Mit einem hart erkämpften 3:2-Sieg beim EHC München haben die Fischtown Pinguins am Sonntag die Tür zur Finalserie um die Deutsche Meisterschaft 2024 ganz weit aufgestoßen. Das Eishockeyteam aus Bremerhaven liegt im Play-off-Halbfinale gegen den amtierenden Meister jetzt mit 3:1 in Führung und benötigt nur noch einen Sieg, um die Best-of-Seven-Serie für sich zu entscheiden. Schon an diesem Dienstag könnten die Pinguins vor heimischer Kulisse den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte perfekt machen. Alles Wissenswerte vor dem fünften Aufeinandertreffen:
Das Resümee des Trainers: "Es ist ein gutes Gefühl, so ein Spiel zu gewinnen", sagt Pinguins-Coach Thomas Popiesch im Rückblick auf die Partie in München. Der gute Start mit der schnellen 3:0-Führung habe vieles einfacher gemacht. "Wir haben danach als Team geschlossen und kompakt agiert, das war wichtig. Und am Ende hat uns Kristers Gudlevskis im Tor diesen Sieg gerettet." In dieser Serie stünden sich zwei Mannschaften gegenüber, die eine hohe Qualität haben, betont Popiesch: "Wir müssen also weiter vorsichtig sein und in jeder Situation aufpassen."
Die Zeit zwischen den Partien: Um den Spielern eine bessere Regeneration zu ermöglichen, waren die Pinguins erneut mit dem Flugzeug nach München gereist. Nach der Rückkehr kurz nach Mitternacht stand für das Team am Montagvormittag nur eine lockere Einheit auf dem Programm. Ein bisschen Bewegung auf dem Eis oder auf dem Ergometer, dazu Behandlung beim Physiotherapeuten – "jeder so wie er es brauchte", schildert Teammanager Sebastian Furchner. Am Dienstagmorgen gibt es nun noch ein leichtes Anschwitzen, dann gilt der Fokus dem ersten Bully um 19.30 Uhr.

Sie können und wollen an diesem Dienstag Geschichte schreiben: Die Pinguins-Macher Alfred Prey, Sebastian Furchner und Hauke Hasselbring (von links).
Die personelle Situation: Abgesehen von den "normalen Play-off-Wehwehchen" (Zitat Furchner) hat es bei den Pinguins keine weiteren Verletzungen gegeben. Somit dürfte es bei den Ausfällen von Anders Grönlund und Skyler McKenzie bleiben. Für sie kamen zuletzt Felix Scheel und Blaz Gregorc zum Einsatz. "Beide haben sich super eingefügt", sagt Furchner. Was nicht einfach gewesen sei angesichts der fehlenden Matchpraxis, "doch auch sie haben sich mental und physisch bereit gehalten". Das zeige, dass jeder Spieler wichtig sei und seinen Anteil am Erfolg habe. Und es zeige auch, dass die Pinguins personell in dieser Saison breit und gut aufgestellt seien. "Wir sind in der Lage, auf Verletzungen zu reagieren", so Furchner.
Die Hypothek des Titelverteidigers: München steht aktuell zum siebten Mal in einem Play-off-Halbfinale – und droht hier nun erstmals zu scheitern. Für das Team von Trainer Toni Söderholm zählen nur noch Siege, um aus dem 1:3 noch ein 4:3 zu machen und das Finale zu erreichen. Es gehe jetzt darum, die Situation in Ruhe zu analysieren und dann Schritt für Schritt weiterzuarbeiten, sagt Söderholm. "Wir müssen uns auf das fokussieren, was wir beeinflussen können und einige Kleinigkeiten besser lösen." Eishockey sei ein ehrlicher Sport: "Wenn du deine Sache gut genug erledigst, bekommst du auch ein gutes Resultat." Ein 1:3-Rückstand in einer Best-of-Seven-Serie wurde in der DEL übrigens erst zweimal gedreht: 2008 kamen die Frankfurt Lions im Viertelfinale gegen die Iserlohn Roosters zurück, 2019 schafften die Kölner Haie ein Comeback gegen den ERC Ingolstadt.
Die Euphorie in der Anhängerschaft: Die Eisarena Bremerhaven ist an diesem Dienstag erneut ausverkauft, im Vorfeld gab es nicht mal mehr ein Restkartenkontingent. Parallel dazu gibt es im Apollo-Theater in Bremerhaven auch an diesem Abend wieder ein Public Viewing, das von den Fanbeauftragten Mario Meseke und Bonnie Satzinger gemeinsam mit dem Apollo organisiert wird. "Unsere Fans haben ein dickes Kompliment verdient", sagt Sebastian Furchner. "Spiel für Spiel verwandeln sie die Eisarena in ein Tollhaus und unterstützen uns auch auswärts ganz hervorragend. Dafür kann man nur Danke sagen."
Die breite Brust der Pinguins: Bremerhaven hat 15 der letzten 17 Partien gewonnen, in den Play-offs gab es dabei in acht Spielen nur eine Niederlage. Die Pinguins sind mit einer Quote von 33,3 Prozent das beste Powerplayteam der Play-offs und haben mit Nicholas Jensen auch den besten Vorlagengeber in ihren Reihen (11 Assists). Bremerhaven stellte zudem als Hauptrundensieger die beste Defensive der Liga und mit Kristers Gudlevskis auch den besten Goalie der Hauptrunde. Außerdem hat sich der Klub zum zweiten Mal nach 2021 für die Champions League qualifiziert und mischt im Spätsommer auch im Wettbewerb der 24 besten Vereinsmannschaften Europas mit. Entsprechend selbstbewusst tritt das Team um Kapitän Jan Urbas derzeit auf und schickt sich nach drei vergeblichen Play-off-Anläufen gegen München nun erstmals an, den vierfachen Deutschen Meister auszuschalten.
Erster Matchpuck für die Pinguins: Spiel fünf könnte für die Pinguins zu einem historischen Spiel werden. Gewinnt das Team an diesem Dienstag, schreibt es Geschichte und zieht ins Finale ein. Eine Chance, die es zu nutzen gelte, sagt Teammanager Sebastian Furchner. "Wir wollen München keine Möglichkeit mehr geben, in dieser Serie noch einmal zurückzukommen." Furchner erwartet, dass die Mannschaft mit der entsprechenden Einstellung in die Partie geht: "Wir müssen den vollen Fokus auf dieses eine Spiel legen und Killerinstinkt zeigen."