penth

Landkreis Diepholz. Endlich kann es losgehen. Endlich stellt sich ihnen so schnell nichts mehr in den Weg. Die Spannung auf das, was kommt, ist den Mitgliedern des Vereins Unabhängige Teilhabeberatung deutlich anzumerken. „Wir haben jetzt ganz viele Klippen umschifft“, verkündet die Vorsitzende Katrin Kurtz, die auch den Kreisbehindertenbeirat anführt. Gemeinsam mit Bernhild Lodny wird sie künftig als Fachberaterin für Menschen mit Beeinträchtigung da sein. Das zu je 14 Stunden. Die Teamleitung liegt in der Hand von Vollzeitkraft Jan Eschweiler. Martina Jenner hat die Finanzen im Blick.

Die Beratung ist kostenlos und soll passgenau auf den einzelnen zugeschnitten sein. Deshalb lebt auch das Team den Inklusionsgedanken. Als sogenannte Peer-Berater wollen Alexandra Kurtz, die stellvertretende Vereinsvorsitzende Jenny Diedrichs und Andreas Evenburg eigene Erfahrungen einbringen. Sie engagieren sich ehrenamtlich, Katrin Kurtz hofft jedoch, durch Spenden künftig eine Aufwandsentschädigung generieren zu können.

Der Verein möchte kreisweiter Ansprechpartner sein. Dafür sollen Sprechzeiten an verschiedenen Standorten eingerichtet werden. Die Alte Wache in Leeste ist ein solcher, genau wie der Verein Gemeinsam in Stuhr, das AOK-Gebäude in Sulingen, der Verein Igel in Barnstorf und das Sozialkaufhaus der Awo in Bruchhausen-Vilsen. Weitere Standorte in Bassum und Lemförde sind im Gespräch. Syke, Diepholz und Kirchdorf sollen ebenfalls angebunden werden. In welchem Umfang Beratungen stattfinden, stellt sich noch heraus. „Wir müssen ausprobieren, ob wöchentlich oder alle zwei Wochen“, erklärt Kurtz. Auch die aufsuchende Beratung in Form von Hausbesuchen will das Team anbieten. Juristisch kann der Verein seine Klienten nicht beraten. Sehr wohl aber, wenn es darum geht, wo welche Anträge eingereicht werden können. Der Bund fördert den Verein bis Jahresende 2020 mit gut einer Viertelmillion Euro auf Basis des neuen Teilhabegesetzes.

Das Team will sich Zeit nehmen für die Belange des Einzelnen. Flyer und ein Internetauftritt sind derzeit im Entstehen. Spätestens Mitte Februar sollen dann die ersten Beratungen beginnen. Für Jenny Diedrichs ist es eine Herzensangelegenheit, Menschen in ähnlichen Lebenssituationen zu unterstützen. Die 37-Jährige ist an Multiple Sklerose erkrankt und sitzt im Rollstuhl. „Ich freue mich, wenn ich anderen, die ratlos sind, helfen kann“, sagt Diedrichs, die zudem bei der Eingliederungshilfe des Landkreises Diepholz arbeitete. Alexandra Kurtz, die Tochter von Katrin Kurtz, ist mit 22 Jahren die Jüngste. Sie kam mit dem Down Syndrom zur Welt und möchte jungen Menschen Stärke und Selbstbewusstsein vermitteln. Der Dritte im Bunde, Andreas Evenburg, stand im Erwachsenenalter plötzlich mit einem Handicap da. Der 63-Jährige will vor allem denjenigen helfen, deren Leben durch Gehirnblutungen und Schlaganfälle durcheinander geworfen wurden. „Wir wollen auf Augenhöhe beraten“, betont Katrin Kurtz, worum es dem Verein geht. Evenburg ergänzt: „Weil einem niemand sagt, was ist. Man ist sonst vollkommen auf sich allein gestellt.“


Interessierte können sich zur Terminabsprache ab sofort mit Katrin Kurtz unter der Rufnummer 01 73 / 4 38 47 04 und Jan Eschweiler unter der Nummer 01 73 / 4 39 40 40 in Verbindung setzen.

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