Delmenhorst. Mit einem 20:0 (5:0)-Sieg im Freundschaftsspiel beim SV Atlas Delmenhorst haben sich die Bundesliga-Profis des SV Werder Bremen gestern Abend in die Sommerpause verabschiedet.
Die rund 5500 Zuschauer im Stadion an der Düsternortstraße warteten dabei vergeblich auf den Ehrentreffer der Hausherren – Werder machte trotz vieler Wechsel bis zur letzten Minute ernst und ließ den Gegner aus der 1. Kreisklasse nicht zu einer einzigen Torchance kommen. "Für uns war es trotzdem ein tolles Ereignis", jubelte Atlas-Trainer Thomas Hebgen kurz nach Spielende.
Sebastian Mielitz stand gestern Abend bereits geduscht und umgezogen im Kabinentrakt des Stadions an der Düsternortstraße – befragt nach seinen Eindrücken vom Freundschaftsspiel gegen den SV Atlas Delmenhorst, das Werder Bremen kurz zuvor mit 20:0 (5:0) gewonnen hatte, kam der Bundesliga-Torhüter als erstes auf einen Spieler des Gegners zu sprechen: Atlas-Keeper David Lohmann. "Er hat wirklich einen super Job gemacht. Ich wusste schon vorher, dass er ein Guter ist. Großes Kompliment von meiner Seite", sagte Mielitz zur Leistung seines Gegenübers. In der Tat hatte sich Lohmann bis zu seiner Auswechslung in der 48. Minute mehrfach mit starken Rettungsaktionen ausgezeichnet.
Als der 24-Jährige kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit das Feld verließ, stand es "nur" 6:0 für die Bremer. "Mit sechs Gegentreffern bin ich zufrieden. Ein paar Mal habe ich die Ecke richtig geahnt. Das macht gegen Bundesliga-Spieler besonders viel Spaß", sagte Lohmann.
Den Werder-Profis war gestern allerdings von der ersten Minute an anzumerken gewesen, dass sie sich unbedingt mit einem standesgemäßen Sieg gegen den acht Ligen tiefer spielenden Gegner in die Sommerpause verabschieden wollten. Bereits nach zwei Minuten sorgte Max Wegner für das 1:0. "Das frühe Gegentor hat uns völlig aus dem Konzept gebracht", scherzte Atlas-Trainer Thomas Hebgen hinterher auf der Pressekonferenz.
Werder legte nach der Führung schnell nach: Erneut Wegner (14.), Kapitän Clemens Fritz (16.), Nils Petersen (24.) und Zlatko Junuzovic (30.) sorgten für den 5:0-Halbzeitstand. Hätte David Lohmann nicht gleich reihenweise Großchancen spektakulär vereitelt – der SV Atlas hätte schon zur Pause zweistellig hinten gelegen. Zwar kämpften die Delmenhorster aufopferungsvoll gegen den übermächtigen Kontrahenten an – mehr als ein harmloser Abschluss von Spielmacher Kevin Radke sprang in der Offensive allerdings nicht heraus (36.).
Zur zweiten Hälfte brachten die Bremer Interimstrainer Wolfgang Rolff und Matthias Hönerbach gleich acht neue Akteure, Werders Spielfreude litt darunter jedoch nicht – im Gegenteil. Vor allem Angreifer Johannes Wurtz, der für Petersen ins Spiel gekommen war, machte auf sich aufmerksam und traf bis zum Schlusspfiff des gut leitenden Schiedsrichters Sven Schlickmann (Ganderkesee) gleich sieben Mal (50./57./60./61./62./68./73.). Wurtz wusste kurz nach dem Abpfiff gar nicht mehr, wie oft er ins Netz getroffen hatte, und sagte: "Als Stürmer muss man schließlich Tore schießen. Es war ein super Spiel. Die Zuschauer sind gut mitgegangen."
Die weiteren Werder-Treffer im zweiten Durchgang markierten Levent Aycicek (46./66.), Wegner (59./79.) und Philipp Bargfrede (71./81./83./88.). In der 66. Minute zappelte der Ball auch einmal im Werder-Tor. Atlas’ Stürmer-Routinier Michael "Magic" Müller hatte aus rund 25 Metern abgezogen – Schlickmann und sein Gespann hatten den 43-Jährigen aber zu Recht im Abseits gesehen.
Selbst wenn den Gastgebern der Ehrentreffer am Ende verwehrt blieb – der guten Stimmung tat das nach Spielende keinen Abbruch. "Ich denke, wir haben uns als Stadt Delmenhorst und als Verein SV Atlas sehr gut präsentiert", betonte Hebgen, der mit seiner Mannschaft bereits morgen in der Liga gegen den TSV Ganderkesee II ran muss. Ein Punkt würde Atlas schon genügen, um den Kreisliga-Aufstieg perfekt zu machen. "Ich hoffe, dass meine Jungs die 20 Gegentore bis dahin aus dem Kopf kriegen", schmunzelte der Coach.
Auch Wolfgang Rolff zog im Anschluss an die Partie ein positives Fazit. "Wir haben uns ordentlich verkauft. Die Jungs waren richtig heiß auf Tore", sagte der Interimstrainer, der ab heute – ebenso wie sein Kollege Hönerbach und Torwarttrainer Michael Kraft – beurlaubt ist. Sollte Robin Dutt in der kommenden Woche als neuer Werder-Chefcoach bestätigt werden, bringt er seine eigenen Assistenten mit an die Weser.
Nils Petersen bleibt den Grün-Weißen bekanntlich in jedem Fall erhalten. Erst am Donnerstag hatte der Stürmer einen Vierjahresvertrag unterschrieben. Nach dem Saisonabschluss in Delmenhorst sagte er gestern: "Ich werde mich lange an dieses Spiel erinnern. Es war immerhin mein erstes als echter Werderaner."