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Aquaponik-Projekt der IGS Lilienthal Zwischen Buntbarsch und Basilikum

An der Integrierten Gesamtschule Lilienthal ist eine Aquaponik-Anlage in Betrieb gegangen - ein ausgeklügeltes wassersparendes Kreislaufsystem, das Fischzucht und Pflanzenbanbau verbindet.
09.05.2021, 07:00 Uhr
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Von Lutz Rode

Wie sich Fischzucht und Pflanzenanbau bei sparsamstem Wasserverbrauch miteinander kombinieren lassen, davon haben 19 Schüler des 11. Jahrgangs an der Integrierten Gesamtschule (IGS) Lilienthal jetzt konkrete Vorstellungen. Gemeinsam mit ihrem Lehrer Felix Grütjen haben sie eine Anlage gebaut, die so etwas kann, wenn auch im kleinen Maßstab. „Aquaponik“ heißt das ausgeklügelte Kreislaufsystem, bei dem Ausscheidungen von Fischen durch Bakterien in Pflanzendünger umgewandelt werden und die Fische im Gegenzug gereinigtes Wasser zurückerhalten. Kurz vor den Osterferien ist die Anlage fertig geworden, jetzt wurde das Umweltprojekt eingeweiht.

In Ländern wie den USA wird schon im großen Stil Aquaponik betrieben, in riesigen Hallen werden in Becken Fische gezüchtet und Gemüse angebaut - ein Modell, das insbesondere mit Blick auf Klimawandel und längere Dürrephasen als ein Hoffnungsträger gilt, wie die wachsende Weltbevölkerung auf Dauer ernährt werden könnte. Im Fall der IGS läuft alles natürlich im kleinen Maßstab, es sind Marienbuntbarsche und Basilikum, die im Flur des Jahrgangshauses gedeihen. Noch sind die gestreiften Fische winzig, wenn sie einmal groß sind, wären sie theoretisch für den Verzehr durchaus geeignet. Dass sie wirklich eines Tages in der Pfanne landen, ist nicht anzunehmen. Die Schüler können sich mit dieser Idee nicht anfreunden. Die Basilikumernte ist da schon wahrscheinlicher. Allerdings müssen die Kräuter dafür noch eine Weile kräftig wachsen.

Projekt passt zur Umweltschule

Doch das ist ohnehin nur zweitrangig, in erster Linie will die Integrierte Gesamtschule den Jugendlichen zeigen, was Nachhaltigkeit bedeutet, wie man mit begrenzten Ressourcen klug und sparsam umgehen kann und wie man innovative Ansätze verfolgt. Das passt gut ins Konzept: Schließlich gehört die IGS zum Netzwerk Umweltschule, ein Siegel, das alle zwei Jahre an Schulen vergeben wird, die sich im Unterricht mit Themen der Nachhaltigkeit beschäftigen. Felix Grütjen ist an der IGS der Koordinator dieser Aktivitäten. Seit drei Jahren arbeitet er als Lehrer an der Schule. Er ist ein Quereinsteiger, hat Meeresbiologie studiert und auch seinen Doktor in diesem Bereich gemacht. „Das Thema liegt mir am Herzen“, sagt er.

Das Aquaponik-Projekt ist im vergangenen Sommer als Wahlpflichtfach für den 11. Jahrgang gestartet. 19 Schüler machen dort mit, aktuell sind sie wegen des verordneten Wechselunterrichts in zwei Gruppen unterteilt. Gemeinsam haben sich die jungen Leute mit der Theorie befasst und zugleich Pläne geschmiedet, wie die Anlage aufgebaut sein muss, damit sie ihren Zweck erfüllt. Dazu war schon einige Tüftelei nötig, etwa bei der Frage, wie dick die Rohre sein müssen und welches Gefälle nötig ist, damit das Wasser aus dem Aquarium von alleine ins Hochbeet fließt und wo die kleine Pumpe stehen muss, damit alles wieder problemlos retour gehen kann. Eine handwerkliche Herausforderung war es auch, ein Loch in die gläserne Aquariumwand zu bohren, damit dort ein Rohr durchpasst. An Probestücken wurde getestet, bis es irgendwann eine Lösung gab.

Dass die Eigenkonstruktion nun so gut funktioniert, wie sich das alle vorgestellt haben, macht die Schülerinnen und Schüler stolz. Es sei schon ein gutes Gefühl, wenn man morgens an der Anlage vorbeikomme und die Fische im Aquarium sehe und auch das Basilikum, das nebenan wachse, sagt die 17-jährige Celine Lischner.

Nachahmer erwünscht

Geht es nach Lehrer Grütjen, sollten auch andere Schulen dem Vorbild folgen und sich an Umweltprojekte wie dieses heranwagen. Mit dem Aquaponik-Projekt will er auch andere Lehrerkollegen ermutigen, einzusteigen und es zu versuchen, wie es die Integrierte Gesamtschule auch getan hat: Weil aus dem regulären Schulbudget ein solches Projekt nicht zu finanzieren wäre, hatte sich Lehrer Grütjen im Frühjahr mit einem Antrag auf Förderung an die Bingo Umweltstiftung Niedersachsen gewandt. Sein Konzept kam gut an, 3000 Euro wurden ihm für das Projekt zur Verfügung gestellt.

Die Aquaponik-Anlage, das betont der Projektleiter, sei überaus pflegeleicht. Die Fische müssten gefüttert werden, was in der Ferienzeit auch über Futterautomaten gewährleistet werden könne. Ab und an müsse auch ein wenig Wasser nachgefüllt werden, denn durch Verdunstung gehe eine kleine Menge verloren. Groß geputzt werden müssen die Scheiben nicht - das erledigen in erster Linie kleine Fische, die neben den Marienbuntbarschen ebenfalls im Aquarium leben.

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