Bremen-Nord. Er war Spieler, er war Trainer, jetzt ist er Funktionär: Fred Michalsky, 64 Jahre alt, hat in seinem sportlichen Leben schon vor vielen schwierigen Aufgaben gestanden. Nicht immer, aber meistens hat er sie gelöst. Doch jetzt steht der gebürtige Hamburger mit Wohnsitz in Ritterhude vor einer besonderen Herausforderung. Als Mitglied im Bremer Fußball-Verband soll er dafür sorgen, dass Futsal auch in Bremen nicht mehr länger ein Mauerblümchendasein fristet.
Fred Michalsky weiß, dieser Weg wird kein leichter sein, die eigentlich fast auf der ganzen Fußballwelt gern gespielte Variante des Hallen-Fußballs auch im kleinen Stadtstaat fest zu verankern. Nun ist es nicht so, dass Bremen ein besonders weißer Fleck auf der Futsal-Landkarte der Bundesrepublik ist. Vor allem im Jugendbereich setzt der Nachwuchs durchaus Ausrufezeichen, von einer durchgehenden Akzeptanz in den Vereinen, bei Trainern und Spielern – und nicht zuletzt den Medien - kann jedoch keine Rede sein. Doch jetzt will die Funktionärs-Spitze des BFV die Entwicklung vorantreiben.
Michalsky, früher selbst Torwart und Trainer vieler Jugendteams, später aber Torwart-Trainer der deutschen Futsal-Nationalmannschaft, hilft da gerne mit. Ist er doch längst ein Futsal-Fan. Dennoch sieht er das Vorhaben auch kritisch: „Der DFB hat die Entwicklung verpennt“, moniert er, „ ist den falschen Weg gegangen.“ Jetzt sollen den Vereinen, deren Trainern und Spielern diese Variante „brachial“ übergestülpt werden. Tatsächlich bestand in der Frankfurter DFB-Zentrale in früheren Jahren nur geringes Interesse an der Einführung von Futsal, dies beweist ein kurzer Abriss der Futsal-Geschichte.
Der Name Futsal leitet sich vom portugiesischen futebol de salão (Salonfußball) und dem spanischen fútbol sala (‚Hallenfußball‘) ab. Eingeführt schon 1930 in Uruguay. Der dort tätige Sportlehrer Juan Carlos Ceriani hatte das Ziel, eine altersgerechte Spielform des Fußballs für Kinder zu entwickeln. Kinder unterschiedlichen Alters und unabhängig von ihren individuellen technischen Fähigkeiten sollten zusammen spielen und Spaß haben können. Damals auch noch draußen. Bereits 1942 hat der südamerikanische Sportlehrerbund den Futsal für den Schulsport empfohlen. In den 50iger Jahren erreichte Futsal Europa, insbesondere in Süd- und Osteuropa. Schon 1989 wurde die erste WM ausgetragen – ohne Deutschland. „Bis 2016 hatte Deutschland überhaupt keine offizielle Futsal-Nationalmannschaft. Wir standen jahrelang mit Liechtenstein und San Marino auf einer Stufe“, erzählt Fred Michalsky.
Fred Michalsky ist kein Illusionär, dass Futsal jemals die Popularität des „normalen“ Fußballs erfährt. Doch er wäre schon zufrieden, wenn in Bremen ein regelmäßiger Liga-Betrieb wie in seiner Geburtstadt Hamburg möglich wäre. „Auch in Bremen hat es ja schon gute Ansätze gegeben“, weiß Michalsky. Für den Bremer Fußball-Verband hat er eine mehrseitige Konzeption erarbeitet. Den Ist-Zustand formuliert, die Aufgabenfelder beschrieben, die notwendig sind, um Futsal in Bremen zu etablieren. Die zwei der wichtigsten Handlungsfelder: Aus- und Fortbildung von Trainern, Lehrern und Schiedsrichtern, gute Rahmenbedingungen für den Futsal.
Doch am Anfang steht die Aufklärung. „Auf Anschreiben reagieren Vereine, Trainer kaum oder gar nicht“, so Michalsky. In anderen Regionen in Deutschland habe er so eine Einstellung nicht kennengelernt. „Viele Trainer kennen Futsal gar nicht, fürchten Konkurrenz und wollen deshalb keine Veränderungen“, sagt Michalsky. In den Lehrerzimmern der Schulen sehe das viel positiver aus. Im Alleingang, das weiß der 64-Jährige wird er nichts erreichen. „Wenn wir in Bremen Futsal etablieren wollen, dann brauche ich die Unterstützung des Fußball-Verbandes, der Bremer Schulbehörde.
Fußball-Ikonen wie Messi, Ronaldo oder auch der Brasilianer Ronaldinho sind durch Futsal groß geworden, dennoch gilt für Futsal immer noch, was der argentinische Sportlehrer Juan Carlos Ceriani vor fast 90 Jahren erkannt hatte – Futsal verbindet Spielerinnen und Spieler unabhängig von ihren unabhängig von ihren individuellen technischen Fähigkeiten. „Wer im Fußball es nicht ganz nach oben schafft, der kann es beim Futsal schaffen“, ist Michalsky überzeugt. Der kleinere Ball, der deutlich weniger Sprungeigenschaft besitzt, macht die Ballkontrolle leichter.
Futsal, so doziert Fachmann und Fan Fred Michalsky weiter, sei eben keine Konkurrenz zum Fußball, aber wirke sich sehr positiv auf die Entwicklung von fußball-spezifischen und taktischen Fertigkeiten aus. Wegen der Schnelligkeit des Spiels und dem kleinen Spielfeld (40 mal 20 Meter) wird die Handlungsschnelligkeit geschult. „Außerdem wird beim Futsal das Verletzungsrisiko minimiert“, betont Michalsky. Als Schulsport eigne sich Futsal schon deshalb besonders gut, weil es kaum Trainingsfläche benötige. „In einer halben Turnhalle kann ich 50 Kinder trainieren“, nennt Michalsky nur ein Beispiel.
„Ich will die Jugend kriegen, nicht die alten Säcke“, so Michalsky. Dass auch Futsal-Potenzial in Bremen vorhanden ist, davon ist er überzeugt. Im Jugendbereich auf jeden Fall. Und deshalb ist er schon froh, dass sich für die Futsal-Landesmeisterschaften der Herren, Ü 32 und Ü 40 und den Futsal-Cup im Januar deutlich mehr Teams gemeldet haben, als in den Vorjahren. „Es ist immer noch zu wenig. Doch es ist ein Anfang," Michalsky.“ Ein Anfang auf den Spuren von Messi und Ronaldo.
Weitere Informationen
Die Spielfeldgröße beträgt in der Regel 40 x 20 Meter. Gespielt wird mit 5er-Teams – ein Torwart, vier Feldspieler. Geschossen wird auf Handballtore. Das Spielfeld ist nicht durch Banden, sondern durch Außenlinien begrenzt. Die Nettospielzeit beträgt 2 x 20 Minuten. Im Unterschied zum Fußball ist der Futsal-Ball kleiner (Größe 4) und wird nur bis maximal 0,6 bar aufgepumpt. Dadurch reduziert sich die Sprung-Eigenschaft deutlich. Beim Fall aus zwei Metern Höhe springt der Ball maximal 65 Zentimeter hoch.
Der Ball wird nicht eingerollt, sondern eingekickt. Der Ball muss dabei auf der Seitenlinie beziehungsweise bis zu maximal 25 Zentimeter außerhalb des Spielfeldes ruhen – die gegnerischen Spieler müssen fünf Meter entfernt sein. Der Spieler hat für den Einkick ab dem Zeitpunkt, an dem der Schiedsrichter den Ball freigibt, maximal vier Sekunden Zeit. Für einen Eckstoß gelten dieselben Regeln.
Die begangenen Fouls, beziehungsweise alle direkten Freistöße pro Mannschaft, werden zusammen gezählt. Nach dem fünften Mannschaftsfoul innerhalb einer Halbzeit gibt es für jedes folgende Foul (6., 7., 8. usw.) einen direkten Freistoß für den Gegner vom Zehn-Meter-Strafstoßpunkt. Erfolgt das Foul weniger als zehn Meter vom gegnerischen Tor entfernt, darf der Freistoß am Ort des Vergehens ausgeführt werden, sofern das Vergehen nicht im Sechs-Meter-Raum stattgefunden hat. Es darf keine Mauer gestellt werden, und der Schütze muss auf direktem Weg versuchen, ein Tor zu erzielen.
Beiden Mannschaften steht pro Halbzeit jeweils eine Auszeit von einer Minute zu, die beim Zeitnehmer oder dritten Schiedsrichter angemeldet werden muss und nur bei Spielunterbrechungen bei eigenem Ballbesitz genutzt werden kann. Der Torhüter darf den Ball in seiner Spielfeldhälfte nach einem absichtlichen Zuspiel nur dann ein zweites Mal berühren, wenn zwischenzeitlich ein Gegenspieler den Ball berührt oder gespielt hat. Befindet sich der Torwart in der gegnerischen Spielfeldhälfte, entfällt diese Regel und der Torwart kann somit als fünfter Feldspieler agieren. Ein Strafstoß (nach Foul im Strafraum) wird aus sechs Metern Torentfernung ausgeführt. MTH