Mesut Özil ist kein Beispiel für gelungene Integration. Dabei hätte er das Vorbild sein können für eine ganze Generation mit Migrationshintergrund. Ein in Gelsenkirchen geborenen Deutsch-Türke, der mit Deutschland Weltmeister wird – eine wunderbare Geschichte.
Doch die Realität war schwierig. Auch für Özil. Der Alltagsrassismus, der ihm als Kind das Leben erschwerte, tut weh. Özil beschreibt das in seiner Biografie, wie oft die Kinder mit deutschen Vornamen bevorzugt wurden und er ein Verlierer blieb. So empfand er das. Es prägte ihn.
Deshalb wollte er für die Türkei spielen, obwohl er dort nie gelebt hatte. Dass es doch Deutschland wurde, zeigt seine Zerrissenheit. 30.000 türkische Fans pfiffen ihn beim Länderspiel 2010 in Berlin aus, weil er für Deutschland spielte. Er konnte es keinem Recht machen. Angela Merkel ließ sich ebenso mit ihm fotografieren wie Recep Tayyip Erdogan. Jeder nutzte ihn für seine Zwecke.
Mesut Özil wurde zum politischen Spielball – der einzige Ball, den er nicht kontrollieren konnte. Ihn nach dem WM 2018 zum Sündenbock zu machen, war so falsch wie seine Reaktion darauf. So sieht sie aus, misslungene Integration.