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Wie die Dortmunder Profis versuchen, das Sprengstoffattentat zu verarbeiten und sich auf das Rückspiel in Monaco zu konzentrieren Nichts ist mehr wie sonst

Dortmund. Wenige Tage nach dem Sprengstoffattentat auf Borussia Dortmund, bei dem der Mannschaftsbus zerstört wurde und das Team des BVB mutmaßlich Tote hätte beklagen müssen, wären die drei Sprengkörper nur einen Moment früher gezündet worden, hat Torhüter Roman Bürki der Schweizer Tageszeitung „Der Bund“ Einblicke in sein Seelenleben gewährt. Der 26-Jährige berichtet im Interview, wie es nach der Abfahrt aus dem Mannschaftshotel „plötzlich diesen Riesenknall gibt.
19.04.2017, 00:00 Uhr
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Von Felix Meininghaus

Dortmund. Wenige Tage nach dem Sprengstoffattentat auf Borussia Dortmund, bei dem der Mannschaftsbus zerstört wurde und das Team des BVB mutmaßlich Tote hätte beklagen müssen, wären die drei Sprengkörper nur einen Moment früher gezündet worden, hat Torhüter Roman Bürki der Schweizer Tageszeitung „Der Bund“ Einblicke in sein Seelenleben gewährt. Der 26-Jährige berichtet im Interview, wie es nach der Abfahrt aus dem Mannschaftshotel „plötzlich diesen Riesenknall gibt. Alle Köpfe wirft es vom Druck zur Seite. Dann ist es einen Moment lang ruhig, und plötzlich schreit einer, also Marc Bartra.“ Bürki sitzt hinten im Bus immer neben dem Spanier, der sich beim Anschlag verletzte und an der Speiche seines rechten Arms operiert werden musste.

Seitdem ist nichts mehr wie sonst in der vorher so heilen Dortmunder Fußballwelt. Er „habe noch immer Probleme, schlafen zu können“, berichtet Bürki im Interview: „Im Unterbewusstsein zucke ich zusammen und schrecke auf. Das ist das Schlimmste: dass ich keine Nacht durchschlafen kann.“ Es gibt neben den schockierenden Berichten der Beteiligten aber auch gute Nachrichten aus Dortmund, jener Stadt, die seit vergangenem Dienstag im Bann eines schwer zu begreifenden Verbrechens gehalten wird. Bartra durfte das Knappschaftskrankenhaus in Dortmund am Sonnabend verlassen und erhielt über Ostern prominenten Besuch aus Spanien: Bartras ehemalige Teamkollegen Jordi Alba und Sergio Busquets vom FC Barcelona machten sich auf den Weg in die Revier-Metropole, um Bartra beizustehen.

Alba postete anschließend ein Foto bei Instagram und schrieb dazu: „Was für eine Freude, Dich zu sehen und mit Dir zusammen zu lachen, mein Freund!!!“ Inzwischen sind die Gäste wieder zurück in die Heimat geflogen, schließlich ist „Barca“ an diesem Mittwoch in der Champions League gegen Juventus Turin gefordert, während der BVB zeitgleich in Monaco (20.45 Uhr, live im ZDF) versuchen wird, die 2:3-Niederlage aus dem Hinspiel geradezurücken und ins Halbfinale einzuziehen.

Unmöglich erscheint das nicht, zumindest wenn man Torhüter Roman Bürki Glauben schenkt: „Wenn wir so spielen, wie in der zweiten Halbzeit, haben wir eine echte Chance.“ Da zeigte die Mannschaft eine gute Vorstellung, nachdem sie in der ersten Hälfte noch kollektiv neben sich gestanden hatte. Es gehe in diesen Tagen nicht nur darum, das Trauma eines Anschlags zu überwinden, „der unserem Leben galt“, wie Trainer Thomas Tuchel betont, sondern auch darum, den Traum nicht aus den Augen zu verlieren, in der Königsklasse ins Finale von Cardiff einzuziehen. Der 3:1-Heimsieg vor 81 360 Besuchern im ausverkauften Stadion gegen Eintracht Frankfurt war dabei ein Schritt in die richtige Richtung, weil die Mannschaft nicht nur über weite Strecken den Schrecken vergaß und eine anständige Vorstellung abgeliefert hatte, sondern weil auch der Schulterschluss mit den Fans ein weiteres Mal gelang. Das alles gibt Zuversicht, die 90 Minuten im Fürstentum so zu gestalten, dass unter dem Strich das Weiterkommen dabei herauskommt. „Die Ereignisse lassen sich nur sehr schwer vergessen“, betonte Manndecker Sokratis, „aber der Sieg wird uns Kraft geben.“

Nach dem Erfolgserlebnis sprach Tuchel von der „guten Ausstrahlung“ und der „hohen Intensität“ bei seiner Mannschaft. Alles in allem zeuge dieser Auftritt angesichts der dramatischen Vorgeschichte von einer „ganz außergewöhnlichen Charakterleistung meiner Mannschaft. Das ist nicht hoch genug zu bewerten.“ Und Kapitän Marcel Schmelzer betonte, dass es sehr wohl möglich sei, die Last des Anschlags für die Dauer des Spiels zur Seite zu drücken: „Wenn es losgeht, dann ist es schon so, dass wir eher Spaß haben. Das hat man auch in der ersten Halbzeit gegen Frankfurt gesehen, wir haben sehr viel Spielfreude an den Tag gelegt.“

Es sind solche Erlebnisse, die der Mannschaft helfen, ihren Weg positiv fortzusetzen. Elementarer, das machte der Kapitän indes deutlich, wäre jedoch etwas anderes: „Wir hoffen, dass der Anschlag auf uns bald aufgeklärt wird. Das würde uns beim Reinigungsprozess entscheidend helfen.“

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