„Platz fünf in der Endabrechnung? Das hätte ich zu Saisonbeginn sofort unterschrieben!“, beginnt Trainer Bernd Böschen seine Zusammenfassung der Punktspielserie des FC Worpswede in der Fußball-Bezirksliga 3. Um dann gleich nachzuschieben: „Mit ein wenig mehr Aufwand hätten wir noch besser dastehen können.“ Was nicht heißen soll, dass er gänzlich unzufrieden mit dem Verlauf der Saison ist, die den FCW in der Rückrunde zeitweilig sogar auf Rang zwei sah. Nein, mit dem Abschneiden seines Teams im zweiten und letzten Jahr am Weyerberg – künftig ist er ja mit Andre Lütjen für Oberligist Bornreihe verantwortlich – kann er durchaus leben. 50 Punkte bei 72:60 Toren – eine deutliche Steigerung zum ersten Jahr, als die Grün-Weißen zum Schluss auf Platz zwölf standen mit 37 Zählern und 46:59 Toren. „Das erste Jahr war ein Lehrjahr, das zweite hat Spaß gemacht“, sagt Böschen.
Hop oder top hieß es zumeist für die Worpsweder, die nur zweimal remis spielten gegen den Elften TuS Bothel und den Tabellenletzten VfL Visselhövede und sich mit zwei Niederlagen gegen den Zehnten FSV Langwedel-Völkersen gegen einen weiteren Konkurrenten aus dem unteren Drittel schwertaten. Etwas mehr Aufwand also, von dem noch die Rede sein wird, und etwas mehr Glück vielleicht, und die Worpsweder hätten möglicherweise um Platz eins mitgespielt. Sicher keine ganz unrealistische Vorstellung, aber hätte sie auch Sinn gemacht für den FCW?
„Ein Aufstieg wäre wahrscheinlich zu früh gekommen“, räumt Coach Böschen ein. Der künftig mit einigen Youngstern aufgepeppten Mannschaft traut er aber einiges zu. Potenzial also für die Zukunft. Wobei gerade die Bezirksligisten aus dem oberen Tabellendrittel auf starke Routiniers angewiesen seien. „Und die bekommt man immer schwerer“, weiß Böschen aus Erfahrung, „gerade weil es bei uns im Landkreis mit Ritterhude, Wallhöfen und Hambergen ja noch andere sehr ambitionierte Vereine gibt.“ Status Quo sei jedoch, dass der Mannschaft immer noch die nötige Konstanz fehlt, um ganz oben mitspielen zu können. Mal einen Lauf kriegen und drei, vier oder gerne fünf Spiele am Stück mit einem Dreier abschließen – hätte sich Böschen gewünscht. Ein wenig neidisch schaut er deshalb nach Pennigbüttel zum Meisterteam: „Die haben das hingekriegt. Obwohl ich finde, dass zum Beispiel Ritterhude einen erfrischenderen Ball spielt.“ Der 41-Jährige hofft, dass er in dieser Hinsicht auch ein wenig von seiner Handschrift in Worpswede hinterlassen und Fähigkeiten von Spielern weiterentwickeln konnte: das schnörkellose Offensivspiel mit schnellem Umschalten. In einigen Begegnungen hat das ja richtig gut geklappt. Böschen und seine Mannschaft mit dem recht kleinen Kader konnten das aber zu selten einstudieren. Immer fehlten einige wegen des Berufs oder des Studiums. 13 bis 14 Mann zählte der Trainer in den Übungseinheiten nach der Winterpause, um sogleich einzuschränken: „Im November waren es aber auch mal nur acht Leute.“ Nur in der Saisonvorbereitung habe es schon mal volles Haus gegeben mit bis zu 18 Akteuren. Insgesamt also zu wenig, um Laufwege einzuüben oder spezielle Spielsituationen: „Dann kam manches Mal im Spiel nicht der finale Ball, um den Sack zuzumachen.“ Auch den internen Konkurrenzdruck hätte Böschen gerne höher gehalten: „Manche Spieler brauchen jemanden im Nacken.“ Vorwürfe mag Böschen aber niemandem machen. Ganz im Gegenteil. Es sei wirklich beispielhaft gewesen, dass einer wie Außenvereidiger Elias Schupp 30-mal eigens aus Hamburg angereist sei. Oder Stürmer Marvin Mainz, der es aus Düsseldorf sogar noch weiter hatte. Petje Radtke konnte überhaupt nicht zum Mannschaftstraining erscheinen.
Dann freut man sich doch über jeden Fortschritt. Den hat Böschen zum Beispiel auch bei Oleg Zelesov gesehen, dem Mann für die rechte Außenbahn. In der Rückrunde hatte der 23-Jährige deutlich mehr Einsätze – mit weiterer Luft nach oben. „Wenn der wüsste“, sagt Böschen über seinen Flügelmann, „wie schnell er ist...“ Zelesov müsste seinen Tempovorteil nur noch konsequenter ausnutzen. So schnell, wie Zelesov am 16er sei, müsse er nur noch das richtige Timing für die abschließende Flanke entwickeln. Auch in diesem Fall ist das ein Mosaiksteinchen von vielen, die Worpswedes Durchbruch an die absolute Spitze verhinderten.
Ganz viele positive Entwicklungen im Team möchte Bernd Böschen aber auch nicht verhehlen. Zum Beispiel die Rolle seines Sechsers Hendrik Meinhardt alias „Mr. Zuverlässig“. Meinhardt habe Bestwerte in der Leistungsstatistik vorgewiesen und nicht umsonst die meisten Einsatzminuten. Anderes Beispiel: Jan-Henrik Kück, der universelle und technisch versierte Mann für die Offensive, der als Vorlagengeber und Vollstrecker überzeugte. Oder der 22 Jahre junge Luca Bischoff, der ebenfalls viel Schwung ins Angriffsspiel brachte. Die Abteilung Attacke war halt schon immer das Paradestück des FC Worpswede.
Wobei Böschen rückblickend insgesamt eine positive Entwicklung des Teams festhalten möchte. Die Zahl der Gegentore hätte auch Böschen sicher gerne niedriger gehalten. Aber seit er im vergangenen Jahr die Abwehr von Vierer- auf Dreierkette umstellte mit zwei Sechsern davor, sei die Stabilität höher geworden. Der Coach sah eigentlich nur Vorteile: „Die Abstimmungsschwierigkeiten sind nicht so hoch, die Rollen klarer verteilt als wenn man mit zwei Innen- und zwei hoch stehenden Außenverteidigern spielt.“ Bei der Mannschaft jedenfalls sei das gut angekommen. Und so geht Bernd Böschen denn mit einem lachenden und weinenden Auge: „Es ist schon eine sehr familiäre Atmosphäre in Worpswede. Aber jeder im Verein hat auch Verständnis gezeigt, dass ich die Herausforderung in Bornreihe suche.“