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Fischtown Pinguins "Urbas war der wichtigste Transfer"

Die Fischtown Pinguins haben sich von einem kleinen Verein zu einer Spitzenmannschaft entwickelt. Ein Schlüssel zum Erfolg: sorgfältige Neuverpflichtungen. Manager Alfred Prey gewährt Einblicke...
22.03.2024, 05:35 Uhr
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Von Jean-Julien Beer

Keiner spielt länger bei den Fischtown Pinguins als Ross Mauermann. Der Stürmer aus dem US-Bundesstaat Wisconsin war im Sommer 2016 einer der ersten Transfers nach dem Aufstieg in die Deutsche Eishockey-Liga (DEL). Dass er bis heute bleiben würde, war nicht abzusehen – denn am Anfang ging so ziemlich alles schief. „Er kam als junger Kerl hier an und war vom Pech verfolgt“, erinnert sich Pinguins-Manager Alfred Prey. Wegen eines Blinddarmdurchbruchs lag Mauermann lange im Krankenhaus, danach schnitt er sich noch unglücklich den Fuß auf. Und doch wurde er ein wichtiger Eckpfeiler einer Mannschaft, die nun sogar um den Titel mitspielen möchte.

Mauermann ist ein gutes Beispiel dafür, dass Prey bei Neuverpflichtungen immer auf die sportliche und die menschliche Qualität achtet. Der junge Amerikaner hatte in seinem College-Team einige Rekorde aufgestellt. Er spielte damals 156 Partien in Folge und fehlte kein einziges Mal. Ein echter Vollblutsportler, der auch Baseball und American Football spielte. Nach einer Saison als Profi in der American Hockey League (AHL) entschied er sich für den Wechsel zu den Pinguins. „Er ist ein bodenständiger Kerl, dem es in Bremerhaven sofort gefallen hat“, sagt Prey. Mauermann fand auch sein privates Glück, heiratete eine Bremerhavenerin und wurde Vater. Prey ist sich sicher: „Er wird seine Karriere in Bremerhaven auch beenden. Am Ende wird er zehn oder zwölf Jahre hier gespielt haben.“

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Anfangs war die DEL für den kleinen Verein ein Abenteuer, viele prophezeiten den sofortigen Abstieg. Die Pinguins starteten mit einer aufgepeppten Zweitligamannschaft. „Und manche dachten deshalb, wir wären wahnsinnig“, erinnert sich Prey. Doch der Wahnsinn fand auf dem Eis statt. Der Aufsteiger erreichte im ersten Jahr das Play-off-Viertelfinale, was auch an einem zweiten Neuzugang lag: an Mike Moore, dem langjährigen Kapitän. Der erfahrene Kanadier wollte seine Karriere schon beenden, als Prey bei ihm vorfühlte: „Wir haben einen erfahrenen Anführer gesucht. Mike war in seinen Teams immer erster oder zweiter Kapitän gewesen – und hat unsere Mannschaft dann noch sechs Jahre geprägt. Er hat eingeschlagen wie eine Rakete.“

Urbas wollte diesen Wechsel unbedingt

Im zweiten Jahr nach dem Aufstieg folgte der bedeutendste Transfer: Jan Urbas. Der slowenische Nationalstürmer war in München gescheitert, „doch für uns war es preislich nicht möglich, einen Spieler von Red Bull anzusprechen“, erklärt Prey. Also behielt er den Angreifer im Auge und schlug 2017 zu, als Urbas im österreichischen Villach spielte. „Da haben wir relativ früh in der Saison Kontakt mit ihm aufgenommen und gefragt, ob er zurück in die DEL will. Wir sind uns schnell einig geworden.“

Ich habe keine Sekunde gezögert. Ich wollte diesen Wechsel unbedingt.
Kapitän Jan Urbas

Der Stürmer erinnert sich noch gut an den Moment. „Als Alfred mich kontaktierte, habe ich keine Sekunde gezögert. Ich wollte diesen Wechsel unbedingt, ich wollte wieder hochklassig spielen“, erzählt Urbas, „aber es war nicht abzusehen, welche Erfolgsgeschichte das werden würde. Ich bin sehr glücklich, dass ich zu den Pinguins gekommen bin.“ Seit zwei Jahren ist er Kapitän des Teams.

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Nicht nur wegen der mehr als 150 Tore, die Urbas erzielt hat, bezeichnet Prey ihn als „den wichtigsten Transfer von allen“. Weil sich der Stürmer mit seinen sportlichen und menschlichen Qualitäten schnell als Anführer etablierte, wurde Urbas auch in die Planungen eingebunden. „Wir haben oft miteinander philosophiert, was man auf dem Transfermarkt machen könnte“, erzählt Prey, „und ich habe ihn immer gefragt, ob er nicht noch einen guten Slowenen kennt.“ So kam im nächsten Jahr Nationalmannschaftskollege Miha Verlic nach Bremerhaven – und 2020 folgte mit Ziga Jeglic der ditte Slowene. „Das war die Geburtsstunde des Karawanken-Express“, sagt Prey, „die Idee hatte ich schon länger, aber an die Topspieler war schwer heranzukommen. Jan Urbas hat uns da sehr geholfen.“

Um Jeglic zu verpflichten, reiste der Manager stundenlang mit dem Zug nach Prag. Der Angreifer war nach einer erfolgreichen Saison beim ERC Ingolstadt etwas vom Radar verschwunden und schließlich im böhmischen Boleslau gelandet. Bei einem Spiel in Prag passte ihn Prey im Kabinengang ab und knüpfte den Kontakt, vorher hatte Urbas seinem Landsmann zum Wechsel geraten. Auch Jeglic ist heute als Torschütze und Vorlagengeber eine feste Größe.

Uher war der gesuchte Wadenbeißer

Das gilt ebenso für den Tschechen Dominik Uher, der 2018 kam und über den Thomas Popiesch sagt, er verkörpere das Bremerhavener Eishockey wie kein anderer. „Uher wurde in Amerika groß“, berichtet Prey, „wir suchten einen kampfstarken Spieler, einen Wadenbeißer. Er hat auf Anhieb eingeschlagen. Er ist nicht der große Torjäger, aber für die Mannschaft unheimlich wichtig.“

Diese Mannschaft, seit dem Aufstieg 2016 von Popiesch trainiert, erreichte stets die Play-offs. Und wenn ein Neuzugang mal nicht richtig passte, „dann wurde er passend gemacht“, sagt der Trainer. So entstand eine Mannschaft, die nun als Hauptrundensieger in die Play-offs startete und die Fans vom Titel träumen lässt. Vier Spieler wurden schon einmal Meister in der DEL: Jeglic 2014 mit Ingolstadt, Nino Kinder (2021) und Nicholas Jensen (2022) mit den Eisbären Berlin und Nico Appendino im vergangenen Jahr mit Red Bull München.

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Wie das Team über Jahre aufgebaut wurde, ist für Urbas das Entscheidende: „Es ist ein großer Vorteil, dass viele von uns schon länger zusammen Eishockey spielen. Du weißt, was du auf dem Eis voneinander erwarten kannst. Wir sprechen nicht nur beim Training oder am Spieltag über Eishockey, sondern auch in der Freizeit, wenn wir was unternehmen. Das stärkt die Gemeinschaft und das Verständnis füreinander.“ Das wollen sie auch an diesem Freitag im dritten Viertelfinale daheim gegen Ingolstadt zeigen (19.30 Uhr). Die ersten beiden Duelle in der Best-of-seven-Serie haben sie gewonnen.

Den kniffligsten Transfer von allen, da muss Prey nicht lange überlegen, den musste er in diesem Winter hinbekommen: Die Verpflichtung des neuen Managers Sebastian Furchner, der früher selbst in Bremerhaven spielte. „Wir waren uns 15 Jahre lang einig, dass er eines Tages hierher kommt“, erzählt Prey, „doch dann hat er in Wolfsburg den Job als Teammanager bekommen. Da hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben. Mit einigen Gesprächen und durch das Glück, dass seine Frau von hier stammt, haben wir es doch geschafft. Seine Verpflichtung ist unglaublich wichtig: Ein Verein braucht eine zentrale Figur, an der sich alles ausrichtet. Sebastian Furchner ist genau der Mann, den wir dafür benötigt haben.“

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