Sie kämpften, sie rannten und gaben nie auf: Um ein Haar hätten die ersatzgeschwächten Handballer des SV Grambke-Oslebshausen im Abstiegskampf der Oberliga Nordsee einen "Big Point" eingefahren. Die Gelb-Blauen brachten den Tabellenvierten TV Neerstedt an den Rand einer Niederlage. Am Ende mussten sie aber die Pille einer bitteren 29:31-Niederlage schlucken.
Grambke. Sein Trikot war klatschnass, der Schweiß rann ihm wie ein Gebirgsbach von der Stirn: Nils Zittlosen war anzumerken, dass er bei der 29:31 (14:17)-Heimniederlage in der Handball-Oberliga Nordsee der Männer gegen den TV Neerstedt schier Unfassbares geleistet hatte. Wie eine Lokomotive dampfte der Linkshänder des SV Grambke-Oslebshausen permanent auf die Neerstedter Deckung zu. Ständig im Vorwärtsgang, ohne Rücksicht auf Verluste. Mit seinen 14 Toren hatte er auch das Zeug dazu, zum Mann des Abends zu werden. Er wurde es nicht. Zwei Aktionen fehlten ihm, um gegen den Viertplatzierten in den Handball-Olymp aufzusteigen.
99 Sekunden vor dem Abpfiff stand ihm der Pfosten im Weg. "Zitti" knallte das Leder beim 28:30-Rückstand per Siebenmeter gegen den Ex-Grambker Keeper Olaf Sawicki krachend an den Außenpfosten. Hätte der im Neerstedter Netz gezappelt, dann wäre den nervösen Gästen vollends die Düse gegangen. Einen Angriff später sprintete ein Neerstedter in Unterzahl in einen unachtsamen Pass von Zittlosen auf Patrick Buschhardt und netzte per Tempogegenstoß zum 31:28 ein - die Entscheidung im Finale furioso.
Der Mann mit der Rückennummer 10 schluckte seine tiefe Enttäuschung jedoch herunter. "Bei solch einem Spiel, solch einem Körpereinsatz, lässt irgendwann die Konzentration nach. Auch wenn es gerade am Ende ärgerlich ist." Vorwürfe gab es weder von der Trainerbank noch von seinen Mitspielern: "Meine Güte", kommt es von seinem Coach Gerd Anton wie aus der Kanone geschossen, "der spielt fast 60 Minuten durch, da darf bei solch einer Leistung auch einmal kurz die Konzentration nachlassen", griff bei ihm sofort der Schutzreflex. "Also 'Zitti- dürfen wir ja wohl als letztes einen Vorwurf machen", bestätigte nicht nur Kreisläufer Bengt Kohrt diese Sichtweise.
Von Salzen-Frick unersetzlich
Letztendlich hatte den Gelb-Blauen ja auch nicht diese beiden Aktionen, sondern eine Entlastung auf der linken Seite zur Riesenüberraschung gefehlt. Gaalt Henschel, Patrick Buschhardt, Torben Pilger oder auch Malo Rosemeier - wer auch immer auf der Königsposition auf halblinks auftauchte und sein Bestes gab: Den verletzten Kanonier Steven von Salzen-Frick konnte keiner von ihnen ersetzen. "Ja, Steven", sinnierte Nils Zittlosen, "das wäre es nun wirklich gewesen. Der hätte uns im Rückraum wohl gereicht." Aber der konnte sein Team eben nur moralisch unterstützen und feuerte es von der Reservebank vor allem bei der Abwehrarbeit an.
"Das ist ärgerlicher als eine klare Niederlage", spielte "Paddy" Buschhardt auf die 26:36-Hinspielklatsche an. "Letztendlich ist es aber wichtig, dass wir trotz unserer personellen Lage gekämpft und nie aufgegeben haben. Immerhin haben wir den Tabellenvierten kräftig ins Wanken gebracht", betonte Gerd Anton.
Um es klar zu sagen: Der Sieg der Niedersachsen geht aufgrund des Spielverlaufs in Ordnung. Aber allein schon aufgrund der Verletzten- und Krankheitslage hätte die Leistung des Gastgebers mit einem Punkt honoriert werden müssen. Der SVGO kämpfte sich nach dem 3:7, 9:15 und 11:16 jojo-artig an den Vierten heran und hatte beim 22:22 und 24:24 den Ausgleich erreicht. Bis am Ende eben eine kleine Unaufmerksamkeit große Folgen hatte...