Bassum. Wie alles begann? Roland Popp, der eigentlich aus Thüringen stammt, aber schon seit rund 50 Jahren in der Region wohnt, besuchte einen Rodeo-Wettkampf in Osterholz-Scharmbeck. "Ein befreundeter amerikanischer Offizier hatte mich dazu eingeladen, das muss Mitte der 80er Jahre gewesen sein", weiß er noch. Und er kann sich noch besser an seine spontane Reaktion erinnern: "Ich war total begeistert und wollte selber etwas Ähnliches auf die Beine stellen."
Und weil Roland Popp ein Mann der Tat ist, blieb es nicht bei der bloßen Ankündigung. Westernreiten sollte fortan sein Leben bestimmen. Mit allem, was dazugehört. Das Hobby wurde zur Berufung und schließlich zum Beruf – so könnte man das Wirken von Roland Popp im Zeitraffer umschreiben. Aber natürlich gehörte viel mehr dazu.
Wenn es um Pferde ging, fokussierte sich das Interesse Roland Popps fortan auf die Quarter Horses, die klassischen Westernpferde. "Sie sind etwas kleiner als ihre Artgenossen, aber schneller in ihren Reaktionen und Bewegungen. Sie sind leichter zu handhaben und extrem nervenstark", erklärt der Experte. Diese Eigenschaften haben sich über die Jahrhunderte bewahrt und manifestiert. "Das ist auch kein Wunder", entgegnet Popp, "schließlich mussten die Cowboys früher nahezu ihre kompletten Arbeiten vom Pferd aus verrichten" – entsprechend geschult mussten die Vierbeiner sein. Roland Popp jedenfalls war und ist fasziniert von diesen Tieren.
Es dauerte nicht lange, bis er als professioneller Trainer arbeitete und als Aktiver große Erfolge feierte. "Ich war über zehn Jahre Profi", erzählt er. Seine Laufbahn krönte er als Vize-Europameister im anspruchsvollen Working Cowhorse. Anfangs sei er als Westernreiter belächelt worden, gesteht Popp, doch schon bald lachte keiner mehr.
Es begann vor sieben Jahren
Seit sieben Jahren nun widmet sich Roland Popp verstärkt der Rolle des Veranstalters. Er gründete 2005 den Westernreitverein in Bassum-Nienstedt, dessen Vorsitzender er ist, und der mittlerweile rund 20 Mitglieder zählt. Seitdem organisiert er regelmäßig Turniere, manchmal zwei Mal, mindestens ein Mal pro Jahr.
Die jüngste Veranstaltung war ein C-Turnier für den Landesverband Niedersachsen/Bremen, und damit offiziell anerkannt vom nationalen Dachverband Erste Westernreitunion (EWU). Nach Nienstedt kommen die Aktiven gerne – und zwar die ambitionierten der Klasse 1 genauso wie die Anfänger und reinen Hobbyreiter der Klasse 5. Die traditionellen Disziplinen Trail, Reining und Western Riding werden allesamt angeboten, "insgesamt stehen 23 verschiedene Prüfungen auf dem Programm", verdeutlicht Roland Popp. Er wird dabei tatkräftig von Ehefrau Sibylle und Sohn Tim unterstützt – sie alle sind in den Ablauf involviert. Man kann mittlerweile von einem richtigen kleinen Familienunternehmen sprechen.
Diese Kompetenz und dieses Engagement haben sich herumgesprochen. Eine, die man nicht groß dazu überreden muss, nach Nienstedt zu kommen, ist Jennifer Markwart. Die 22-Jährige aus Weyhe spricht von einem der "am besten organisierten Westernreitturniere überhaupt, was die Sache für die Teilnehmer natürlich sehr angenehm macht." Das, was Nienstedt an angenehmer Atmosphäre böte, sei nicht zwingend Standard, da habe sie schon andere Erfahrungen machen müssen. Außerdem sei es für sie, die der Leistungsklasse 1 angehört und nicht nur regional, sondern bundesweit aktiv ist, immer wieder schön, in der Nähe ihres Heimatortes zu starten. In Nienstedt machte Jennifer Markwart von dieser Gelegenheit gleich dreifach Gebrauch.
Überhaupt kann Roland Popp mittlerweile auf eine gewachsene Stammbesetzung zurückgreifen, für die das Turnier ein liebgewordener Pflichttermin geworden ist. Auch im eigenen Verein wachse etwas heran. "Gerade das Interesse der Jugendlichen ist sehr groß", durfte Popp wiederholt feststellen. Die Gründe dafür glaubt er zu kennen. "Ihnen gefällt einfach das lockere Miteinander bei uns. Westernreiten ist eben einen Tick salopper und natürlicher." Die passende Live-Musik und eine zünftige Party, die bei den Turnieren in Nienstedt obligatorisch ist, spricht die Leute ebenfalls an. So soll’s auch in Zukunft sein – und noch ein bisschen mehr. Roland Popp könnte sich vorstellen, die Anzahl der Turniere auf seinem Areal weiter zu erhöhen und darüber hinaus Schnupperkurse für Neueinsteiger anzubieten.
Die Aktivitäten werden mehr, das große Ziel bleibt gleich: "Wir wollen die breite Masse noch stärker für das Westernreiten begeistern", sagt Roland Popp. Er weiß, wovon er spricht. Seine Begeisterung hat in all den Jahren jedenfalls nie nachgelassen.