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Trainer Servet Zeyrek hat beim VfB Oldenburg II wieder für gute Stimmung gesorgt / Jetzt will er Atlas ärgern Alles nur Spaß

„Die Jungs haben gemerkt, dass der neue Trainer ein spaßiger Vogel ist.“ Servet Zeyrek Wildeshausen.
02.09.2015, 00:00 Uhr
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Alles nur Spaß
Von Christoph Bähr

Rund 30 Minuten dauert das Gespräch mit Servet Zeyrek, genau 13 Mal fällt dabei das Wort „Spaß“. Worauf der Trainer des Fußball-Bezirksligisten VfB Oldenburg II seinen Schwerpunkt legt, ist also unschwer zu erkennen. Im Januar übernahm der Wildeshauser die Regionalliga-Reserve, und die Stimmung war auf dem Tiefpunkt. Abgeschlagen lag die Mannschaft auf dem letzten Tabellenplatz der Landesliga. Trotzdem nahm Zeyrek das Angebot der Oldenburger an. „Der VfB hat einen großen Namen und ist ein geiler Verein. Klar arbeite ich gerne dort“, betont der 41-Jährige.

Zeyreks Aufgabenstellung war von Anfang an klar: Angesichts des großen Rückstands schien der Klassenerhalt kaum noch realistisch zu sein, aber der neue Coach sollte den Spielern den Spaß am Fußball zurückgeben. Das sei ihm gelungen, stellt Zeyrek zufrieden fest. „Die Jungs haben gemerkt, dass der neue Trainer ein spaßiger Vogel ist. Die Stimmung wurde immer besser und in der Rückrunde haben wir noch richtig etwas bewirkt“, erzählt er. Die Oldenburger holten unter Zeyrek viel mehr Punkte als in der Hinrunde, stiegen am Ende aber trotzdem ab.

Danach verabschiedeten sich zahlreiche Spieler, allerdings keinesfalls, weil es ihnen nicht mehr beim VfB gefallen hätte, betont Zeyrek. „Viele haben zu mir gesagt: ,Mensch, Servet, das macht so viel Spaß mit dir, aber ich habe ein Angebot aus einer höheren Liga.’ Da habe ich geantwortet: ,Du bist so gut, versuch’ es ruhig.’“ Für den Coach allerdings wurde es durch die Abwanderungswelle nicht einfacher. Er musste vor der aktuellen Saison eine ganz neue Mannschaft zusammenstellen. Lediglich drei Akteure aus dem alter Kader blieben, 17 neue kamen dazu. „Das sind viele verschiedene Charaktere, die musst du als Trainer erst einmal alle erreichen und ins System integrieren“, verdeutlicht Zeyrek.

Ihm und Co-Trainer Manuel Schicke sei das aber sehr gut gelungen. „Wir halten die Jungs bei Laune, und inzwischen spielen wir tollen Fußball“, freut sich Zeyrek. Zehn Punkte holten die Oldenburger aus den ersten vier Bezirksliga-Spielen, damit liegen sie auf Rang vier. Nur beim 0:0 gegen den FC Rastede gaben sie zwei Zähler ab, spielten allerdings nach einer Roten Karte auch ab der 16. Minute in Unterzahl. „Trotzdem hätten wir gewinnen müssen. Darüber ärgere ich mich noch ein bisschen“, sagt Servet Zeyrek. Bei allem Spaß an seiner Tätigkeit weiß er selbstverständlich auch, dass der Unterbau einer Regionalliga-Mannschaft möglichst bald wieder in der Landesliga vertreten sein sollte. „In zwei bis drei Jahren wollen wir aufsteigen. Das Gute ist aber, dass der Vorstand da momentan gar keinen Druck macht“, sagt der 41-Jährige, der in Wildeshausen eine Videothek mit Sportsbar betreibt.

Mit der Entwicklung seines Teams ist Zeyrek bislang sehr zufrieden. „Die Mannschaft wächst zusammen. Wir können unser Saisonziel erreichen und es unter die ersten Fünf schaffen.“ Manch einer zählt die Oldenburger Reserve gar zu den Titelkandidaten. Ob der VfB tatsächlich ganz oben mitspielen kann, dürfte sich am kommenden Sonnabend zeigen, wenn er beim großen Meisterschaftsfavoriten SV Atlas Delmenhorst antritt (14 Uhr). Zeyrek stapelt vor dem Spitzenspiel tief: „Der SV Atlas ist das Maß aller Dinge und wird am Ende aufsteigen. Wir wollen nur mithalten und den Gegner ein bisschen ärgern.“

Dass die Oldenburger viel Qualität besitzen, zeigte sich aber nicht zuletzt beim jüngsten 5:1-Erfolg über den Heidmühler FC, der ebenfalls als Titelanwärter gilt. Innenverteidiger Christian Thölking und Mittelfeldmann Moritz Steidten etwa verfügen über reichlich Regionalliga-Erfahrung. „Moritz ist ein Wahnsinnstyp, und Christian ist unser Leitwolf, alle haben Respekt vor ihm und können sich an ihm hochziehen“, unterstreicht Zeyrek. Auch zwei Delmenhorster stehen in seinem Aufgebot: Torwart Thorben Riechers und Offensivmann Danyel Akyol, der vor der Saison vom SV Tur Abdin kam. Der ehemalige Abdin-Akteur Binh An Pham ist inzwischen ebenfalls bei der VfB-Reserve gelandet. Servet Zeyrek kennt sich schließlich bestens aus in Delmenhorst, betreute im Mai die Stadtauswahl zusammen mit Önder Caki und Matthias Kaiser während des Freundschaftsspiels gegen Werder Bremen und stand 2013 rund vier Monate lange beim Bezirksligisten Tur Abdin in der Verantwortung. Auch dort galt er als Spaßmacher, der bei den Spielern gut ankommt, allerdings blieb der sportliche Erfolg aus.

Trotz seiner damaligen Entlassung ist Zeyrek weiterhin regelmäßig zu Gast bei Abdin-Spielen. Dann begrüßt er alle Spieler und Verantwortlichen herzlich. Überhaupt ist die offene, lockere Art Zeyreks hervorstechendste Eigenschaft, das haben sie auch schon in Oldenburg gemerkt. Vor Heimspielen begrüßt der Coach stets alle Zuschauer per Handschlag. „Bei uns entwickelt sich gerade eine richtige Fangemeinde für die zweite Mannschaft. Das ist schon toll“, sagt der Wildeshauser.

Engen Kontakt zum ersten Team von Trainer Predrag Uzelac, das aktuell Rang zwei der Regionalliga belegt, pflegt Zeyrek ebenfalls. Vorgesehen ist, dass ein oder zwei Spieler aus der Regionalliga in der Reserve Spielpraxis sammeln, wenn es der Terminplan zulässt. „Die Jungstars, die nicht immer zum Zug kommen, sollen auch mal bei uns spielen. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass sie das gerne tun“, erklärt Zeyrek. Gegen Heidmühle war beispielsweise Kai-Sotirios Kaissis aus dem Kader des ersten Teams dabei. Da die Regionalliga-Mannschaft erst am kommenden Sonntag beim VfV Hildesheim ran muss, sollen laut Zeyrek gegen den SV Atlas wieder bis zu zwei Akteure in der Reserve aushelfen. Ein Kandidat könnte Stürmer Thomas Celik aus Delmenhorst sein.

Auf der anderen Seite hat aber auch die Oldenburger Erstvertretung schon von Zeyreks Arbeit profitiert. Sein Spieler Ibo Temin rückte nach starken Leistungen in die Regionalliga auf und kam bereits zu ersten Einsätzen. „Für uns ist das ein großer Verlust, aber natürlich freue ich mich trotzdem darüber“, betont Zeyrek. „Ibo hat zu mir gesagt: ,Das ist dein Verdienst, Servet. Du hast mich motiviert und mir den Spaß am Fußball zurückgegeben.’“ Da ist es also wieder, das Wort „Spaß“. Der soll für Servet Zeyrek auch beim anstehenden Spiel gegen Atlas nicht zu kurz kommen, und deshalb scherzt der Coach schon im Vorfeld. Zum Beispiel, wenn es um den ehemaligen Oldenburger Lars Scholz geht, der jetzt für die Delmenhorster aufläuft. „Mit ,Scholli’ werde ich noch sprechen und ihm sagen, dass er gegen uns nicht knipsen darf“, sagt Zeyrek und lacht. „Wenn er trotzdem gefährlich wird, müssen wir uns was einfallen lassen. Vielleicht ziehen wir ihm dann einfach die Hose runter.“

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