Für drei Tage haben sich die Betreuer Bastian Blischke und Arne Sander mit 13 Jugendlichen aus verschiedenen betreuten Wohngruppen auf Paddeltour begeben. Im Rahmen dieser erlebnispädagogischen Aktion stellen sich die Jugendlichen neuen Herausforderungen, die letztlich die Teamfähigkeit, das Miteinander und die Auswirkungen des eigenen Handelns spürbar machen.
Worpswede. "Wir sind da", tönt es mit tiefer Stimme aus einem der acht Boote, die gerade von der Semkenfahrt in den schmalen Kanal zum Campingplatz Waakhausen abbiegen. 13 Jungen im Alter von 13 bis 18 Jahren schieben die Paddel noch einmal ins Wasser und erreichen den Steg. Es ist die erste Station ihrer dreitägigen Paddeltour, die am Morgen in Viehspecken begonnen hat und schließlich in Lilienthal endet.
Zwölf Kilometer, zwei Schleusen und einige Badepausen liegen an diesem Tag hinter den jungen Leuten. Doch noch ist keine Zeit zum Ausruhen. Die Kanadier, in denen je zwei Jugendliche gemeinsam gepaddelt haben, werden an Land gezogen. Rucksäcke und Tonnen, die Kleidung wasserdicht verschließen, verteilen sich in Windeseile auf dem idyllischen Campingplatz mitten in der Natur.
Schlafen in schwarzen Kothen
Jetzt müssen erst einmal die zwei großen Kothen, die schwarzen Zelte für sechs bis acht Personen, wie sie auch die Pfadfinder verwenden, aufgestellt werden. Auch dies ist eine Herausforderung für die Jugendlichen, die aus den Bremer Einrichtungen Sankt Petri, der Diakonischen Jugendhilfe und Alten Eichen stammen und jetzt eigenverantwortlich für ihr Weiterkommen, ihren Schlafplatz und das Essen sorgen müssen.
Erst am Morgen haben sich die Teilnehmer kennengelernt – sie stammen aus unterschiedlichen Wohngruppen. Geleitet wird dieses erlebnispädagogische Angebot von Bastian Blischke und Arne Sander.
Der pädagogische Ansatz hinter dieser Erlebnistour ist deutlich zu spüren. Die Jungen sollen gemeinsam in der Gruppe agieren, sich den Anforderungen der Gruppe stellen und die Auswirkungen ihres Handelns spüren. "Das ist das Prinzip", erklärt Blischke. "Die Jungs sollen es selber machen. Wenn ich hier nicht paddele, komme ich erst im Dunkeln an, und wenn ich das Zelt nicht aufbaue, habe ich keinen Schlafplatz." So war es auch auf der Hamme, einige hatten schon Erfahrungen beim Paddeln, andere nicht.
Zwischendurch mussten die schnelleren Boote auf die Langsameren warten, eine Geduldsprobe. "Das war nervig mit den Anfängern", meint Marcel, muss jedoch zugeben, dass ihm die Tour trotzdem viel Spaß macht. Jan-Pascal bemerkt, dass das Paddeln doch nicht so einfach sei und meint: "Zu zweit im Boot, das war ein Problem". Schmunzelnd erwidert Blischke: "Es wäre keines, wenn ihr miteinander sprechen würdet." Die Kommunikation zwischen den Jugendlichen zu fördern, ist ein weiterer Aspekt, der in die Gemeinschaftstour mit einfließt. Auch beim Aufbau der Zelte wird das deutlich. Die Camper müssen sich abstimmen. Nur gemeinschaftlich lässt sich so eine Kothe errichten. Nach dem Zeltaufbau werde es Nudeln mit Soße geben, verrät Sander. Allerdings werden die Jungen auch hier selbst Hand anlegen und das Essen in der Gemeinschaftsküche des Campingplatzes zubereiten müssen.
Bastian Blischke ist froh, dass sie diese erlebnispädagogische Arbeit in diesem Sommer überhaupt durchführen können: "Ohne den Sponsor Robert Gräßler, Geschäftsführer der gkk Dialog Group aus Bremen, der das gesamte Projekt mit 2500 Euro gesponsert hat, wäre die Fahrt nicht zu Stande gekommen." Für den nächsten Tag sind neun Kilometer bis nach Ritterhude eingeplant. "Der letzte Tag wird jedoch hart, da müssen wir 22 Kilometer paddeln und zudem vier Kilometer gegen die Strömung. Da werden die Jungs ganz schön kaputt sein", verrät Blischke.