Twistringen. Wenn das Training beginnt, ist er schon längst da. Das ist Usus. Auf den letzten Drücker zu erscheinen - das ist rein gar nicht seine Sache. "Julian ist immer eine halbe Stunde vor den Einheiten in der Kabine", sagt Kevin Krowiorsch über seinen Schützling Julian Fuhrmann. Der Trainer des Fußball-Kreisligisten SC Twistringen kennt das gar nicht anders von dem Angreifer und spricht deshalb von dessen "dauerhaft positiver Einstellung", die über das rein Fußballerische hinausgehe. "Julian pumpt die Bälle auf, er holt die Hütchen fürs Training, auf ihn kann man sich einfach zu 100 Prozent verlassen." Rein sportlich betrachtet trifft diese Aussage ebenfalls zu: Immerhin sicherte Julian Fuhrmann zuletzt mit zwei Treffern den 3:1-Erfolg der Twistringer beim ambitionierten TV Stuhr. Er ist deshalb unser Spieler der Woche.
Es war - wenn man so will - eine Top-Leistung mit Ansage. Das System der Stuhrer mit einer ziemlich offensiv ausgerichteten Vierer-Abwehrkette war geradezu maßgeschneidert für den Twistringer Julian Fuhrmann, der in dieser Partie als einzige Spitze seines Teams agierte.
Der 22-Jährige stieß ein ums andere Mal in die Lücken der gegnerischen Verteidigung und wusste mit den lang geschlagenen Bällen aus dem Mittelfeld in der Regel etwas Produktives anzufangen. "Das hat mir natürlich gefallen", bestätigt Fuhrmann. Seine wohl hervorstechendste Eigenschaft kam ihm dabei wiederholt zugute: seine Schnelligkeit. Der hatten die Stuhrer wenig entgegenzusetzen. Kevin Krowiorsch fällt in diesem Zusammengang noch eine zweite wichtige Stärke seines Spielers ein: "Julian geht dahin, wo es weh tut", lobt der SCT-Coach.
Saisontreffer Nummer zehn und elf
Will heißen: Fuhrmann beschwört mit seiner Art Fußball zu spielen gefährliche Torsituationen herauf, er ist präsent, er arbeitet und setzt seinen Körper ein. Erfolgversprechende Strafraumsituationen basieren deshalb weniger auf Zufall, Julian Fuhrmann sucht (und findet) sie ganz bewusst.
Der Erfolg gibt ihm recht. In Stuhr markierte der SCT-Stürmer seine Treffer zehn und elf, wobei er alleine in den jüngsten vier Partien vier Mal erfolgreich war. Diese Bilanz kann sich sehen lassen - ebenso wie die des SC Twistringen in der Rückrunde. Nach einer äußerst durchwachsenen Hinserie, in der die Twistringer zeitweise den Eindruck erweckten, als müsse der freiwillige Rückzug von der Bezirksober- in die zwei Klassen tiefere Kreisliga nicht der letzte Abstieg innerhalb kürzester Zeit gewesen sein, läuft es seit März richtig gut.
Trotzdem betont Julian Fuhrmann, dass "wir als aktueller Tabellenelfter immer noch nicht dort stehen, wo wir eigentlich hingehören." Der ehrgeizige gebürtige Twistringer will mehr. "Ich würde gerne im Bezirk spielen", gesteht Fuhrmann, der bereits auf einige Teileinsätze mit dem SCT in der Bezirksoberliga verweisen darf. Das Entscheidende fügt er an diesen Satz an: "Und ich könnte mir vorstellen, dass wir das mit dieser Mannschaft in den kommenden zwei bis drei Jahren erreichen."
Julian Fuhrmann, der seine Jugendzeit und sein erstes Herrenjahr beim SV Marhorst verbrachte und nun in der dritten Saison beim SC Twistringen spielt, ist überzeugt von den Möglichkeiten des SCT. Der gute Start ins Jahr 2011 ist für ihn kein Zufall. "Kevin Krowiorsch hat uns in der Winterpause super vorbereitet, er hat uns richtig gescheucht", erzählt Fuhrmann schmunzelnd. "Wir haben ja im Prinzip gar keine richtige Pause gemacht." So präsentiert sich der SCT mittlerweile als fitte, eingespielte Einheit, nachdem die Hinrunde vor allem durch zahlreiche personelle Ausfälle geprägt worden war.
Julian Fuhrmann, der Ende des Jahres seine Ausbildung zum Fluggerät-Mechaniker in Bremen beenden und anschließend ein Studium beginnen wird, macht keinen Hehl daraus, dass er die aktuelle Phase mit dem SC Twistringen richtig genießen kann. In seinen Worten schimmert sie jedenfalls immer wieder durch - diese dauerhaft positive Einstellung, die nicht nur Kevin Krowiorsch so gut gefällt.