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Problemstoffe aus Haushalt und Werkstätten werden auf dem Recyclinghof Lemwerder entsorgt Wo fast jeder Müll willkommen ist

Zwei Tage war das Schadstoffmobil dieser Tage im Kreis unterwegs. Seine Mission ist das Einsammeln problematischer Abfälle aus Küchen und Hobbykellern, Garagen und Werkstätten. Um die südliche Wesermarsch machte es einen Bogen. Dort wird auf dem Recyclinghof Lemwerder gesammelt, was für den Hausmüll ungeeignet ist.
14.05.2014, 00:00 Uhr
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Von Georg Jauken

Zwei Tage war das Schadstoffmobil dieser Tage im Kreis unterwegs. Seine Mission ist das Einsammeln problematischer Abfälle aus Küchen und Hobbykellern, Garagen und Werkstätten. Um die südliche Wesermarsch machte es einen Bogen. Dort wird auf dem Recyclinghof Lemwerder gesammelt, was für den Hausmüll ungeeignet ist.

Kartons und Gartenabfälle, die immer aufs Neue anfallen, führen sie häufiger mal auf den Recyclinghof. Diesmal haben Rotraut und Alfred-Günther Bruns den Anhänger ihres Autos mit Sperrmüll beladen. Nach und nach kommen verblichene Gartenstühle, die Auflagen, eine alte Wohnzimmerlampe und ausgediente Balkonkästen zum Vorschein, die lange genug in der Garage im Weg standen. Es ist ein gewöhnlicher Nachmittag auf dem Recyclinghof in Lemwerder. Bruns zahlt die fällige Gebühr. GiB-Mitarbeiter Gero Bartz erklärt seinen Kunden, wo was hingehört.

Ein junger Mann kennt sich aus. Zielsicher steuert er den Container für Kartons und Pappen an. Jemand anders lädt seine Gartenabfälle ab. Aus einem Kleinwagen werden alte Autobatterien ausgeladen. „Die stehen schon jahrelang“, meint der Fahrer, der sie bisher für den Fall, dass sein Auto mal nicht anspringt, als Reserve aufgehoben hat. „Irgendwann müssen sie mal weg.“ Weil der Fahrer nicht mehr weiß, wo er sie her hat, gibt er die Batterien auf dem Recyclinghof ab.

Altöl, Batterien und Akkus müssen seit Jahren auch von den Händlern kostenlos zurückgenommen werden, die sie verkaufen, heißt es im Abfall-Abc auf der Internetseite des Entsorgungsunternehmens GiB. Für Energiesparlampen und Leuchtstoffröhren gebe es 25 Annahmestellen im Kreis. Abbeizmittel und Abflussreiniger, Entroster, Fotochemikalien, Pflanzenschutzpräparate und Lösemittel, kaputte Thermometer, Klebstoffe und andere Problemstoffe sammelt das Schadstoffmobil der GiB zweimal im Jahr ein, damit sie weder in falsche Hände noch in die falsche Mülltonne geraten. Erst vor wenigen Tagen war es wieder im Kreis unterwegs. Um die südliche Wesermarsch machte es einen großen Bogen. Denn auf dem Recyclinghof in Lemwerder nehmen Gero Bartz und Frank Krawczynski Problemstoffe aus Küchen und Hobbykellern, Garagen und Werkstätten das ganze Jahr über ebenso selbstverständlich an wie Sperrmüll, Bauschutt, Gartenabfälle, Metall- und Elektroschrott. Über die Problemabfälle hinaus gibt es nur wenig, was dort nicht entsorgt werden kann. Eternitplatten beispielsweise dürften nur mit Sondererlaubnis zu einer Deponie gebracht werden, und für Abfälle aus Gewerbebetrieben ist die GiB in Brake zuständig. „Sie brauchen zum Teil Nachweise“, erklärt Bartz. Häufig würden Spezialfirmen beauftragt, um Problemstoffe aus Industrieproduktion und Gewerbe fachgerecht zu entsorgen.

Bartz öffnet die Tür zu einem abschließbaren Container. Dort hinein dürfen die Kunden nicht. Drinnen stehen die Fässer für Säuren, Laugen und was sonst an Problemstoffen in Privathaushalten anfallen kann. Wer seine Gehwegplatten mit Salzsäure gereinigt habe, könne die Reste hier abliefern, nennt Bartz ein Beispiel. Gelegentlich werde auch Batteriesäure gebracht. Für Farben, die Härter enthalten, stehen gleich mehrere Fässer bereit, um sie nach Sorten getrennt zu sammeln. Ein anderes Fass ist den nicht identifizierbaren Stoffen vorbehalten. Dort hinein kommen Flaschen und Metalldosen, deren Etiketten beim besten Willen nicht mehr zu entziffern sind. Bei der GiB ist man überzeugt, dass Behälter mit fragwürdigen Inhalten in der Schadstoffentsorgung am besten aufgehoben sind.

Die Abgabe der Problemabfälle aus Privathaushalten ist gebührenfrei. Anderes kostest Geld. Wer beispielsweise den Ölwechsel bei Auto und Rasenmäher am liebsten selbst durchführt und die Quittung nicht mehr findet, um das Altöl zum Händler zurückbringen, kann es auf dem Recyclinghof abgeben. Die Gebühr beträgt 2,30 Euro pro Liter, erläutert Bartz. Eine Entsorgung alter Autoreifen auf dem Recyclinghof ist nach Angaben Krawczynskis vergleichsweise günstig.

„Die meisten Werkstätten nehmen pauschal fünf Euro pro Stück. Da sind wir wesentlich billiger.“ Das Gros der Abfälle, für die separate Container bereitgehalten werden, könnte ein einzelner Mitarbeiter der GiB gefahrlos entgegennehmen. „Eine Gefahr sind die Leute, die etwas vermischen, was dann brennen könnte“, kommt Krawczynski auf die Problemstoffannahme zurück. Aber auch wegen anderer möglicher Unfälle sei der Recyclinghof stets mit zwei Mitarbeitern besetzt.

So kann Krawczynski beim nächsten Kunden die fällige Gebühr kassieren, während Bartz die eben angelieferten Autobatterien in dem vorgesehenen Behälter abstellt. Noch mehr als an diesem Nachmittag haben sie zu tun, wenn die Hobbygärtner aktiv werden. An solchen Tagen steigt nicht nur die Nachfrage nach Kompost. „Es kommt hinzu, dass viele Leute mit Schubkarren herkommen“, sagt Bartz mit Hinweis auf die nahe Wohnsiedlung, wo regelmäßig Strauch- und Rasenschnitt anfällt. „Sonnabends ist der Bär los.“

Dass er stets im Dienst ist, wenn andere Berufstätige am ehesten Zeit finden, um Gartenabfälle oder den Müll aus Garagen und Kellern auf dem Recyclinghof abzugeben, macht Bartz nichts oder nichts mehr aus. „Ich mache das schon seit 20 Jahren.“ Sein Wochenende ist deswegen ja auch nicht kürzer, denn montags bleibt der Recyclinghof Lemwerder geschlossen.

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